Kurz und kritisch

Von Ernst Rommeney |
Jochen Bleicken bilanziert die Geschichte der Römischen Republik, Julian Krüger hat eine Biografie über den bis heute berühmtesten Kaiser Roms verfasst und Nancy und Andrew Ramage würdigen die kulturellen und technischen Leistungen der alten Römer.
Jochen Bleicken: Geschichte der Römischen Republik
Oldenbourg Verlag München.

500 Jahre währte die römische Republik – zwischen der Königs- und der Kaiserzeit. Aus einer Siedlung etruskischer Familienclans am Tiber wurde eine mächtige Stadt, die sich rühmte, erst über Italien, dann von Spanien bis nach Kleinasien und hinauf nach Britannien zu herrschen.

Die Römer waren erfolgreiche Feldherrn und geschickt im Umgang mit besetzten Gebieten. Sie banden die italienischen Städte als Bundesgenossen an sich und ließen entfernte Provinzen an langer Leine. Und doch gelang es ihnen nicht, ihr Weltreich zu regieren, geschweige denn zu "befrieden", wie es Gaius Julius Cäsar propagandistisch auszudrücken pflegte.

Es fehlte an einer angemessenen Verwaltungsorganisation, analysierte Jochen Bleicken, der 2005 verstorbene Göttinger Historiker. Eine kleine Elite sah sich einer Volksversammlung gegenüber, in der die neuen die alten Bürger dominierten, außerdem sozialen Spannungen und einem ununterbrochenen Aufbegehren unterworfener Völker. Politik war gekennzeichnet durch Grabenkämpfe, Korruption und Mangel an Diplomatie.

Dabei zeichnete sich die republikanische Verfassung Roms dadurch aus, Interessen auszugleichen – zwischen dem Adel und dem Volk, später den Freigelassenen und den bäuerlichen Soldaten. Ämter wurden auf Zeit und nicht gehäuft vergeben. Eine Diktatur galt als zeitlich beschränkte Ausnahme – und doch gerade sie setzte sich gegen die Republik durch.


Julian Krüger: Nero
Böhlau Verlag, Wien - Köln - Weimar

Er ist bis heute der berühmteste Kaiser Roms. Nicht weil viel Positives über Nero zu berichten wäre, so Julian Krüger, sondern weil seine Brutalität immer wieder die Fantasie der Nachwelt beflügelte - und weil es reichlich Quellen gibt, die dem Berliner Althistoriker erlaubten, die Phase der julisch-claudischen Kaiserfamilie über 650 Seiten detailreich nachzuerzählen.

Nero interessierte sich für Wagenrennen, Künste und Geselligkeit, nicht für Politik. Noch als jugendlicher Monarch liebte er es, mit befreundeten Raufbolden nachts auf den Straßen unterwegs zu sein. Ansonsten mühte sich der Schriftsteller Seneca, das schlechte Benehmen am Hofe einzuhegen.

Morde konnte er nicht verhindern, nicht an dem betrogenen Stiefbruder oder an der machtgierigen Mutter, an unbeliebten Christen, die für den Brand Roms verantwortlich gemacht wurden, oder an politischen Gegnern. Wie sein Lehrer und Berater Seneca sah der Kaiser sich schließlich zum Selbstmord gezwungen.

Obschon aus einer Aristokratenfamilie stammend, stand er von Hause nicht in der Thronfolge, sondern wurde in sie hineingedrängt – durch List und Intrigen seiner Mutter, auch insofern stilbildend.


Nancy und Andrew Ramage: Das Alte Rom
Konrad Theiss Verlag Stuttgart.

Als äußerst blutrünstig werden sie dargestellt, dabei seien die Römer durchaus vielschichtig und feinfühlig gewesen, stellen Nancy und Andrew Ramage fest. Die beiden New Yorker Kultur- und Kunstwissenschaftler verweisen auf Recht und politische Theorie, auf Architektur und Ingenieurwesen, auf Kunstgewerbe und Literatur.

Die Römer übernahmen viel von Etruskern und Griechen, ließen sich von Sitten und Gebräuchen aus den Regionen ihres mächtigen Reiches beeinflussen und schufen doch ihren eigenen Stil. Sie waren Machtmenschen und Praktiker.

So legten sie ein weitverzweigtes Straßennetz an, stellten Rohre für die Be- und Entwässerung ihrer Städte her, bauten große Aquädukte, um das Wasser von weit her zu holen, und schufen für ihre Hafenanlagen einen eigenen Beton.

Münzen und Werkzeuge, Skulpturen und Reliefs, Inschriften und literarische Texte gaben dem Historikerpaar Auskunft über das alltägliche Leben der Römer und illustrieren ihr Buch.
Jochen Bleicken: "Geschichte der Römischen Republik"
Jochen Bleicken: "Geschichte der Römischen Republik"© Oldenbourg Verlag
Julian Krüger: "Nero"
Julian Krüger: "Nero"© Böhlau Verlag
Nancy und Andrew Ramage: "Das Alte Rom"
Nancy und Andrew Ramage: "Das Alte Rom"© Konrad Theiss Verlag