Die besten Instrumente sind für Musiker unerschwinglich
05:03 Minuten
Auf dem Instrumentenmarkt sind die Preise in den letzten Jahrzehnten explodiert. Legendäre Instrumente werden heute von reichen Sammlern aufgekauft. Profimusiker müssen sich die Instrumente immer öfter leihen – bei Kunstmäzeninnen wie Brigitte Feldtmann.
"Dadurch, dass der internationale Handel und die Menschen aus der ganzen Welt mit Geld erkannt haben, dass man so ein Instrument als Anlageobjekt auch betrachten kann, damit ist natürlich der Markt für die Musiker eigentlich gar nicht mehr erreichbar."
Martin Leo Schmidt ist Cellist und spielt im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Seine Ausbildung erhielt er bei einem Cellisten, der auf dem sagenumwobenen Mara Cello des Geigenbauers Antonio Stradivari spielte. Solche Instrumente sind heute unbezahlbar, einige werden für um die acht Millionen Euro gehandelt.
"Dadurch ist im Prinzip das Problem da, dass die besten Instrumente, oder sagen wir mal, die prestigeträchtigsten Instrumente, für den klassischen Musiker selber gar nicht mehr erschwinglich sind. Das heißt wir sind darauf angewiesen, dass Menschen, die mehr Geld haben so etwas kaufen und dann so nett sind, das Instrument zu verleihen."
Martin Leo Schmidt spielt auf einem italienischen Violoncello aus dem 18. Jahrhundert. Auch er könnte sich dieses Instrument selbst nicht leisten.
Das Cello bekommt er als Leihgabe, von der 79-jährigen Brigitte Feldtmann. Samt Bogen und Versicherung. Die Hamburgerin hat auch eine Stiftung für Jugendmusikförderung gegründet, mit Sitz in Hamburg Rotherbaum.
Brigitte Feldtmann wurde als Idealistin beschimpft
Ich treffe sie in ihrem Stammlokal im Grand Elysée Hotel, direkt um die Ecke von ihrem Büro. Brigitte Feldtmann bestellt Hummersuppe und Weißwein.
Mit 24 Jahren muss sie das Bauunternehmen ihres Vaters übernehmen, einen Röhrenhandel. Das Unternehmen führt Brigitte Feldtmann mit großem Erfolg, am Ende mit 160 Mitarbeitern.
Bereits in den 90er-Jahren beginnt sie, sich für Kultur zu engagieren. Sie setzt sich für Denkmalschutz ein, organisiert Konzerte, und lernt viele Künstler und Musikstudenten kennen. Wie eine Rattenfängerin lockt sie damals das Publikum in den Konzertsaal, sagt sie selbst. Und steckt es mit ihrer Leidenschaft für die klassische Musik, insbesondere auch für zeitgenössische Klassik an.
"Leidenschaft hat mich schon in meiner Kindheit begleitet und hat sich dann eben entwickelt. Das ist eigentlich auch eine Naturbegabung. Und ich denke, es hat mich auch gestärkt, dass mich Menschen, die mit meinen Handlungen zum Teil nicht so einverstanden waren, weil ich immer sehr menschenfreundlich reagiert habe, die haben mich sogar als Idealistin beschimpft und das hat mich stolz gemacht."
"Ich möchte Vorbild sein"
Im Mai 2017 wird Brigitte Feldtmann in Schwerin, wo sie nach der Wende einen weiteren Firmenstandort gründet, für ihr kulturelles Engagement zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt.
"Es ist ein Höhepunkt in meinem Leben, dass man mich so wertschätzt, damit bin ich ja dann auch an ein Ziel gekommen, ich möchte Vorbild sein."
Wenn Brigitte Feldtmann von den Musikern, die sie fördert erzählt, ist sie sichtlich bewegt. Sie hat nie eine eigene Familie gegründet und nachdem sie das Familienunternehmen 2001 verkaufte, ist die Musik ganz zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden. Die Musiker sucht sie nach Sympathie aus. Denn die Persönlichkeit des Geförderten steht für sie im Vordergrund.
"Man muss helfen und man muss diskutieren, man muss den geförderten jungen Menschen auch anhören, finde ich und man muss teilnehmen an seinen Problemen."
"Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass es Menschen gibt wie Frau Feldtmann, die aus einer ganz eigenen Geschichte heraus eine Leidenschaft dafür entwickelt haben, Kultur zu fördern und eben genau auch wissen, wofür sie nun ihr Geld und ihre Zeit auch dann opfern und geben.
Und wir sind in der klassischen Musik speziell sehr darauf angewiesen, dass es eben die Leute gibt, die nicht nur gerne unsere Musik hören, sondern auch aktiv etwas dafür tun, weil sonst würde es diese Musikszene eben in der Form gar nicht geben."