Die art Karlsruhe findet vom 21. bis 24. Februar 2019 auf der Messe Karlsruhe statt.
Von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst
"Schauplatz der Kunst": Das ist das Motto der art Karlsruhe, bei der mehr als 200 Galerien Kunstwerke aus dem In- und Ausland präsentieren. An einem Stand muss man erst kaufen, bevor man sehen kann, was man gekauft hat.
Andächtig stehen die ersten Messebesucher vor einem wunderbaren Gemälde des Expressionisten Otto Mueller: "Russisches Mädchenpaar" von 1919, ein Meisterwerk von internationalem Rang. Knapp vier Millionen Euro möchte die Düsseldorfer Galerie Ludorff dafür haben.
Erste Interessenten aus Museen, aber auch finanzkräftige Privatsammler waren heute Morgen schon da - noch bevor die Messe offiziell eröffnet hatte. Große Künstlernamen und renommierte Galerien sind wieder in den Hallen zwei und drei versammelt. Ein Großteil der Galerien kommt seit vielen Jahren auf die art Karlsruhe. Es gibt aber unter den 208 zugelassenen Messeständen in diesem Jahr auch 35 Neuzugänge. Zum Beispiel die renommierte König Galerie aus Berlin:
"Der süddeutsche Markt war für uns schon immer interessant, wir haben hier einige Sammler sitzen. Das war auch der Grund, hierher zu gehen. Wir hatten verschiedene Ansatzpunkte: Monica Bonvicini bekommt in diesem Jahr hier den Hans-Platschek-Preis, und deswegen haben wir natürlich direkt eine sehr schöne Arbeit von ihr mitgebracht, dann ist Annette Kelm gerade in einer Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart vertreten - wir gehen schon immer mit der Auswahl unserer Arbeiten auf den Ort ein."
Auch die Münchner Galerie Klüser ist zum ersten Mal auf der art Karlsruhe und bietet in Halle eins Editionen von Beuys und Sean Scully an. Was auffällt: Die art Karlsruhe wird immer internationaler. Über ein Viertel der Galerien - so viel wie noch nie - kommt diesmal aus dem Ausland, erklärt der Initiator und Kurator der Kunstmesse in Karlsruhe, Ewald Karl Schrade:
"Wir bemühen uns, im Ausland präsent zu sein. Das ist ja ein Prozess. Hier geht doch alles sehr persönlich über Kontakte und Empfehlungen. Und so freue ich mich sehr, dass die Wellen weitergehen, und das reicht bis weit hinaus."
"Grandioser Messestart, wir sind echt begeistert"
So hatte auch die Galerie Anna Laudel aus Istanbul schon seit Längerem aus der Ferne die Entwicklung der art Karlsruhe verfolgt und sich dann entschieden, in diesem Jahr dort vier türkische Künstler zu präsentieren. Einer davon ist Ramazan Can. Er stammt aus einer Teppichknüpfer-Familie aus einem kleinen Dorf an der Schwarzmeerküste. Weil dort die alten Traditionen wegbrechen und sein Heimatdorf immer mehr zugebaut wird, hat er Stücke von Teppichen in Beton gegossen, mal großformatig, mal in lauter kleinen Würfeln.
Michael Schultz hat aus Berlin mal wieder ein provokantes Werk mitgebracht: Sein Künstler Bernd Reiter hat auf einem der 20 großzügigen Skulpturenplätze mehrere Reihen von Original-Kirchenbänken aufgebaut, darüber große Holzstreben, die eine Kirchenkuppel andeuten, auf denen aber lauter Bildschirme montiert sind. Über die Monitore laufen Bilder, Schriftzüge und Statistiken, die den sexuellen Missbrauch durch Mitarbeiter der Kirchen anprangern. Ein Werk, das sicher für Diskussionen sorgen wird!
Barometer für das neue Kunstjahr
Zum Auftakt der art Karlsruhe zeigen sich die Galeristen zuversichtlich. Für die meisten ist es die erste Messe des Jahres und ein Barometer dafür, wie die Sammler 2019 gestimmt sind. Manche Kunsthändler haben schon in den ersten Stunden, in denen nur geladene Gäste Zutritt haben, einiges verkauft.
So wie Thomas Fuchs aus Stuttgart, der wieder mit jungen, expressiven Malern den Geschmack des Publikums der art Karlsruhe getroffen hat:
"Es ging gleich richtig gut los! Zahlreiche Sammler sind gleich an unseren Stand gekommen. Von unserem jungen, koreanischen Künstler Yongchul Kim haben wir schon alles verkauft. Grandioser Messestart, wir sind echt begeistert!"
Und dann ist da noch der Künstler Jim Avignon, dem der ganze Kunstmarkt ziemlich suspekt ist und der sich mit einer Kunstaktion am Stand der Galerie Schacher einen ironischen Kommentar zur Messe erlaubt:
"Wir haben hier einen 'black market'. Die Bilder hängen falsch herum, mit der Rückseite nach vorne. Da stehen Preise drauf, und man muss erst kaufen, bevor man sehen kann, was man gekauft hat. Wenn man um die Ecke biegt, sieht man einen kleinen, stilisierten Käfig, in dem ich vor Ort während der ganzen Messe sitzen werde und neue kleine Werke mit schwarzen Rückseiten basteln werde."