#kunstjagd

Raubkunst-Recherchen in Bern

Blick am 05.08.2007 auf Dächer von Bern und das Münster der Stadt. Mit dem Bau dieser bedeutenden spätgotischen Kirche wurde im Jahr 1421 begonnen, die Basilika Ende des 16. Jahrhunderts vollendet, der Turm gar erst 1893.
Bern in der Schweiz: Hier im Bundesarchiv tauchen neue Hinweise auf © picture-alliance/ dpa / Thomas Eisenhuth
Patrizia Schlosser im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke |
Wo ist das Bild, das die jüdische Familie Engelberg vor den Nazis rettete? Für die #kunstjagd war unsere journalistische Fahnderin, Patrizia Schlosser, im Schweizer Bundesarchiv in Bern und hat Akten gewälzt.
München 1938: Am Morgen nach der Reichspogromnacht kommt die Gestapo, um den jüdischen Kaufmann Jakob Engelberg zu verhaften. Die Beamten verschleppen ihn ins KZ Dachau. Zwei Wochen nach der Verhaftung ihres Mannes nimmt Paula Engelberg eines der beiden Gemälde von der Wand und verlässt die Wohnung. Am selben Tag kommt sie mit einem Visum für die Schweiz zurück.
Mit ihm erreicht sie bei der Gestapo, dass ihr Mann aus dem KZ frei kommt. Mit ihren Kindern fliehen die Engelbergs über die Schweiz in die USA. Sie sind in Sicherheit. Aber was wurde aus dem lebensrettenden Gemälde? Wo steckt es heute, fast 80 Jahre später? Das recherchieren derzeit Bayerischer Rundfunk, Schweizer Rundfunk und Fernsehen (SRF), der ORF, die Süddeutsche Zeitung und das Deutschlandradio Kultur gemeinsam und präsentieren die einzelnen Schritte und Ergebnisse der Suche multimedial.
Kein echter Hinweis, aber historisch ist die Geschichte nun klarer
Die Journalistin Patrizia Schlosser hat im Schweizer Bundesarchiv nach Spuren gesucht. Einen neuen Hinweis auf das Bild taucht nicht auf, aber historisch wird die Geschichte klarer. Sehr viele Juden hätten 1938 versucht, ein Transitvisum für die Schweiz zu bekommen, berichtet Schlosser, vor dem Generalkonsulat in München habe es lange Schlangen gegeben. In den Geschäftsberichten des Konsulats sei auch von einer "Invasion" und einem "Ansturm" auf das Gebäude die Rede. Vor dem Gebäude habe es zudem Kriminelle gegeben, die ein Geschäft mit Wartenummern betrieben.
Die Schweiz war damals Drehscheibe für Raub- und Fluchtkunst. Schlosser hat deswegen auch bei Galerien recherchiert. Diese würden auf Anfragen hilfsbereit reagieren, betont sie – so wie die Galerie Fischer in Luzern, die ehemals mit der Raubkunst Geschäfte gemacht hatte und dies dann aber später aufgearbeitet habe.
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