Kunsthistorikerin zur Regionalwahl in Frankreich

"Wir fahren gegen die Wand"

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy
Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy © AFP / Patrik Stollarz
Bénédicte Savoy im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
"Wir müssen aufstehen und etwas tun", fordert die französische Kunsthistorikern Bénédicte Savoy. Das Ergebnis der französischen Regionalwahl sei "erschütternd". Nun müsse es einen europäischen Zusammenhalt von Intellektuellen und Politikern gegen Rechts geben.
Die in Berlin lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy sieht Frankreich auf einem katastrophalen Weg. Das Ergebnis der Regionalwahl sei "erschütternd" und werde das nach den Attentaten vorhandene Trauma der französischen Gesellschaft noch verstärken, sagte sie im Deutschlandradio Kultur:
"Das Ganze bedeutet, dass wir auch als Träger der Zivilgesellschaft, also Leute an den Unis, sie in den Medien – und zwar nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa - , diesen Ernst der Lage als tragisch wahrnehmen und handeln müssen."
Intellektuelle dürften nicht in der schon seit den Achtzigerjahren vorhandenen, weit verbreiteten Sprachlosigkeit verharren, forderte Savoy. Zwar hätten sich viele französische Künstler und Intellektuelle in den letzten Wochen gegen den Front National gewandet. Doch fehle ein europäischer Zusammenhalt und ein besserer Austausch mit den handelnden Politikern. Engagement sei das Gebot der Stunde:
"Wenn wir in Frankreich und ich als Französin in Berlin jetzt nicht aufstehen und anfangen, etwas zu tun - das heißt auch nicht aufzugeben, die Sachen zu denken, das ist Voraussetzung des Tuns -, dann ist es schlimm um Europa bestellt. Und es geht wirklich um Europa. Ohne eine europäische Republik werden wir aus diesen trennenden Parteien und diesen trennenden terroristischen Versuchen und Taten nicht herauskommen. Wir fahren gegen die Wand."
In Frankreich fehle eine Partei, die die Interessen der kritischen Zivilgesellschaft vertrete, meinte Savoy:
"Es wäre jetzt der Augenblick, etwas Neues zu erfinden, etwas zu regenerieren."

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