Weibliche Kunst ist zu billig
Das Auktionshaus Bonhams versteigert Werke von Künstlerinnen gesondert. Die Begründung: Der Kunstmarkt sei ungerecht, männliche Künstler erzielten viel höhere Preise. Die Kunsthistorikerin Anne-Marie Bonnet wirft Bonhams "Scheinheiligkeit" vor.
Das Londoner Auktionshaus Bonhams versteigert jetzt fünf Werke von Künstlerinnen in einer Sonderauktion. Der Grund, so das Auktionshaus, sei die offensichtliche Ungerechtigkeit auf dem Kunstmarkt, wo für Werke von männlichen Künstlern in der Regel ein Vielfaches bezahlt wird.
Nun kommt bei Bonhams Kunst von Germaine Richier, Dadamaino, Carla Accardi, Yayoi Kusama und Louise Nevelson in einer eigenen Sektion unter den Hammer. Natürlich spekuliert das Haus auf höhere Preise - aber es macht auch auf das globale Preis-Gefälle aufmerksam.
Die Kunsthistorikerin Anne-Marie Bonnet ermittelte vor rund zehn Jahren, dass in Deutschland 90 Prozent der Werke, die für Museen und Ausstellungshäuser angekauft werden, von Männern stammen.
Im Museum Ludwig hängen in jedem Raum Werke von Künstlerinnen
Inzwischen habe sich aber einiges geändert, betonte sie auf Deutschlandradio Kultur. Zwar säßen immer noch viele Männer an den Schaltstellen in den Museen, doch eine neue Generation denke anders und sei aufmerksamer. So würden im Museum Ludwig in Köln inzwischen in jedem Raum Werke von Künstlerinnen hängen.
Die Aktion von Bonhams kritisiert Bonnet scharf: Diese sei schlicht diskriminierend. Es spreche ja auch niemand von Männer-Kunst, wenn es um Werke von Jonathan Meese gehe. Sie warf dem Auktionshaus in diesem Zusammenhang "Scheinheiligkeit" vor. Die Auktion sei nur "eine Masche, um Aufmerksamkeit zu erregen".