Wer fest an die Heilkraft von Homöopathie, Bachblüten- oder Osteopathie glaubt, der sollte sich gut überlegen, ob er lesen möchte, was Theodor Much darüber schreibt. Der österreichische Arzt demontiert so gut wie alles, was unter der Überschrift "Alternativmedizin" daherkommt. Das tut er voller wortgewaltiger Empörung. Denn der Glaube an vermeintlich sanfte Heilmethoden könne dazu führen, dass wirkungsvolle Behandlung ausbleibt, warnt Much; und er erklärt:

"Wer sich allzu vertrauensvoll in die Hände von (…) Pseudomedizinern begibt, geht ein nicht geringes Risiko ein. Im besten Fall verliert er nur sein Geld, im schlechtesten Fall sein Leben."

Wer das, was der Autor als "Paramedizin" bezeichnet, schon vor der Lektüre seines Buches skeptisch gesehen hat, erfährt eine Fülle interessanter Details – der Leser muss allerdings damit zurechtkommen, dass Much gerne das Stilmittel der Wiederholung einsetzt. Man kann darin ein Zeichen dafür sehen, dass ihm eine Botschaft wirklich wichtig ist: Ein großer Teil der Alternativmedizin sei nichts als "Humbug und Angstmacherei".

Theodor Much:
Der große Bluff - Irrwege und Lügen der Alternativmedizin
Goldegg Verlag, Wien

Abenteuerberichte sind ein faszinierendes Genre. In dem, was Verena Kühne zu erzählen hat, stecken einige Zutaten einer gelungenen Abenteuersammlung. Sie war als Ärztin in allen Erdteilen unterwegs, sie kann von Notoperationen im Tschad berichten oder von Erster Hilfe in kolumbianischen Slums. Die Chirurgin schildert leidenschaftliche Liebesnächte mit einem afrikanischen Krankenhaustechniker ebenso wie ihre Suche nach Gott.

Die Selbstentblößung, die in solchen Passagen steckt, kann allerdings etwas irritieren; ebenso wie die Selbstverständlichkeit, mit der die Ärztin erwähnt, dass sie sich vor einem Einsatz mit der Bundeswehr in Afghanistan beibringen ließ, wie man auf Menschen schießt. Wer etwas über politische Hintergründe der Kriege erfahren möchte, in denen Vera Kühne im Einsatz war, wird ebenso enttäuscht wie Freunde echter Literatur. Die Ärztin hat Memoiren über gut zwei Jahrzehnte eines aufregenden Lebens aufgeschrieben. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Vera Kühne:
Grenzenlos – Mein Leben als Ärztin in Krieg und Frieden
Pattloch Verlag, München

Dieter Wissgott

Kann es eine interessante Lektüre sein, wenn ein Rechtsanwalt die rechtliche Aufarbeitung von rund zwei Dutzend ärztlichen Behandlungsfehlern schriftlich niederlegt? Doch, das kann durchaus fesselnd sein und erhellend.

Es ist freilich auch beängstigend, Details darüber zu erfahren, wie ein Bereitschaftsarzt einen Herzinfarkt fahrlässigerweise nicht richtig diagnostiziert, wie Knochenbrüche viel zu spät behandelt werden, wie ein Arzt gewöhnliche Tinte als medizinisches Hilfsmittel einsetzt und auf diese Weise einen Patienten lebenslang schwer schädigt.

Ärztliche Kunstfehler sind selten, sie haben aber oft tragische Folgen", schreibt Dieter Wissgott in dem trockenen Stil, der seine Fallsammlung prägt. Sein Buch ist vor allem eine Anklageschrift gegen manche Ärzte und manche Richter. Die Ratschläge, die Wissgott gibt, wie beispielsweise der Rat, Arztgespräche nur in Anwesenheit von Zeugen zu führen, mögen eigentümlich klingen. Aber wenn man Wissgotts schmales Buch zuklappt, ist man versucht, solche Ratschläge zu beherzigen.

Dieter Wissgott:
Opfer Patient – Medizin vor Gericht
Verlag zu Klampen, Springe