Der Krieg ist nur wenige Kilometer weit weg
Die "Autonome Region Kurdistan" im Norden des Irak hat gezielt in eine filmische Infrastruktur investiert, um den bislang im Exil lebenden kurdischen Filmschaffen einen Ort zu geben. Auch das 2011 gegründete Duhok Film Festival hat sich in kürzester Zeit zu einem attraktiven internationalen Event mit mehreren Wettbewerben entwickelt.
Das Duhok Film Festival im Nordirak ist eine wichtige Plattform für kurdisches Kino. Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr aufgrund drohender IS-Angriffe ausgesetzt werden musste, herrscht nun wieder Sicherheit. Doch dieses Jahr führten dann plötzlich rezessionsbedingte Budgetkürzungen zur zwischenzeitlichen Absage. Nach lokalen Protesten wird es nun aber doch durchgeführt und läuft seit ein paar Tagen.
Jeder in der Region kennt den Krieg
In der Stadt Dohuk leben rund 350.00 Menschen, im Umland noch einmal eine Million Flüchtlinge. Zweidrittel von ihnen sind Jesiden. Truppen des IS befinden sich nur 40 Kilometer entfernt, die Stadt Mosul liegt 70 km weit weg. In der Region ist jeder vom Krieg persönlich betroffen.
Beim Festival bekommt die Bevölkerung neben all der alltäglichen Barbarei nun auch endlich etwas Kultur zu sehen. Das Publikum reagiert bei den Filmvorführungen in Kinos, aber auch an ungewöhnlichen Orten wie Einkaufszentren, emotional: Szenenapplaus, Standing Ovations und Tränenausbrüche sind keine Seltenheit.
Das Schicksal des eigenen Volks im Fokus
Traditionell beschäftige sich das kurdische Kino mit dem Schicksal und Leid des eigenen Volkes, sagte der Filmkritiker Amin Farzanefar im Deutschlandradio Kultur. Das Festival zeige aber, dass es besonders bei den Kurzfilmen eine "ästhetische Öffnung" gebe. Auch gebe es mehr Humor.
Deutschland ist bei dem Festival, das bereits seit einigen Tagen läuft, gleich auf mehreren Ebenen vertreten: als Sponsor über das Goethe Institut, als Organisator über die Berliner Verleih- und Produktionsfirma Mitosfilm. Und natürlich werden auch deutsche Filme gezeigt, so beispielsweise "Yalla Khartoum" oder "Die kleinste Armee der Welt" vom Kölner Dokumentarfilmer Martin Gerner. (ahe)