Kurz und kritisch
In "Meine Freundin, die Nonne" begibt sich die Journalistin Ilka Piepgras auf eine Reise in die Vergangenheit. "Warum macht Sex Spaß?" stellt den Menschen als das Tier mit dem sonderbarsten Sexualleben vor. "Dick, doof und arm?" dreht sich um Übergewicht und Schlankheitswahn.
Ilka Piepgras: Meine Freundin, die Nonne
Droemer Verlag
Eine Berliner Journalistin sucht ihre verlorene Freundin. 20 Jahre nach der gemeinsamen Jugend im saarländischen Homburg reist Ilka nach Griechenland, um Charlotte wiederzusehen, aus der die orthodoxe Nonne "Diodora" in einem Kloster Thessaliens geworden ist. Ilka will verstehen, warum eine willenstarke, emanzipierte junge Frau plötzlich und radikal ihre Lebenspläne ändert, angeleitet durch einen Mönch vom Berg Athos.
Charakterlich blieb sich die Freundin treu. Sie studierte Theologie und byzantinischen Gesang, später auch Jura. Bereits als junge Nonne wurde sie zur Äbtissin gewählt. Aber ihre protestantischen Eltern fühlten sich, als hätte eine Sekte ihnen ihre Tochter genommen. Religiosität, die nicht die eigene ist, lässt sich offenbar nur schwer nachvollziehen. Auch die Protestantin Ilka fremdelt mit Kirche und Kanzel.
Und doch ist sie bereit, ihre Kinder ihrem Ehemann zu Liebe katholisch zu erziehen. Also ringt sie um religiöse Glaubwürdigkeit. Und ausgerechnet der Besuch im orthodoxen Kloster scheint ihr dabei zu helfen ...
Jared Diamond: Warum macht Sex Spaß? Die Evolution der menschlichen Sexualität
Verlag S. Fischer
Der Amerikaner Jared Diamond ist ein Multitalent mit dem ganz großen Überblick, wie er mit seinem Geschichts- und Gesellschaftspanorama "Arm und Reich" bewies. In seiner kurzen Geschichte der Sexualität stellt er uns den Menschen als das Tier mit dem sonderbarsten Sexualleben vor: Er treibt Sex ohne Grund, Sinn und Verstand, also ohne Fortpflanzungsabsichten, jederzeit und nur, weil es ihm Spaß macht.
Fürsorgliche Väter gibt es bei Tieren häufiger als bei Menschen, die Wechseljahre als unfruchtbarer Lebensabschnitt aber kennt man nur von Menschenweibchen. Die Seltsamen sind also wir. Aber warum? Steckt dahinter eine Logik oder ein Nutzen? Für die evolutionäre Entwicklung des Menschen waren großes Gehirn und aufrechter Gang entscheidend. Wohin aber führte unsere Sexualität?
Unterhaltsam entwickelt Diamond seine These von der menschlichen Absonderlichkeit anhand vieler Beispiele aus der Tierwelt. Wir lernen: Bei den Menschen gibt es viele Gründe für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, wie wir sie heute kennen: die Milchproduktion etwa, physiologisch durchaus möglich, haben die Männer ihrem Körper frühzeitig abgewöhnt. Dafür haben sie einen Penis entwickelt, den sie in seiner heute üblichen Größe gar nicht brauchen. Der Leser steht und staunt.
Friedrich Schorb: Dick, doof und arm? Die große Lüge vom Übergewicht und wer von ihr profitiert
Droemer/Knaur.
Besonders im Frühjahr, wenn uns auf allen Kanälen Diäten und Fitnessprogramme angedient werden, tun Bücher gut, in denen gründlich mit dem Schlankheitswahn aufgeräumt wird. Der beschert ja den wenigsten eine bessere Figur, aber aller Welt anorektische Models und ihre essgestörten Nachahmerinnen. Friedrich Schorb hat sich an die Aufgabe gemacht, all die fetten Lügen aufzudecken, mit denen Politik und Pharmaindustrie uns Normalschwergewichtige kujonieren.
Er entlarvt die Behauptung als Zeitungsente, die Deutschen seien die Dicksten Europas. Die fast zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland, die als zu dick gelten, sind es nur, weil man das so will. Denn Dicksein gilt als Krankheit, und von Kranken profitiert nun mal die Pharmaindustrie. Schorb weist akribisch nach, wie mit Grenzwerten jongliert wird, um Menschen krankzurechnen, und ist mit investigativem Furor den Vorurteilen auf der Spur, die sich Menschen ohne das amtlich festgestellte Idealgewicht andichten lassen müssen: Wer dick ist, sei auch doof.
Das ist informativ und man liest es gern – bis man ein wenig müde wird, dem Autor in seinem Kampf für die Unterschicht und gegen den Kapitalismus zu folgen. Der Nachweis, dass sich auch hinter hochmoralischen Gesundheitskampagnen ökonomische Interessen verbergen, hätte vollauf genügt.
