Kurz und kritisch
Margherita von Brentanos "Akademische Schriften und das Politische und Persönliche" handeln von einer beeindruckenden Persönlichkeit. In "Das ist auch euer Krieg!" berichten deutsche Soldaten von ihren Auslandseinsätzen. Seef Eisikovic schreibt in "Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers" von seinem Leben als Jude am Rande der Tschechoslowakei.
Margherita von Brentano: Akademische Schriften und
das Politische und das Persönliche
Hg. von Iris Nachum und Susan Neiman
Wallstein Verlag
Margherita von Brentano - 1922 geboren und 1995 gestorben - war eine beeindruckende Persönlichkeit und einflussreiche Lehrerin in einer Zeit, in der erstens Professorinnen und zweitens dezidierte Nazigegner an den deutschen Universitäten noch selten waren. Die Philosophin, politische Wissenschaftlerin und Feministin hat, wie sie in einem der Interviews bedauernd formuliert, kein großes Werk hinterlassen und sie starb zu früh, um sich nach ihrer Emeritierung den Büchern zu widmen, die sie im Kopf hatte.
Susan Neiman hat mit Hilfe von Iris Nachum die Familiengeschichte, Brentanos Zeit bei Martin Heidegger, ihre Tätigkeit im Rundfunk und an der Freien Universität Berlin - deren Vizepräsidentin sie unter anderem war - rekonstruiert. Sie haben Interviews und Briefe, Vorträge und politische Stellungnahmen zusammengetragen und Gespräche mit Menschen aus Brentanos Umfeld geführt.
Die Herausgeberinnen nennen es eine Collage, man kann den Band auch als Portrait bezeichnen, das Portrait einer engagierten klugen Frau, in dem sich der wache Umgang mit Nachkriegsdeutschland, 1960er-Jahren und Auflösung der DDR spiegelt. Der zweite Band versammelt wissenschaftliche Schriften, wobei zu Brentanos Wissenschaft neben Aristoteles und Kant auch Analysen des Faschismus oder die Situation der Frauen an der Universität gehören. Es ist ein Glücksfall, dass dieses spannende Erbe verfügbar gemacht wurde.
Heike Groos: Das ist auch euer Krieg! - Deutsche Soldaten berichten von ihren Einsätzen
Krüger Verlag
Sie verteidigen unser Land am Hindukusch, so heißt es und trotzdem fühlen sich die Soldaten in diesem Kampf alleingelassen und im Alltag in der Bundesrepublik vergessen.
Die Bundeswehrärztin Heike Groos war in Afghanistan im Einsatz
und hat die verletzten und traumatisierten Soldaten kennengelernt.
Sie kennt den Kriegsalltag, das Leben der Soldaten, aber auch das der Menschen in Afghanistan. Die Gespräche, Berichte, Aufsätze, die sie in ihrem neuen Buch zusammengetragen und verarbeitet hat gehen dem Leser in ihrer Nüchternheit deshalb besonders nahe.
Zehntausende Soldaten sind schon in Auslandseinsätzen gewesen,
aber das Land, die Politiker und der größte Teil der Bevölkerung will sich nicht wirklich damit auseinandersetzen, was da ganz weit weg am Hindukusch passiert. Vielleicht tragen solche Erlebnisberichte dazu bei, dass zu Hause in der Bundesrepublik ausführlicher darüber diskutiert wird: Sollen deutsche Soldaten außerhalb der Landesgrenze sein und wenn ja, warum.
Wie soll mit den gefallenen Soldaten umgegangen werden. Sind es Gefallene oder Ermordete. Die Wirklichkeit des Krieges muss endlich wahrgenommen werden, nicht geschönt oder ideologisch verbrämt.
Seef Eisikovic: Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers
Picus Verlag
Seef Eisikovic trägt viele Jahre alle möglichen Namen, nur nicht den eigenen. Er wächst als Jude am Rande der Tschechoslowakei auf, in einem Teil, der später zu Ungarn gehört und gerät in die wachsende antisemitische Verfolgung der Dreißiger- und Vierzigerjahre. Er geht nach Budapest, wo die Diskriminierungen nicht ganz so streng gehandhabt werden. Die Deutsche Wehrmacht marschiert ein und die kleinen Judenverfolger bekommen Auftrieb. Wir erfahren, wie viel Brutalität im Windschatten der deutschen Okkupation von ortsansässigen Judenhassern verübt wird. Eisikovic muss zum Arbeitsdienst.
