Kunstwerk mit Migrationshintergrund
Seit beinahe hundert Jahren steht die Büste der Nofretete in Berlin. Seit einigen Jahren fordert der ägyptische Chefarchäologe Zahi Hawass die Rückkehr der antiken Schönheit an den Nil. Auch diesmal und wahrscheinlich so vergeblich wie zuvor.
Die älteste Berlinerin ist 3.350 Jahre alt - sagen die Berliner. Zahi Hawass dagegen, der Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer der Republik Ägypten und stellvertretende Kulturminister, er meint, die Nofretete sei gar keine Berlinerin, sondern: Ägypterin. Seit Jahren kämpft er für die Rückkehr der Nofretete und kündigte dabei immer wieder eine "offizielle Rückforderung" an.
Heute nun schien es soweit zu sein: Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf den Ägyptischen Altertumsrat und das ägyptische Kulturministerium, ein entsprechender Antrag sei den deutschen Behörden zugestellt worden, unterschrieben vom ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nazif. Stimmt nicht, erklärte dazu der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke.
"Es ist in der Tat so, dass es ein Schreiben ägyptischerseits an den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt, in dem Bezug genommen wird auf die Nofretete; es wurde dann berichtet, es handele sich dabei um eine offizielle Rückgabebitte, das ist ganz ausdrücklich nicht der Fall, es ist keine offizielle Rückgabebitte des ägyptischen Staates an die Bundesrepublik Deutschland. Eine solche Rückgabebitte müsste von Regierung an Regierung gerichtet werden, das ist nicht der Fall, ist nicht geschehen. Die Position der Bundesregierung zur Nofretete in Berlin ist im Übrigen bekannt und auch unverändert."
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte dazu, Zahi Hawass habe den Stiftungs-Präsidenten Hermann Parzinger in einem Brief "um die Rückgabe der Büste der Nofretete ersucht". Das Schreiben sei nicht vom Ministerpräsidenten unterzeichnet worden; entsprechende Meldungen dementierte später auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann: Der Brief trage die Unterschrift des ägyptischen Chefarchäologen Zahi Hawass, es gebe somit vom ägyptischen Staat auch "weiterhin kein offizielles Rückgabe-Ersuchen an Deutschland".
In der Sache ist man sich in Berlin einig: die Nofretete, ein Kunstwerk mit Migrationshintergrund, gehört nach Deutschland. Schon 2007 hatte der damalige Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung erklärt:
"Es ist überhaupt kein Zweifel, dass Nofretete ihre besondere Bedeutung, ihren besonderen Reiz darin besitzt, dass sie als 'die Fremde' aus einer ganz anderen Kultur hier bei uns seit fast 100 Jahren steht; sie würde in diesem überaus reichen Ägyptischen Museum in Kairo, ich erwähne nur den Grabschatz des Tutanchamun mit der Goldmaske, nicht annähernd so gute Figur machen wie das hier bei uns der Fall ist, und hierin liegt ja gerade ihr Wert, dass sie sich integriert hat in eine fremde Welt – ohne ihre fremde Identität aufzugeben, das sehe ich, gerade in unserer heutigen Situation, als unglaublich wichtig an."
Und auch darin ist man sich einig: die Nofretete gehört nicht nur nach Deutschland, sie gehört Deutschland: Ägyptische Rechtsansprüche bestehen nicht. Denn die Büste der Nofretete wurde 1912 gefunden von Ludwig Borchardt - vom Kaiserlichen Deutschen Institut für Ägyptische Altertumskunde. Die Ausgrabung war von Ägypten genehmigt worden, finanziert wurde sie vom Berliner Kaufmann und Mäzen James Simon.
Als Gegenleistung für diese Finanzierung war mit der ägyptischen Seite, wie damals üblich, eine gleichwertige Fundteilung vereinbart worden, vorzunehmen von den Archäologen selber; der ägyptische Antikendienst als Vertreter der ägyptischen Regierung sollte dann einen der beiden Teile auswählen. Genauso wurde verfahren: In Listen erfasst, durch Fotos dokumentiert, lagen alle Fundstücke in geöffneten Kisten zur Begutachtung bereit, über die Teilung wurde ein Vertrag aufgesetzt.
Die Büste sei vom preußischen Staat rechtmäßig erworben worden, heißt es in Berlin, von Täuschung könne keine Rede sein. Genau das aber behauptet Zahi Hawass: Mit Matsch sei die Nofretete vor dem Teilungstermin eingeschmiert worden, um den ägyptischen Antikendienst über ihren wahren Wert zu täuschen. Dass dieser Antikendienst damals von einem Franzosen geleitet wurde, gibt in Ägypten immer noch zu weiteren, vorwurfsvollen Spekulationen Anlass.
Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz teilte heute mit, man habe "großes Interesse an einer guten Kooperation" ihrer Museen mit den ägyptischen Fachleuten; erste Ideen für eine Zusammenarbeit würden gerade erarbeitet, diese Kooperationsvorschläge werde er auch in seinem Antwortschreiben an Zahi Hawass erläutern. Ob Zahi Hawass diese Antwort reichen wird?
Heute nun schien es soweit zu sein: Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf den Ägyptischen Altertumsrat und das ägyptische Kulturministerium, ein entsprechender Antrag sei den deutschen Behörden zugestellt worden, unterschrieben vom ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nazif. Stimmt nicht, erklärte dazu der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke.
"Es ist in der Tat so, dass es ein Schreiben ägyptischerseits an den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt, in dem Bezug genommen wird auf die Nofretete; es wurde dann berichtet, es handele sich dabei um eine offizielle Rückgabebitte, das ist ganz ausdrücklich nicht der Fall, es ist keine offizielle Rückgabebitte des ägyptischen Staates an die Bundesrepublik Deutschland. Eine solche Rückgabebitte müsste von Regierung an Regierung gerichtet werden, das ist nicht der Fall, ist nicht geschehen. Die Position der Bundesregierung zur Nofretete in Berlin ist im Übrigen bekannt und auch unverändert."
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte dazu, Zahi Hawass habe den Stiftungs-Präsidenten Hermann Parzinger in einem Brief "um die Rückgabe der Büste der Nofretete ersucht". Das Schreiben sei nicht vom Ministerpräsidenten unterzeichnet worden; entsprechende Meldungen dementierte später auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann: Der Brief trage die Unterschrift des ägyptischen Chefarchäologen Zahi Hawass, es gebe somit vom ägyptischen Staat auch "weiterhin kein offizielles Rückgabe-Ersuchen an Deutschland".
In der Sache ist man sich in Berlin einig: die Nofretete, ein Kunstwerk mit Migrationshintergrund, gehört nach Deutschland. Schon 2007 hatte der damalige Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung erklärt:
"Es ist überhaupt kein Zweifel, dass Nofretete ihre besondere Bedeutung, ihren besonderen Reiz darin besitzt, dass sie als 'die Fremde' aus einer ganz anderen Kultur hier bei uns seit fast 100 Jahren steht; sie würde in diesem überaus reichen Ägyptischen Museum in Kairo, ich erwähne nur den Grabschatz des Tutanchamun mit der Goldmaske, nicht annähernd so gute Figur machen wie das hier bei uns der Fall ist, und hierin liegt ja gerade ihr Wert, dass sie sich integriert hat in eine fremde Welt – ohne ihre fremde Identität aufzugeben, das sehe ich, gerade in unserer heutigen Situation, als unglaublich wichtig an."
Und auch darin ist man sich einig: die Nofretete gehört nicht nur nach Deutschland, sie gehört Deutschland: Ägyptische Rechtsansprüche bestehen nicht. Denn die Büste der Nofretete wurde 1912 gefunden von Ludwig Borchardt - vom Kaiserlichen Deutschen Institut für Ägyptische Altertumskunde. Die Ausgrabung war von Ägypten genehmigt worden, finanziert wurde sie vom Berliner Kaufmann und Mäzen James Simon.
Als Gegenleistung für diese Finanzierung war mit der ägyptischen Seite, wie damals üblich, eine gleichwertige Fundteilung vereinbart worden, vorzunehmen von den Archäologen selber; der ägyptische Antikendienst als Vertreter der ägyptischen Regierung sollte dann einen der beiden Teile auswählen. Genauso wurde verfahren: In Listen erfasst, durch Fotos dokumentiert, lagen alle Fundstücke in geöffneten Kisten zur Begutachtung bereit, über die Teilung wurde ein Vertrag aufgesetzt.
Die Büste sei vom preußischen Staat rechtmäßig erworben worden, heißt es in Berlin, von Täuschung könne keine Rede sein. Genau das aber behauptet Zahi Hawass: Mit Matsch sei die Nofretete vor dem Teilungstermin eingeschmiert worden, um den ägyptischen Antikendienst über ihren wahren Wert zu täuschen. Dass dieser Antikendienst damals von einem Franzosen geleitet wurde, gibt in Ägypten immer noch zu weiteren, vorwurfsvollen Spekulationen Anlass.
Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz teilte heute mit, man habe "großes Interesse an einer guten Kooperation" ihrer Museen mit den ägyptischen Fachleuten; erste Ideen für eine Zusammenarbeit würden gerade erarbeitet, diese Kooperationsvorschläge werde er auch in seinem Antwortschreiben an Zahi Hawass erläutern. Ob Zahi Hawass diese Antwort reichen wird?