Ein Krimi mit Happy End?
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Vor 40 Jahren wurden fünf Altmeister-Gemälde aus dem Schlossmuseum in Gotha gestohlen. Nun sind sie wieder aufgetaucht. Oberbürgermeister Kreuch berichtet von den vertraulichen Verhandlungen. Er sagt, alle Beteiligten wollten eine gütliche Einigung.
Der Einbruch ins Museum von Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha vor genau 40 Jahren war der aufsehenerregendste Kunstraub in der DDR: Am 14. Dezember 1979 erbeuteten Einbrecher fünf wertvolle Altmeister-Gemälde: Es geht um Werke von Frans Hals, Jan Brueghel dem Älteren, Anthonis van Dyck, Jan Lievens und Hans Holbein dem Älteren.
Über Jahrzehnte gab es von den Bildern keine Spur. Nun wurde öffentlich, dass es über Monate vertrauliche Verhandlungen zwischen dem Oberbürgermeister der Stadt und einem Anwalt gegeben hat - mit dem Resultat, dass die Gemälde sich nun bei den Staatlichen Museen in Berlin befinden, wo sie auf ihre Echtheit geprüft werden.
Vor 30 Jahren gab es eine große Medienkampagne
Vermutlich hat auch Gothas Oberbürgermeister, Knut Kreuch, nicht damit gerechnet, diese Gemälde jemals wiederzusehen. Als die Gemälde geraubt wurden, war er 13 Jahre alt. 2006 wurde Kreuch Oberbürgermeister und 2009 startete er eine große Medienkampagne anlässlich der drohenden Verjährung des Raubs. Schließlich waren die Gemälde zum damaligen Zeitpunkt bereits fast 30 Jahre verschollen. Doch leider gab es keine Resonanz auf diese Aktion, wie er erklärt.
Danach hatte man die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen eigentlich schon begraben. Bis sich im Sommer 2018 plötzlich ein Anwalt telefonisch beim Gothaer Oberbürgermeister meldete und ihn um einen Termin bat, ohne jedoch zu verraten, worum es gehen sollte:
"Da ich den Anrufer aber aus anderen Zusammenhängen positiv kannte, habe ich ihm diesen Termin gewährt und am Ende dieses Gespräches hat mir der Rechtsanwalt gesagt, dass er Mandanten vertritt, die Bilder haben, die mich interessieren würden, und legte mir Fotografien auf den Tisch, aus denen ich natürlich sofort erkannte, dass es sich um die Gothaer Gemälde handeln könnte."
Jetzige Besitzer zahlten angeblich einen Betrag an die DDR
Besagte Mandanten, eine Familie in Westdeutschland, seien in erster Linie daran interessiert, den Betrag, den sie 1979/1980 für die Bilder an die DDR für die Übernahme dieser Gemälde gezahlt hätten, zurückzubekommen, erklärt Kreuch. Auch dem Oberbürgermeister geht es um eine gütliche Einigung, wie er sagt. Es wurde Vertraulichkeit bei den Verhandlungen vereinbart.
Im Gespräch ist eine Summe in Höhe von fünf Millionen Euro. Dazu Kreuch: "Wenn die Bilder echt sind, gibt es auch einen Wert der Bilder, und man zahlt in der Regel einen Finderlohn in Höhe von 10 Prozent. Wenn die Bilder einen Wert von 50 Millionen Euro haben, zahlt man fünf Millionen."
Sollten sie weniger wert sein, werde entsprechend weniger gezahlt. Und sollte es sich um Fälschungen handeln, würden sie sogar einfach wieder zurückgegeben. Dies sei klar vereinbart worden, sagt Kreuch. Für die Finanzierung des "Finderlohns" hat man sich mit der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung zusammengetan.
Traumabewältigung in Gotha
Diese Gemälde haben für Gotha eine enorme Symbolik, wie der Oberbürgermeister erklärt: Die Kunstsammlung in Gotha habe seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ständig Kunstwerke verloren, weil sie entnommen, verlagert oder verkauft wurden. Der größte Kunstraub der DDR habe diesen dauerhaften Verlust auf den Punkt gebracht.
"Ich sage immer: Das ist wie ein Trauma der Kunstszene von Gotha, und wenn das aufgelöst ist, ist das auch ein Befreiungsschlag für die gesamte Kunst hier in Gotha."
Stefan Koldehoff fasst die Hintergründe und aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Auftauchen der geraubten Bilder zusammen und weist auf offene Fragen hin: