Ein Markt für die Superreichen
Hongkong will sich als kreative Metropole profilieren. Dafür wurde die "Art Basel" in die Stadt geholt und der Kunstmarkt entwickelt. Die Freiheiten seien größer als in China oder in Singapur, sagt die Journalistin Oranus Mahmoodi nach einem Rundgang durch die Galerien.
Als erfolgreicher Kunstmarkt soll Hongkong zum Tor nach China werden. Händler und Galeristen wollen auf diese Weise vor allem an das Geld der Superreichen herankommen. Die Galerieszene ist inzwischen groß, aber es gibt auch kleine "Independent"-Orte. Unsere Reporterin Oranus Mahmoodi hat sie bei einem Rundgang besucht. Da präsentiert beispielsweise der italienische Galerist Alberto Annesi bei "Art Central" eine chinesische Künstlergruppe, die sich Beijing Abstract nennen. "Wir haben uns entschieden, mit acht Künstlern zu arbeiten, die sich als Gruppe zusammengeschlossen haben", sagt Annesi. Auch wenn ihre Werke denen europäischer, abstrakter Künstler ähnlich seien, könne man die chinesischen Wurzeln gut erkennen.
Kunst als Ware
Die Galerien in Hongkong dienen vor allem dem Verkauf. Es fehlen die Orte, wo Kunst gezeigt und nicht verkauft werde, sagt Mahmoodi. "Man kann natürlich die Galerien besuchen, ohne etwas zu kaufen", sagte sie. "Aber Museen gibt es kaum, Museen mit moderner Kunst erst recht nicht." Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Da soll das "M+" als Museum of visual culture öffnen. Traditionell gibt es bereits kunsthistorische Museum, das alte chinesische Kunst zeigt – Keramiken, Bronzeobjekte, Tuschezeichnungen.
Kontrolliert versifft
Der Direktor ist ein Deutscher, Florian Knothe. Er empfiehlt im South Island Cultural District, einem Industriegebiet am Rande der Stadt, weitere Galerien aufzusuchen.
Mahmoodi fühlt sich dort an brachliegende Industriegebiete in Berlin erinnert, die Häuser sind mit Graffitis besprüht. "Aber irgendwie wirkt das alles ziemlich kontrolliert versifft", sagt sie. "Graffiti-Künstler werden eingeladen, bestimmte Wände zu bespielen – sie machen das nicht illegal in einer Nacht und Nebel-Aktion."
Ateliers sind zu teuer
Auch Ateliers gibt es in Hongkong nicht, denn die Stadt zählt zu den teuersten Städten der Welt und Raum ist deshalb sehr knapp. "Künstler können sich die Stadt kaum leisten", sagt Mahmoodi.
Moderne, chinesische Kunst werde vor allem von Chinesen gekauft. Deshalb sei auch die Art Basel vor allem ein Markt für die Superreichen aus China.
Steuerfreiheit lockt
Dort zahle man 35 Prozent Steuern auf Kunst, in Hongkong keine. Die Galeristen schätzten aber auch die Rechtssicherheit. Wer in China eine Galerie eröffne, laufe Gefahr, dass sie kurz darauf einfach wieder geschlossen werde, vielleicht aus politischen Gründen. "So etwas passiert in Hongkong nicht", sagte Mahmoodi. (gem)