Auf der Jagd nach Kunst durch Dschungel und Wüsten
05:37 Minuten
Jordi Clos war schon als Schüler von Ägypten fasziniert. In Luxor kaufte er später sein erstes Kunstwerk: ein 3000 Jahre altes Uschebti. Diese Grabbeigabe steht heute in seinem Museum in Barcelona, das in diesem Jahr 25 Jahre alt wird.
Jordi Clos erstes Stück steht in einer Glasvitrine im Untergeschoss des ägyptischen Museums in Barcelona: ein etwa zwanzig Zentimter großes Uschebti aus Terrakotta, eine Dienerfigur, wie sie Pharaonen hundertfach ins Grab gelegt wurde, auf dass sie ihnen im Jenseits behilflich sein mögen. Erstanden hat Clos das Exponat mit der Inventarnummer 1 im Jahr 1969, bei einem Antiquar im Hotel Winterpalace in Luxor.
"In diesem Moment war dieses einfache Figur für mich ein großartiges Kunstwerk. Meine finanziellen Möglichkeiten waren damals sehr begrenzt. Ich habe das Uschebti die ganze Nacht umklammert und gedacht: Ich halte eine 3000 Jahre alte Figur in den Händen – und sie gehört mir", erzählt der Sammler.
Die Sammelleidenschaft wurde früh geweckt
Es war die Initialzündung für eine Sammlung, die sich inzwischen auf 1350 Stücke beläuft: Pharaoenenstatuen, Sarkophage, goldener Halsschmuck, Kosmetikutensilien.
Die nachgebildete Grabkammer ist Favorit der Schulklassen, die das Museum in der Nähe von Barcelonas Prachtstraße Passeig de Gràcia fast täglich besuchen. Auch Jordi Clos ging noch zur Schule, als er für sich die Welt des alten Ägypten entdeckte: "Die Mumien, die Gräber, das Geheimnisvolle: Für ein fantasiebegabtes Kind wie mich war das unwiderstehlich. Ich war gepackt. Dabei war es in Spanien damals nicht einfach, an passende Literatur zu kommen. Es gab nicht einmal einen eigenen Lehrstuhl für Ägyptologie", erinnert er sich.
Als 16-jähriger entdeckte er auf einem Bücherflohmarkt eine Sammlung mit Karten, Fotografien, Büchern aus dem Nachlass eines passionierten Hobby-Ägyptologen; über Monate kaufte er sie der Händlerin in Raten ab. Solche Anekdoten erzählt der joviale Endsechziger mit dem schlohweißen Kurzhaarschnitt gern: Sie passen gut zu seinem Image als Selfmade-Man.
Als 16-jähriger entdeckte er auf einem Bücherflohmarkt eine Sammlung mit Karten, Fotografien, Büchern aus dem Nachlass eines passionierten Hobby-Ägyptologen; über Monate kaufte er sie der Händlerin in Raten ab. Solche Anekdoten erzählt der joviale Endsechziger mit dem schlohweißen Kurzhaarschnitt gern: Sie passen gut zu seinem Image als Selfmade-Man.
1950 in einer kleinbürgerlichen, unter den Repressalien des Franco-Regimes leidenden Familie geboren, hat sich Jordi Clos – unterstützt von seinem adeligen Schwager – beharrlich nach oben gearbeitet und eine erfolgreiche Luxus-Hotel-Kette gegründet. Der Erfolg als Geschäftsmann ermöglichte ihm, in den großen Auktionshäusern in New York, Paris, London mitzubieten. Eine Leidenschaft, die ihn bis heute nicht loslässt.
"Auf der Versteigerung sieht man das Stück dann an, berührt es und verliebt sich. Man denkt an es die ganze Zeit, überlegt, wie es die eigene Sammlung vervollständigt. Wenn man es dann ersteigert, ist das wie Hochzeit feiern", beschreibt Clos seine Faszination.
"Auf der Versteigerung sieht man das Stück dann an, berührt es und verliebt sich. Man denkt an es die ganze Zeit, überlegt, wie es die eigene Sammlung vervollständigt. Wenn man es dann ersteigert, ist das wie Hochzeit feiern", beschreibt Clos seine Faszination.
Der Kunstexperte als Indiana Jones
Jordi Clos deutet auf eine Wand mit Fotos, die ihn Arm in Arm mit Dorfvorstehern in Papua-Neuginea, Burkina Faso, Äthiopien zeigen. Der Faszination für Ägypten folgte die für ethnologische Artefakte aus Afrika, Lateinamerika, dem Pazifik.
Mit ihnen hat er die Foyers und Suiten seiner Luxus-Hotels ausstattet. Bis vor wenigen Jahren reiste er dafür selbst durch die Welt. Wenn er begeistert von Wüstendurchquerungen im Jeep, von Kanuexpeditionen im Dschungel erzählt, klingt er manchmal wie ein Abenteurer aus der Kolonialzeit.
"In Äthiopien, bei den Surma, hatte ich mal das Glück, einen Donga-Kampf zu sehen, mit tausend Kriegern, die bis aufs Blut gekämpft haben. Wir waren als einzige Weiße dabei. Schweizer Missionare hatten uns den Kontakt vermittelt. Dadurch konnten wir dann Schmuck, Amulette, Tanzmasken eintauschen. Wir haben immer getauscht, nie gekauft. Aber dazu braucht man Zeit, viel Zeit und Geduld", berichtet er.
Medikamente, Uhren und Murano-Glas gegen Fetische und andere religiöse Gegenstände: Politische Bedenken hatte Jordi Clos wegen solcher Tauschgeschäfte nie. Die Debatte über Rückgabe von Kunstwerken, die während der Kolonialzeit als Kriegsbeute oder durch wissenschaftliche Expeditionen nach Europa gelangten, verfolgt er distanziert:
"Ernsthafte Museen ermöglichen doch, dass wir Bürger, dass Schüler, Kinder die Kulturen der Welt kennenlernen können. Sie verbreiten die Kultur über die ganze Welt. Ich verstehe, dass man Kunst zurückfordert, wenn durch ein Fragment zum Beispiel ein Tempel im Herkunftsland vervollständigt werden kann. Aber wenn man sich anguckt, was an Kunstzerstörung in Syrien, Jordanien und anderswo passiert ist, denke ich: Manches ist im Museum besser aufgehoben."
Drei Exponate aus dem Museum in Barcelona sind inzwischen wieder in Ägypten. Clos' zum Museum gehörende Stiftung ist dort an Ausgrabungen beteiligt, an freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung sei man daher sehr interessiert.
Drei Exponate aus dem Museum in Barcelona sind inzwischen wieder in Ägypten. Clos' zum Museum gehörende Stiftung ist dort an Ausgrabungen beteiligt, an freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung sei man daher sehr interessiert.
Tierfiguren als Mahnung
Was das Wichtigste sei, was er als Sammler gelernt habe? Jordi Clos denkt einen Augenblick nach, sagt dann: "Kauf ein Stück nur, wenn du dir seiner Herkunft ganz sicher bist."
Als Mahnung daran hat er in seinem Büro Tierfiguren aufgestellt, die man ihm als Original untergejubelt hat. Sie sind gleichzeitig Bestätigung: Zehn, zwölf Fälschungen in fünf Jahrzehnten Sammelleidenschaft - das sei doch gar nicht so schlecht, sagt Clos.