Ein Haus voller Frauen
05:16 Minuten
Valeria Napoleone zählt zu den wichtigsten Kunstsammlerinnen Londons. Von Anfang an sollten es nur weibliche Künstler in ihre Sammlung schaffen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wir haben sie in ihrem Zuhause im Stadtteil Kensington besucht.
Valeria Napoleone lebt im Londoner Stadtteil Kensington. Da wo die Autos groß und die Wohnungen größer sind. Ihre Familie hat es offensichtlich zu Wohlstand gebracht. Napoleones Assistentin öffnet die Tür: "Valeria is in the living room."
Die Sammlerin wartet im Wohnzimmer – unter einer Uhreninstallation der Künstlerin Andrea Zittel. Napoleone lebt mit ihrer Kunst. Das Haus ist die Galerie. "Wir wechseln das im Laufe des Jahres ganz organisch. Werke kommen und gehen", sagt Napoleone.
Die Sammlerin wartet im Wohnzimmer – unter einer Uhreninstallation der Künstlerin Andrea Zittel. Napoleone lebt mit ihrer Kunst. Das Haus ist die Galerie. "Wir wechseln das im Laufe des Jahres ganz organisch. Werke kommen und gehen", sagt Napoleone.
Es gibt jedoch einige Werke, die werden nie abgehängt. Darunter Gemälde von Margherita Manzelli, Ghada Amer und Lisa Yuscavage: "Das sind die Werke, mit denen meine Sammlung begonnen hat. Die sind wie Familienfotos für mich. Ich will diesen Moment, als ich zeitgenössische Kunst entdeckt habe, nie vergessen. Das hat mein Leben komplett verändert."
Sie entdeckte Cindy Sherman, Barbara Kruger und Jenny Holzer
Napoleone lebte damals in New York, im New York der 1990er. Sie entdeckte Künstlerinnen wie Cindy Sherman, Barbara Kruger und Jenny Holzer: "It was the center of contemporary art back then."
Das allererste Werk, das Napoleone kaufte, war ein Schwarzweißfoto einer amerikanischen Fotografin: "Ihr Name ist Carol Shadford. Das Bild zeigt Seifenblasen. Und in den Blasen sieht man Frauen, mal ein Gesicht, mal ein ganzer Körper. Aus der Ferne sieht es abstrakt aus. Aber dann kommt man näher und sieht die Körperteile von Frauen. Es ist wunderschön."
Als Napoleone das Foto kaufte, traf sie eine Entscheidung, die ihre Sammlung bis heute definiert: "Ich wollte meine Sammlung zu einem Chor weiblicher Stimmen machen. Stimmen, die im Laufe der Kunstgeschichte zum Schweigen gebracht wurden." Eine strategische Entscheidung sei das nicht gewesen, sagt Napoleone und nippt am Espresso. Vielmehr eine Herzensentscheidung:
Das allererste Werk, das Napoleone kaufte, war ein Schwarzweißfoto einer amerikanischen Fotografin: "Ihr Name ist Carol Shadford. Das Bild zeigt Seifenblasen. Und in den Blasen sieht man Frauen, mal ein Gesicht, mal ein ganzer Körper. Aus der Ferne sieht es abstrakt aus. Aber dann kommt man näher und sieht die Körperteile von Frauen. Es ist wunderschön."
Als Napoleone das Foto kaufte, traf sie eine Entscheidung, die ihre Sammlung bis heute definiert: "Ich wollte meine Sammlung zu einem Chor weiblicher Stimmen machen. Stimmen, die im Laufe der Kunstgeschichte zum Schweigen gebracht wurden." Eine strategische Entscheidung sei das nicht gewesen, sagt Napoleone und nippt am Espresso. Vielmehr eine Herzensentscheidung:
"Ich kannte das Ungleichgewicht in den kommerziellen Galerien und in den Museen zwischen männlichen und weiblichen Künstlern - die Diskriminierung von Künstlerinnen. Ich bin Feministin, was auch immer das heute heißt. Und ich verstand einfach nicht, warum wir nur aufgrund von Gender-Angelegenheiten so viele Talente verpassten."
Napoleone steht auf und führt durchs Haus. Schnell wird deutlich: Die Sammlerin mag ungewöhnliche, manchmal auch laute, grelle Werke: "Colours and texture, surface. I just adore this piece", erklärt sie.
Napoleone steht auf und führt durchs Haus. Schnell wird deutlich: Die Sammlerin mag ungewöhnliche, manchmal auch laute, grelle Werke: "Colours and texture, surface. I just adore this piece", erklärt sie.
2015 startete Napoleone die Initiative "XX"
Irgendwann reichte es Napoleone aber nicht mehr, nur privat weibliche Kunst zu sammeln. 2015 startete sie die Initiative "XX" und tat sich mit der britischen "Contemporary Art Society" zusammen: "Jedes Jahr wählen wir ein Museum aus, ein Museum außerhalb Londons. Und dann spenden wir der Museumssammlung ein bedeutendes Werk einer Künstlerin."
Für ihre eigene Sammlung kauft Napoleone zehn bis 20 Werke pro Jahr. Wie viel sie pro Kunstwerk ausgibt, schwankt, doch sie hat sich eine Grenze gesetzt. Eine, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat:
"Früher bekam man ein bedeutendes Werk eines jungen Künstlers für 4000 Dollar. Heute ist das nicht mehr so. Meine Obergrenze liegt deswegen nun bei 50.000. Aber von Werken mit so einem Preisschild kaufe ich nur wenige pro Jahr."
Für ihre eigene Sammlung kauft Napoleone zehn bis 20 Werke pro Jahr. Wie viel sie pro Kunstwerk ausgibt, schwankt, doch sie hat sich eine Grenze gesetzt. Eine, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat:
"Früher bekam man ein bedeutendes Werk eines jungen Künstlers für 4000 Dollar. Heute ist das nicht mehr so. Meine Obergrenze liegt deswegen nun bei 50.000. Aber von Werken mit so einem Preisschild kaufe ich nur wenige pro Jahr."
Napoleone empfängt regelmäßig Besucher in ihrem Haus. Sie veranstaltet Abendessen für bis zu 80 Gäste, um Spenden für Kunstprojekte zu sammeln oder auf Ausstellungen aufmerksam zu machen. Und auch Museumgruppen empfängt sie nach Absprache. Aber die Menschen, die mehr von dieser extravaganten Sammlung gesehen haben als irgendwer sonst, ist Napoleones Familie:
"Meine Kinder sind inmitten von Kunst aufgewachsen. Sie sind heute 18 und 16 Jahre alt. Ich denke - ich hoffe - es war eine augenöffnende Erfahrung für sie, von so viel verrücktem Zeug umgeben zu sein. Ich hoffe, dass es ihr Bewusstsein erweitert hat."