Kurz und Kritisch
Drei Biografien über Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus auf unterschiedlichste Weise mitprägten oder von ihr geprägt wurden: Die Menschen hinter dem Attentat auf Hitler 1944, der Theologe Dietrich Bonhoeffer und der Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel.
Josef Schunder über Manfred Rommel
Er war stets vom Bauprojekt Stuttgart 21 überzeugt, war dabei, als die Pläne für einen tiefer gelegten Hauptbahnhof unter einem neuen Stadtquartier 1994 vorgestellt wurden, und war schon lange nicht mehr Oberbürgermeister, als sich seine Stadt darüber zerstritt und sein Nachfolger daran scheiterte.
Wäre es Manfred Rommel gelungen, den Wutausbruch der Bürger zu verhindern – mit seinem populären Politikstil? Josef Schunder, Lokalredakteur der Stuttgarter Nachrichten, stellt und beantwortet diese Frage nicht. Aber man wüsste es gern, nachdem man diese Biographie gelesen hat.
Er beschreibt einen liberalkonservativen Politiker, der nicht seinen Ellenbogen gebrauchte, wohl aber seine Autorität ausspielte, engagiert die Interessen der Städte vertrat, jedoch stets die Kassenlage im Blick hatte, der von Volksentscheiden wenig hielt, dennoch die Bürger gern mehr befragt hätte, dem die Opposition in der Schlussphase von 22 Amtsjahren vorwarf, das Rathaus nicht mehr im Griff zu haben, und der eingestand, viel runtergeschluckt und auch Mist gemacht zu haben.
Er ist aber auch der Sohn des Generalfeldmarschalls, der unter Hitler Karriere machte, sich diesem widersetzte und unter Zwang Selbstmord beging, um die Familie zu schützen. Erwin Rommel war umstritten, vom Sohn verehrt, dieser versuchte, dem Vater gerecht zu werden. Und Manfred Rommel sei als Kommunalpolitiker aus dem Schatten des Vaters herausgetreten, meint der Biograph.
Wäre es Manfred Rommel gelungen, den Wutausbruch der Bürger zu verhindern – mit seinem populären Politikstil? Josef Schunder, Lokalredakteur der Stuttgarter Nachrichten, stellt und beantwortet diese Frage nicht. Aber man wüsste es gern, nachdem man diese Biographie gelesen hat.
Er beschreibt einen liberalkonservativen Politiker, der nicht seinen Ellenbogen gebrauchte, wohl aber seine Autorität ausspielte, engagiert die Interessen der Städte vertrat, jedoch stets die Kassenlage im Blick hatte, der von Volksentscheiden wenig hielt, dennoch die Bürger gern mehr befragt hätte, dem die Opposition in der Schlussphase von 22 Amtsjahren vorwarf, das Rathaus nicht mehr im Griff zu haben, und der eingestand, viel runtergeschluckt und auch Mist gemacht zu haben.
Er ist aber auch der Sohn des Generalfeldmarschalls, der unter Hitler Karriere machte, sich diesem widersetzte und unter Zwang Selbstmord beging, um die Familie zu schützen. Erwin Rommel war umstritten, vom Sohn verehrt, dieser versuchte, dem Vater gerecht zu werden. Und Manfred Rommel sei als Kommunalpolitiker aus dem Schatten des Vaters herausgetreten, meint der Biograph.
Josef Schunder über "Manfred Rommel", Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 300 Seiten, 24,95 Euro
Antje Vollmer und Lars-Broder Keil über das Schicksal der Hitler-Attentäter
Einsam zu sein, sei ihr Lebensgefühl gewesen. Die Mitglieder des militärischen Widerstandes gegen Adolf Hitler operierten konspirativ, um sich und andere nicht zu gefährden. Einige wählten schließlich den Selbstmord, um Mitverschwörer nicht zu verraten, auch weil sie wussten, dass ihre Angehörigen in Sippenhaft genommen würden.