Dort gehört es zu den Aufgaben, in einer langen Reihe über ein vermintes Feld zu gehen und die Minen auszulösen, damit die hinter ihnen gehenden Soldaten verschont bleiben. Nach seiner Flucht geht er in den jüdischen Untergrund, wird Dokumentenfälscher und rettet Hunderten Menschen das Leben. Zwei Mal wird er gefasst, gefoltert und kann entkommen. Kein Kriminalroman, kein Spionagethriller könnte diese beklemmenden Erlebnisse schildern, die Eisikovic unaufgeregt berichtet. Der Text ist authentisch und bewegend und die Geschichte geht gut aus: Nach dem Krieg findet er seine Jugendliebe wieder, sie heiraten, bekommen Kinder und werden wohlhabend. Aber in seinen Träumen und in seiner Seele hat er das Leben in der Illegalität nie verlassen.
das Politische und das Persönliche
Hg. von Iris Nachum und Susan Neiman
Wallstein Verlag
Margherita von Brentano - 1922 geboren und 1995 gestorben - war eine beeindruckende Persönlichkeit und einflussreiche Lehrerin in einer Zeit, in der erstens Professorinnen und zweitens dezidierte Nazigegner an den deutschen Universitäten noch selten waren. Die Philosophin, politische Wissenschaftlerin und Feministin hat, wie sie in einem der Interviews bedauernd formuliert, kein großes Werk hinterlassen und sie starb zu früh, um sich nach ihrer Emeritierung den Büchern zu widmen, die sie im Kopf hatte.
Susan Neiman hat mit Hilfe von Iris Nachum die Familiengeschichte, Brentanos Zeit bei Martin Heidegger, ihre Tätigkeit im Rundfunk und an der Freien Universität Berlin - deren Vizepräsidentin sie unter anderem war - rekonstruiert. Sie haben Interviews und Briefe, Vorträge und politische Stellungnahmen zusammengetragen und Gespräche mit Menschen aus Brentanos Umfeld geführt.
Die Herausgeberinnen nennen es eine Collage, man kann den Band auch als Portrait bezeichnen, das Portrait einer engagierten klugen Frau, in dem sich der wache Umgang mit Nachkriegsdeutschland, 1960er-Jahren und Auflösung der DDR spiegelt. Der zweite Band versammelt wissenschaftliche Schriften, wobei zu Brentanos Wissenschaft neben Aristoteles und Kant auch Analysen des Faschismus oder die Situation der Frauen an der Universität gehören. Es ist ein Glücksfall, dass dieses spannende Erbe verfügbar gemacht wurde.
Heike Groos: Das ist auch euer Krieg! - Deutsche Soldaten berichten von ihren Einsätzen
Krüger Verlag
Sie verteidigen unser Land am Hindukusch, so heißt es und trotzdem fühlen sich die Soldaten in diesem Kampf alleingelassen und im Alltag in der Bundesrepublik vergessen.
Die Bundeswehrärztin Heike Groos war in Afghanistan im Einsatz
und hat die verletzten und traumatisierten Soldaten kennengelernt.
Sie kennt den Kriegsalltag, das Leben der Soldaten, aber auch das der Menschen in Afghanistan. Die Gespräche, Berichte, Aufsätze, die sie in ihrem neuen Buch zusammengetragen und verarbeitet hat gehen dem Leser in ihrer Nüchternheit deshalb besonders nahe.
Zehntausende Soldaten sind schon in Auslandseinsätzen gewesen,
aber das Land, die Politiker und der größte Teil der Bevölkerung will sich nicht wirklich damit auseinandersetzen, was da ganz weit weg am Hindukusch passiert. Vielleicht tragen solche Erlebnisberichte dazu bei, dass zu Hause in der Bundesrepublik ausführlicher darüber diskutiert wird: Sollen deutsche Soldaten außerhalb der Landesgrenze sein und wenn ja, warum.
Wie soll mit den gefallenen Soldaten umgegangen werden. Sind es Gefallene oder Ermordete. Die Wirklichkeit des Krieges muss endlich wahrgenommen werden, nicht geschönt oder ideologisch verbrämt.
Seef Eisikovic: Erinnerungen eines ehrbaren Fälschers
Picus Verlag
Seef Eisikovic trägt viele Jahre alle möglichen Namen, nur nicht den eigenen. Er wächst als Jude am Rande der Tschechoslowakei auf, in einem Teil, der später zu Ungarn gehört und gerät in die wachsende antisemitische Verfolgung der Dreißiger- und Vierzigerjahre. Er geht nach Budapest, wo die Diskriminierungen nicht ganz so streng gehandhabt werden. Die Deutsche Wehrmacht marschiert ein und die kleinen Judenverfolger bekommen Auftrieb. Wir erfahren, wie viel Brutalität im Windschatten der deutschen Okkupation von ortsansässigen Judenhassern verübt wird. Eisikovic muss zum Arbeitsdienst.
Dort gehört es zu den Aufgaben, in einer langen Reihe über ein vermintes Feld zu gehen und die Minen auszulösen, damit die hinter ihnen gehenden Soldaten verschont bleiben. Nach seiner Flucht geht er in den jüdischen Untergrund, wird Dokumentenfälscher und rettet Hunderten Menschen das Leben. Zwei Mal wird er gefasst, gefoltert und kann entkommen. Kein Kriminalroman, kein Spionagethriller könnte diese beklemmenden Erlebnisse schildern, die Eisikovic unaufgeregt berichtet. Der Text ist authentisch und bewegend und die Geschichte geht gut aus: Nach dem Krieg findet er seine Jugendliebe wieder, sie heiraten, bekommen Kinder und werden wohlhabend. Aber in seinen Träumen und in seiner Seele hat er das Leben in der Illegalität nie verlassen.