Wolfgang Benz: "Der deutsche Widerstand gegen Hitler"
C.H. Beck Verlag München
127 Seiten, 8,95 Euro
Gegen Hitler
Drei Bücher zum deutschen Widerstand gegen das NS-Regime: ein Übersichtswerk, ein Band mit sechs Biografien und ein Buch über Putschbestrebungen innerhalb des militärischen Nachrichtendiensts der Wehrmacht.
Mittlerweile haben Historiker den Widerstand gegen die Nationalsozialisten intensiv erforscht, vermögen ihn nunmehr in der Breite der Weltanschauungen darzustellen, ob nun monarchisch, ständisch, religiös, kommunistisch oder auch demokratisch ausgerichtet.
Wolfgang Benz jedoch bleibt dabei, die Deutschen waren kein Volk von Widerständlern. Gewiss linke und liberale Intellektuelle, christliche und jüdische Gruppen sowie besonders die Arbeiterbewegung lehnten die Nationalsozialisten von Anfang an ab.
Doch das national-konservative Bürgertum zeigte sich erst einmal offen, ging nur langsam auf Distanz und erst mit Kriegsbeginn wuchs die Aversion auch unter Beamten und Militärs. Sie reichte von Solidarität mit Verfolgten und individueller Verweigerung bis zu gegnerischer Opposition und aktivem Widerstand.
Dieser jedoch wäre beizeiten notwendig gewesen, so der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, denn je länger die Diktatur dauerte, desto brutaler wurde Gegenwehr durch staatlichen Terror gelähmt und aufgerieben.
Sie hätten es verdient, nicht vergessen zu werden – allein weil sie eine innere Haltung gezeigt hätten, mit der sich schwere Krisen überstehen lassen.
Um dies zu belegen, wählte Ferdinand Schlingensiepen sechs Biografien aus: von Sophie Scholl, Helmuth James von Moltke, Dietrich Bonhoeffer, Adam von Trott zu Solz, Harald Poelchau und des englischen Bischofs George Bell.
Typisch für ihre Altersgruppe habe die junge Sophie Scholl für Adolf Hitler geschwärmt, bis sie ihn allmählich als Verbrecher durchschaute, was eine moralische und intellektuelle Leistung gewesen sei, die sie aus ihrer Generation herausgehoben habe.
Bis weit in die Nachkriegszeit hinein wurde der Opposition gegen die Nationalsozialisten Verrat an Deutschland vorgeworfen. Dem hält der Theologe entgegen, dass gerade Widerständler sich aus christlichem Glauben heraus intensiv mit Bürgerpflichten, darunter dem pro und contra des Tyrannenmordes, auseinandergesetzt hätten.
Ferdinand Schlingensiepen: "Vom Gehorsam zur Freiheit". Biografien aus dem Widerstand
dtv München
208 Seiten, 12,90 Euro, auch als ebook
Von 1938 an sei der militärische Nachrichtendienst der Wehrmacht zu einer operativen Zentrale für alle Planungen eines Staatsstreichs geworden. Systematisch rekrutierte das Amt Ausland/Abwehr unter Wilhelm Canaris militärische und zivile Kritiker des Regimes, half Attentate auf Adolf Hitler vorzubereiten, zuletzt das von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 im Rahmen der Operation "Walküre".
Das Amt habe aber auch aktiv sabotiert, meint Monika Siedentopf. Als Hitler eine Zeit lang die Invasion der britischen Inseln erwog, sollte die Abwehr dieses Unternehmen "Seelöwe" vorbereiten und schickte dazu 1940/41 20 Spione nach England, die alle aufflogen, weil sie sich unprofessionell verhielten. Absichtlich, so die Historikerin, hätten die Führungsoffiziere ausgewählte Nazis und Kriminelle auf eine aussichtslose Tour geschickt.
Monika Siedentopf: "Unternehmen Seelöwe"
dtv München
192 Seiten, 14,90 Euro, auch als ebook