Nicht als Helden, sondern als aufrechte Menschen portraitieren Antje Vollmer und Lars-Broder Keil zehn Frauen und Männer, die das Attentat vom 20. Juli 1944 und den versuchten Sturz des NS-Regimes vorzubereiten halfen, aber weniger bekannt wurden als Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ob enttäuschte Anhänger oder erwiesene Gegner der Nationalsozialisten, wägten sie die Schuld ab, entweder das Unrecht der Diktatur zu dulden oder sich an einem Mord zu beteiligen. In Deutschland diffamierte man sie bis weit in die Nachkriegszeit hinein als Hochverräter, im Ausland traute man ihnen nichts zu.
Erschütternd zu lesen ist das Beispiel von Friedrich Klausing, des jüngsten unter ihnen. Bevor er hingerichtet wurde, bittet er seine nationalsozialistischen Eltern, ihn einfach zu vergessen, während der Vater Selbstmord begeht, um vor den NS-Kameraden die Schande zu tilgen.
Nicht als Helden, sondern als aufrechte Menschen portraitieren Antje Vollmer und Lars-Broder Keil zehn Frauen und Männer, die das Attentat vom 20. Juli 1944 und den versuchten Sturz des NS-Regimes vorzubereiten halfen, aber weniger bekannt wurden als Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ob enttäuschte Anhänger oder erwiesene Gegner der Nationalsozialisten, wägten sie die Schuld ab, entweder das Unrecht der Diktatur zu dulden oder sich an einem Mord zu beteiligen. In Deutschland diffamierte man sie bis weit in die Nachkriegszeit hinein als Hochverräter, im Ausland traute man ihnen nichts zu.
Erschütternd zu lesen ist das Beispiel von Friedrich Klausing, des jüngsten unter ihnen. Bevor er hingerichtet wurde, bittet er seine nationalsozialistischen Eltern, ihn einfach zu vergessen, während der Vater Selbstmord begeht, um vor den NS-Kameraden die Schande zu tilgen.
"Stauffenbergs Gefährten." Antje Vollmer und Lars-Broder Keil über das Schicksal der unbekannten Verschwörer, Hanser Verlag Berlin, 256 Seiten, 19,90 Euro, als eBook 15,99 Euro
Christiane Tietz über Dietrich Bonhoeffer
Auch Dietrich Bonhoeffer wird hingerichtet – noch kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Flossenbürg. Für den Kreis des militärischen Widerstands hatte er Kontakte zum Ausland gepflegt, getarnt als V-Mann des Amtes Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht.
Nicht als einsam, sondern als isoliert sieht ihn Christiane Tietz an, weil der Theologe konsequent der evangelischen Kirche absprach, christlich zu sein, solange sie sich mit dem Nationalsozialismus einlasse. Den Bruch markiert die Vorsitzende der Deutschen Sektion der Internationalen Bonhoeffergesellschaft im Jahr 1933.
Da setzten die sogenannten Deutschen Christen durch, dass Pfarrer mit jüdisch-familiären Wurzeln nicht länger beschäftigt werden dürften. Weshalb Bonhoeffer mit Gleichgesinnten eine andere, eine Bekennende Kirche ins Leben rief. Und die Judenfrage wurde für ihn zum Bekenntnisthema, weil sie ein Staatsversagen offenbarte, das aus theologischer Sicht ein Eingreifen in die Politik erzwang.
Nicht als einsam, sondern als isoliert sieht ihn Christiane Tietz an, weil der Theologe konsequent der evangelischen Kirche absprach, christlich zu sein, solange sie sich mit dem Nationalsozialismus einlasse. Den Bruch markiert die Vorsitzende der Deutschen Sektion der Internationalen Bonhoeffergesellschaft im Jahr 1933.
Da setzten die sogenannten Deutschen Christen durch, dass Pfarrer mit jüdisch-familiären Wurzeln nicht länger beschäftigt werden dürften. Weshalb Bonhoeffer mit Gleichgesinnten eine andere, eine Bekennende Kirche ins Leben rief. Und die Judenfrage wurde für ihn zum Bekenntnisthema, weil sie ein Staatsversagen offenbarte, das aus theologischer Sicht ein Eingreifen in die Politik erzwang.
"Theologe im Widerstand." Christiane Tietz über Dietrich Bonhoeffer, C.H. Beck Verlag München, 144 Seiten, 8,95 Euro, als eBook 7,99 Euro.