Verschwunden und wiederentdeckt
Kurt Weill zählt zu den bekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Doch viele seiner Werke blieben unbekannt, darunter seine vor 100 Jahren komponierte und dann verschollene erste Sinfonie. Sie wurde nun in einer kritischen Ausgabe veröffentlicht.
Zum eher unbekannten Frühwerk des Komponisten Kurt Weill gehört dessen erste Sinfonie - oder "Symphonie in einem Satz" - die der 21-Jährige vor genau 100 Jahren in Berlin während seiner Studienzeit bei Ferruccio Busoni schrieb. Uraufgeführt wurde das Werk jedoch erst 1958, acht Jahre nach Weills Tod.
Jetzt erscheint diese erste Sinfonie im Rahmen der New Yorker Kurt-Weill-Edition erstmals in einer historisch-kritischen Ausgabe, vorgelegt von dem britischen Dirigenten und Weill-Spezialisten James Holmes. Die Erstaufführung der Sinfonie nach dieser Ausgabe durch die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko im Februar 2021 gibt Anlass, dieses beachtliche Werk vorzustellen und seinen zeit- wie musikgeschichtlichen Hintergrund zu beleuchten.
Zusammenarbeit mit Johannes R. Becher
Zu dem Werk lässt sich allerlei Spannendes berichten, etwa Weills Kontakt zu Johannes R. Becher, dessen Festspiel "Arbeiter, Bauern, Soldaten. Der Aufbruch eines Volkes zu Gott" ihm als Inspiration diente.
Thema dieses Musikfeuilletons ist auch das Verschwinden der Partitur und ihr Wiederauftauchen 1955 durch eine Aktion von Weills Witwe Lotte Lenya, die im "Tagesspiegel" eine Annonce schaltete. So konnte die Sinfonie mit großer Verspätung im Januar 1958 durch das NDR-Sinfonieorchester unter Wilhelm Schüchter uraufgeführt werden.
Über die Geschichte der ersten Sinfonie spricht der Münchner Musikwissenschaftler Wolfgang Rathert mit Elmar Juchem, dem Editionsleiter der Kurt-Weill-Edition.