museum global. Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne
K20 – Haupthaus der Kunstsammlung NRW
10.11.2018 — 10.3.2019
Europa ist nicht mehr Zentrum der Moderne
In der modernen Kunst in Europa wird die eurozentrische Haltung zunehmend in Frage gestellt. Dabei müssen Kunstsammlungen eingestehen, dass sie bestimmte Kunstwerke zu sammeln versäumt haben. Eine Ausstellung in Düsseldorf nimmt das Thema in Angriff.
Seit ihren Anfängen bildet die europäische und nordamerikanische Moderne den Schwerpunkt der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Kein Museum - und das betrifft nicht nur Düsseldorf - hatte in den frühen 60er-Jahren eine globale Perspektive. Der Blick auf die Moderne verändert sich mehr und mehr. In Frage gestellt wird die bislang gängige eurozentrische Haltung. Geradezu zwangsläufig landet man bei der Kunst, die nicht gesammelt wurde. Es fragt sich: Warum?
Das Ausstellungprojekt "museum global" im K20, dem "Mutterhaus" der Kunstammlung NRW, will den Blick dafür weiten. Ausgehend von einer kritischen Beschäftigung mit der eigenen Sammlung zeigt die Ausstellung "museum global" Mikrogeschichten aus Japan, Georgien, Brasilien, Mexiko, Indien, dem Libanon oder Nigeria (1910 bis 1960).
Dialog mit Kollegen aus aller Welt
Statt eine weltweite Geschichte der Moderne zu erzählen, greift die Kunstsammlung NRW beispielhaft sieben Mikrogeschichten auf und stellt sie mit ihrer eigenen Sammlung in Dialog. So, erklärt Susanne Gaensheimer, steht dem französischen Maler Henri Matisse die Modernistin aus Indien Amrita Sher-Gil gegenüber.
Bei der Auswahl der Werke haben Museums-Mitarbeiter aus der wissenschaftlichen Abteilung auf mehreren Kontinenten recherchiert. Vor allem der Austausch mit Kollegen vor Ort sei hilfreich gewesen. Um Bilder nicht nur aufzutun, sondern auch ihre Geschichten zu erfahren, sei es aus Japan oder Nigeria, so Gaensheimer.
Leerstellen in der Kunstsammlung NRW?
Dadurch dass sich Museen in den 60er-Jahren selbst nicht aus einer globalgeschichtlichen Perspektive betrachtet hätten, könne man nicht von "Leerstellen" sprechen, so die Meinung von Susanne Gaensheimer. "Damals war das Zentrum der Moderne Europa. Das kann man im Nachhinein niemandem vorwerfen", sagt Gaensheimer weiter. Man müsse sich jetzt allerdings fragen, wie man die eigene Sammlung im Museum zeitgemäß präsentiert. Da habe aber gerade Düsseldorf, das erst in den 60er-Jahren begann, die eigene Sammlung aufzubauen, nur begrenzte Spielräume, sagt Gaensheimer.
Deshalb müsse man sich jetzt öffnen und die Sammlung erweitern, auch Künstlerinnen integrieren. International geschehe das schon seit vielen Jahre. Als Vorreiter nennt Gaensheimer die Londoner Tate Modern und das Museum of Modern Art in New York. Wichtig ist Susanne Gaensheimer, sich in diesem Prozess auch der Stadtgesellschaft zu öffnen. In einem so genannten "Open Space" sind Besucher eingeladen, an Workshops teilzunehmen, sich zu informieren.