Zur Fertigstellung des Bochumer Kunstprojekts "Platz des europäischen Versprechens" berichten wir am Freitag, 11. Dezember ab 14:07 Uhr in der Sendung "Kompressor".
Ein Platz für die europäische Idee mitten in Bochum
Die Stadt Bochum bekommt einen "Platz des europäischen Versprechens". Gestaltet wurde er vom Konzeptkünstler Jochen Gerz - und zwar mithilfe von mehr als 14.700 Bürgern aus der Region und ganz Europa. Die Einweihung steht kurz bevor. Im Interview erläutert Gerz das Denkmal.
Der neue "Platz des europäischen Versprechens" vor der Bochumer Christuskirche ist unter der Regie des Künstlers Jochen Gerz zu einem interaktiven Kunstwerk und Denkmal geworden, das die Bürger miteinbezieht und zur Reflexion einlädt.
Wenn der Platz im Stadtzentrum am 11. Dezember eingeweiht wird, wird der Boden mit insgesamt 14.726 Namen bedeckt sein: 185.000 Buchstaben wurden dazu in die riesigen Steinplatten eingraviert. Selbst in ferner Zukunft, wenn keiner der Teilnehmer mehr lebt, werden die Namen eine Hommage an das Versprechen lebender Menschen sein.
Stumme Versprechen
Am Kunstprojekt "Platz des Europäischen Versprechens" haben Bürger der Stadt, des Ruhrgebiets und ganz Europas teilgenommen. Sie alle gaben Europa ein Versprechen und unterzeichneten mit ihrem Namen, der anschließend auf Bodenplatten in den Platz eingeschrieben wurde.
Das Versprechen blieb geheim, nur der Name steht für dieses Versprechen. Über elf Jahre zog sich das Projekt hin. Sind einige der Bürger-Versprechen womöglich mittlerweile überholt? Jochen Gerz sagt:
"Jeder Tag ist überholt vor dem nächsten Tag. Und die Versprechen sind nicht für die Ewigkeit, sondern die Versprechen sind einfach nur ein Anfang von einem Satz, den jeder für sich selbst zu Ende sagen muss."
Immer in Bewegung
Die Welt bewege sich - Europa bewege sich, und somit auch die Gedanken und Versprechen der Menschen dazu. Auch der Platz soll ein Platz der Bewegung sein, über den täglich viele Menschen laufen. Dass die eingravierten Namen dabei buchstäblich mit Füßen getreten würden, sei Bestandteil eines lebendigen Kunstwerks.
Bewusst hat Gerz bei der Realisierung seiner Idee nicht auf irgendwelche europäischen Institutionen gesetzt, sondern auf die Bürger: "Das ist in einer Demokratie eben auch wichtig: Dass die Institutionen nicht über den Kopf der einzelnen Bürger wachsen" – andernfalls hätte man in Europa "alles falsch gemacht".
Ausgangspunkt des Kunstprojekts ist die "Helden-Gedenkhalle" von 1931 im Turm der Christuskirche mit Namen von gefallenen Bochumern im Ersten Weltkrieg und einer zweiten Liste mit den 28 "Feindstaaten Deutschlands". Diesen beiden Listen stellt Jochen Gerz mit dem Platz des europäischen Versprechens als Gegenpol quasi eine dritte Liste gegenüber.