Benjamin Schmid, Violine
MDR-Sinfonieorchester
Leitung: Stefan Asbury
Sinfonieorchester verkleinert
Das Sinfonieorchester des MDR ist regelmäßig zu Gast beim Kurt-Weill-Fest Dessau, ist eines der Festspielorchester. Motto der Festivalmacher in diesem Jahr: "Was sind Grenzen?". Die Kompositionen von Weill, Rota und Schreker entsprechen dem Grenzmotto in vielerlei Hinsicht.
Es ist eines der "festen" Orchester des Kurt-Weill-Festes in Dessau: das MDR-Sinfonieorchester. Und so traten die Musiker auch am 8. März mit einem Programm auf, das ganz nach Festival-Motto musikalische Grenzgänger präsentierte.
Musik zwischen Konzert und Kino
Nino Rota war ein Grenzgänger zwischen Klassik und Filmkompositionen. Fällt sein Name, ist zumeist der erste gedankliche Impuls: das ist doch der Mann, der die Musik zu "Der Pate" komponierte. Seine Arbeit als Komponist abseits der Filmmusik wird im Konzert wenig reflektiert, obwohl er sich immer in erster Linie als Komponist von ernster Musik verstanden hatte.
Sein Werk umfasst 10 Opern, sowie 23 Ballett- und Bühnenkompositionen, Sinfonien, Konzerte für Harfe, Klavier, Streicher, Violonchello, Kontrabass, Posaune und Fagott sowie Chorwerke.
Sein Filmschaffen, dem er sich nach dem Zweiten Weltkrieg widmete, machte ihn berühmt. Mit dem Regisseur Federico Fellini arbeitete er seit 1952 für Jahrzehnte eng zusammen.
Das "Concerto per archi" verlangt ausschließlich einen Streicherapparat. Es ist ein viersätziges Kammermusikwerk, das sich lustvoll in barockem Aufbau zeigt und keine Experimente im Klang verlangt - und das in einer Zeit, die schon ganz andere Möglichkeiten bot! Das Werk ist voller reizvoller Einfälle. In den einzelnen Sätzen werden alle Möglichkeiten und Klangfacetten eines Streichorchesters zum Ausdruck gebracht. Nicht umsonst wurde Nino Rota auch als der "italienische Ravel" bezeichnet.
Stilmix sorgt für gute Laune bei den Streicher
Hört man sein Konzert für Streicher, denkt man unwillkürlich an einen Mix aus den unterschiedlichsten Stilen: Der Beginn des dritten Satzes ähnelt Bachs Air, im Finale wiederum erinnern die grotesken Figuren in den ersten Violinen an Prokofiev.
Weills Frühwerke
Kurt Weill ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich des Musiktheaters, wo er sich als ungemein produktiver und wegweisender Neuerer erwies. Er hinterließ aber auch eine kleinere Anzahl von Instrumentalwerken für den Konzertsaal. Fast alle stammen aus den frühen Jahren, als er an der Berliner Musikhochschule und schließlich in der Meisterklasse von Ferruccio Busoni an der Preußischen Akademie der Künste studierte. Busoni stand ihm sehr nahe.
Leid und Trauer
Das Konzert für Violine und Blasorchester op. 12 entstand im Frühjahr 1924. In dieser Zeit erkrankte Busoni schwer. Weill erschütterte Busonis Zustand. "Busoni ist todkrank und wir wissen alle nicht, wo uns der Kopf steht. Selbst zu leiden wäre nicht so schlimm als einen solchen Menschen so entsetzlich leiden zu sehen. Wenn ich nicht bei ihm bin, muss ich mich in die Arbeit stürzen, um den Anblick etwas zu vergessen."
Und so scheint es denkbar, dass die verhaltenere Stimmung des Kopfsatzes mit verschiedenen "Dies irae"-Anspielungen diese Erfahrungen trägt. Seine Idee war es, dem Streicher-Solisten den größtmöglichen Gegensatz zu bieten: eine größere Bläserbesetzung, kombiniert mit Schlagwerk.
Besonders reizvoll ist der zweite Satz, in welchem das Xylofon teilweise mit der Violine korrespondiert. Den dritten und letzten Satz hat Weill als wirbelnde Tarantella konzipert.
Der Geiger Benjamin Schmid über seine eigenen Vorbilder und Weills außergewöhnliches Konzert:
Audio Player
Maria Ossowski berichtet zudem über die Ehe Kurt Weills mit Lotte Lenya:
Orchesterapparat stark reduziert
Mitten im Ersten Weltkrieg erhielt Franz Schreker den Auftrag, ein Orchesterwerk zum hundertjährigen Gründungsjubiläum der Wiener Akademie für Tonsetzung zu schaffen. Gezielt sprengt Schreker akademische Musikansätze für den Festakt 1917.
So wählte er nur eine kleine, ausgesuchte Besetzung von gerade einmal 23 Musikern, unter der insbesondere Celesta und Harmonium hervorstechen. Spätromantik wird hier wie unter ein Prisma gelegt, das tausend Farben, tausend Farbklänge aufleben lässt und eine magische Sogwirkung entfaltet.
Aufzeichnung des Konzertes vom 8. März 2020 im Anhaltischen Theater Dessau
Nino Rota
Concerto per archi
Concerto per archi
Kurt Weill
Konzert für Violine und Blasorchester op. 12
Konzert für Violine und Blasorchester op. 12
Franz Schreker
Kammersinfonie
Kammersinfonie