Klaus Dammann (Hg.): Wie halten Sie's mit Außerirdischen, Herr Luhmann?
Kadmos Verlag, Berlin 2014
192 Seiten, 14,90 Euro
Luhmann'sche Pinkelpausen
Ein neu erschienenes Buch versammelt abseitige Interviews und Gespräche mit dem Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann. Ein großer Spaß für Liebhaber wissenschaftlicher Skurrilitäten.
Sein Antipode Habermas gilt als weitgehend humorresistenter Philosoph − doch Niklas Luhmann, der allzu früh verstorbene Begründer der Systemtheorie, war trotz seiner Vorliebe für Bürokratismen ein Mann des verschrobenen Witzes. Abseitige Interviews und Gespräche versammelt nun ein Band mit dem wunderlichen Titel: "Wie halten Sie's mit Außerirdischen, Herr Luhmann?"
1982, zum Start des Hollywood-Reißers "E.T.", war das eine plausible Frage, und der Soziologe bemühte sich um eine seriöse Antwort: "Wenn mir ein außerirdisches Wesen begegnen würde, würde ich es wahrscheinlich erst einmal zum Tee einladen, um zu sehen, ob es sich vernünftig benehmen kann." Das hat Grandezza − und ist doch klar luhmännisch, denn Vernunft und Benimm standen für den Systemtheoretiker ganz oben in der Rangordnung seiner Werte. Im Gegensatz zu den meisten Fachkollegen hatte er allerdings keinerlei Berührungsängste mit Alltagsphänomenen, etwa den "Pinkelpausen der Kommunikation", wie Luhmann Klatsch und Smalltalk bezeichnete.
So versammelt dieser Band für Liebhaber wissenschaftlicher Skurrilitäten gewissermaßen Luhmann'sche Pinkelpausen. Sobald etwas Abseitiges seine Aufmerksamkeit beanspruchte, verlieh Luhmann dem Objekt seiner Neugier das doppelt verneinte Prädikat: "Nicht unmerkwürdig." Genau das ist dieses Buch auch, mehr als nur – einfach konnotiert – merkwürdig. Nein, es ist einerseits total gaga – und andererseits dann doch wieder toll, etwa in scharfsinnigen Passagen über Glauben und Atheismus. Nicht unmerkwürdig eben.