Droemer Verlag
Eine Berliner Journalistin sucht ihre verlorene Freundin. 20 Jahre nach der gemeinsamen Jugend im saarländischen Homburg reist Ilka nach Griechenland, um Charlotte wiederzusehen, aus der die orthodoxe Nonne "Diodora" in einem Kloster Thessaliens geworden ist. Ilka will verstehen, warum eine willenstarke, emanzipierte junge Frau plötzlich und radikal ihre Lebenspläne ändert, angeleitet durch einen Mönch vom Berg Athos.
Charakterlich blieb sich die Freundin treu. Sie studierte Theologie und byzantinischen Gesang, später auch Jura. Bereits als junge Nonne wurde sie zur Äbtissin gewählt. Aber ihre protestantischen Eltern fühlten sich, als hätte eine Sekte ihnen ihre Tochter genommen. Religiosität, die nicht die eigene ist, lässt sich offenbar nur schwer nachvollziehen. Auch die Protestantin Ilka fremdelt mit Kirche und Kanzel.
Und doch ist sie bereit, ihre Kinder ihrem Ehemann zu Liebe katholisch zu erziehen. Also ringt sie um religiöse Glaubwürdigkeit. Und ausgerechnet der Besuch im orthodoxen Kloster scheint ihr dabei zu helfen ...
Jared Diamond: Warum macht Sex Spaß? Die Evolution der menschlichen Sexualität
Verlag S. Fischer
Der Amerikaner Jared Diamond ist ein Multitalent mit dem ganz großen Überblick, wie er mit seinem Geschichts- und Gesellschaftspanorama "Arm und Reich" bewies. In seiner kurzen Geschichte der Sexualität stellt er uns den Menschen als das Tier mit dem sonderbarsten Sexualleben vor: Er treibt Sex ohne Grund, Sinn und Verstand, also ohne Fortpflanzungsabsichten, jederzeit und nur, weil es ihm Spaß macht.
Fürsorgliche Väter gibt es bei Tieren häufiger als bei Menschen, die Wechseljahre als unfruchtbarer Lebensabschnitt aber kennt man nur von Menschenweibchen. Die Seltsamen sind also wir. Aber warum? Steckt dahinter eine Logik oder ein Nutzen? Für die evolutionäre Entwicklung des Menschen waren großes Gehirn und aufrechter Gang entscheidend. Wohin aber führte unsere Sexualität?
Unterhaltsam entwickelt Diamond seine These von der menschlichen Absonderlichkeit anhand vieler Beispiele aus der Tierwelt. Wir lernen: Bei den Menschen gibt es viele Gründe für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, wie wir sie heute kennen: die Milchproduktion etwa, physiologisch durchaus möglich, haben die Männer ihrem Körper frühzeitig abgewöhnt. Dafür haben sie einen Penis entwickelt, den sie in seiner heute üblichen Größe gar nicht brauchen. Der Leser steht und staunt.
Friedrich Schorb: Dick, doof und arm? Die große Lüge vom Übergewicht und wer von ihr profitiert
Droemer/Knaur.
Besonders im Frühjahr, wenn uns auf allen Kanälen Diäten und Fitnessprogramme angedient werden, tun Bücher gut, in denen gründlich mit dem Schlankheitswahn aufgeräumt wird. Der beschert ja den wenigsten eine bessere Figur, aber aller Welt anorektische Models und ihre essgestörten Nachahmerinnen. Friedrich Schorb hat sich an die Aufgabe gemacht, all die fetten Lügen aufzudecken, mit denen Politik und Pharmaindustrie uns Normalschwergewichtige kujonieren.
Er entlarvt die Behauptung als Zeitungsente, die Deutschen seien die Dicksten Europas. Die fast zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland, die als zu dick gelten, sind es nur, weil man das so will. Denn Dicksein gilt als Krankheit, und von Kranken profitiert nun mal die Pharmaindustrie. Schorb weist akribisch nach, wie mit Grenzwerten jongliert wird, um Menschen krankzurechnen, und ist mit investigativem Furor den Vorurteilen auf der Spur, die sich Menschen ohne das amtlich festgestellte Idealgewicht andichten lassen müssen: Wer dick ist, sei auch doof.
Das ist informativ und man liest es gern – bis man ein wenig müde wird, dem Autor in seinem Kampf für die Unterschicht und gegen den Kapitalismus zu folgen. Der Nachweis, dass sich auch hinter hochmoralischen Gesundheitskampagnen ökonomische Interessen verbergen, hätte vollauf genügt.

Cover: "Ilka Piepgras: Meine Freundin, die Nonne"© Droemer Verlag

Cover: "Jared Diamond: Warum macht Sex Spaß?"© Goldmann Verlag

Cover: "Friedrich Schorb: Dick, doof und arm?"© Droemer Verlag