Die Gemälde sind echt, aber...
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Die im größten Kunstkrimi der DDR gestohlenen Gemälde tauchten nach 40 Jahren wieder auf. Jetzt wurden sie wissenschaftlich untersucht. Kunstmarktexperte Stefan Koldehoff erklärt, warum die Ergebnisse der Untersuchung nicht nur erfreulich sind.
In der bitterkalten Nacht vom 13. Dezember 1979 wurden aus der Sammlung des Schlosses Friedenstein fünf bedeutende Gemälde gestohlen. Es war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle der DDR. Die Beute bestand aus Werken von Jan Brueghel dem Älteren, Anthonis van Dyck, Frans Hals, Hans Holbein und Jan Lievens, einem Zeitgenossen Rembrandts.
Obwohl sofort alle verfügbaren Ermittler, auch die Stasi, auf den Fall angesetzt wurden, wurden die Diebe nicht gefasst und die Bilder nicht gefunden. Bis nach fast 40 Jahren ein Anwalt beim Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch anrief und sagte, ein Mandat habe Gemälde, die Kreuch interessieren könnten.
Nicht alle Zuschreibungen sind tragbar
Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung ist jetzt klar, dass es sich dabei um die aus Schloss Friedenstein gestohlene Werke handelt, berichtet der Kunstmarktexperte Stefan Koldehoff: "Aber man hat auch festgestellt, dass nicht alle Zuschreibungen mehr tragbar sind."
Die Bilder von Frans Hals und Hans Holbein seien authentisch, aber Jan Brueghels "Landstraße mit Bauernwagen und Kühen" gelte nur noch als Werkstatt-Arbeit, Anthonis van Dyck "Selbstbildnis mit Sonnenblume" sei eine zeitgenössische Kopie, und ob der "Alte Mann" wirklich von Jan Lievens gemalt wurde, sei noch unklar.
Auf jeden Fall müssten die Gemälde restauriert werden, so Koldehoff: "Sie scheinen auch möglicherweise in einem Raucherhaushalt gehangen zu haben – also richtig frisch sind die nicht mehr." Auch die Rahmen seien fürchterlich: "Sieht ein bisschen aus wie 'Ikea versucht Fünfzigerjahre nachzuahmen'". Möglicherweise seien die geraubten Bilder ohne Rahmen aus der DDR in den Westen transportiert worden.
Finderlohn wird nicht gezahlt
Koldehoff erläutert, von der wissenschaftlichen Untersuchung habe abgehangen, ob Finderlohn gezahlt wird. Von vier Millionen Euro sei die Rede gewesen, zahlbar nur, wenn sich die Bilder als echt herausstellen würden. "Martin Hoernes von der Ernst von Siemens Kunststiftung hat ganz klar und deutlich gesagt, es geht kein Geld an Diebe. Das ist Hehlerei."
Was also hat die Vorbesitzer – wohl eine Arztfamilie aus Norddeutschland – angetrieben, die Gemälde zurückzugeben, wenn nicht der Finderlohn?
"Es ist vor allen Dingen die Rede davon, dass es einen Erbfall gegeben hat in der Familie. Der Vater ist 2018 gestorben, damit gingen die Bilder an die Kinder. Und die haben sich dann wohl überlegt: 'Irgendwie müssen wir uns dazu verhalten, was da 1979 passiert ist, haben einen Anwalt beauftragt, der sich in Gotha gemeldet hat. Und so nahm alles seinen Lauf'", berichtet Stefan Koldehoff.
(beb)