Michael Opoczynski: Krieg der Generationen - Und warum unsere Jugend ihn bald verloren hat
Gütersloher Verlagshaus, 160 Seiten, 12,99 Euro
auch als ebook erhältlich
Politische Resümees zweier Wirtschaftsredakteure
Der ehemalige ZDF-Redakteur, Michael Opoczynski, sieht die Jungen und die Alten in einem "Krieg der Generationen". Denn die heutigen Rentner hätten das Land auf Verschleiß gefahren. FAZ-Journalist Rainer Hank schreibt über seinen Weg vom Linken zum Liberalen: "Links, wo das Herz schlägt".
Er war Leiter der Wirtschaftsredaktion des ZDF. Nun ist er Rentner und lässt Themen seines Berufslebens Revue passieren. Dabei steigt ein zwiespältiges Gefühl in Michael Opoczynski auf.
Einerseits würden er und seine Altersgenossen jene Früchte ernten, die ihnen nach langer Arbeitszeit zustünden, andererseits erscheint ihm das gesellschaftliche Erbe vergiftet, das den Jüngeren hinterlassen wird.
Neuer Vertrag zwischen Alt und Jung
Recht dramatisch sieht er die Generationen in einem Krieg, um entwarnend einzulenken, noch seien Sieg und Niederlage nicht entschieden, noch könnte ein neuer Vertrag zwischen Alt und Jung verhandelt werden.
Doch da fängt es schon an. Verwundert stellt er fest, dass die zufriedenen Alten sich in oppositionellen Jahren bei Demonstrationen politisch stählten, während die gleichgültigen Jungen wenig Interesse am Streit hätten, vielmehr sich zielstrebig um Ausbildung und Karriere bemühten.
Der Journalismus schnüffelt im Privaten rum
Recht schnell nimmt er den eigenen journalistischen Berufstand aufs Korn. Statt beharrlich zu recherchieren und zu analysieren, würde in den Tiefen des Privaten herumgeschnüffelt, würden durch unausgewogene Themenwahl schiefe Bilder erzeugt. Und das beeinflusse die Qualität der politischen Debatte.
Zu debattieren wäre, dass das Land auf Verschleiß gefahren wurde. Die Altersversorgung sei nicht finanzierbar, die Infrastruktur marode, der Anspruch "Bildung für alle" nicht eingelöst und die Arbeitswelt durch und durch unfair. Und zudem sei während der globalen Krisen-Serie die europäische Idee zu Schanden gekommen, unter anderem die Solidarität mit Flüchtlingen.
Ein Buch über die deutsche Pleiterepublik hat er bereits geschrieben. Nun will auch Rainer Hank, der die Wirtschaftsredaktion der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" leitet, eine Lebensbeichte ablegen, die zwar persönlich daherkommt, aber ideologisch verstanden werden soll, vielleicht treffender gesagt: ideengeschichtlich.
Und so verweist er auf den letzten Seiten auf jene Bücher, die ihn beeinflusst haben vom Linken zum Liberalen zu werden. Zunächst aber fragt er, was den Menschen in einer Gruppe noch hält, obschon Skepsis und Einsicht ihn bereits weit von ihr entfernt haben. Auch politisch-soziale Bindungen, so antwortet er, würden nicht anders als religiöse wirken: es gehe zu wie in einer Sekte.
Vom Linken zum Liberalen
Dabei empfindet er, von Irrtum und Widersprüchen abgesehen, seinen Weg vom Linken zum Liberalen als folgerichtig, wo ihm doch stets Freiheit und Autonomie wichtig waren.
Dann wieder hält er Linken wie Liberalen die gleichen Sünden vor. Die einen ignorierten am chinesischen Vorbild Mao, die anderen am chilenischen Mitstreiter Pinochet, dass er ein Diktator war, von dem sie sich jeweils hätten distanzieren müssen.
Soziale Marktwirtschaft mit autoritären Wurzeln
Auch sonst geht das Ideologische verschlungene Pfade. Sozialdemokraten und Arbeiterführer trieb einst der Liberalismus auf die Barrikaden. Während Rainer Hank die soziale Marktwirtschaft unter anderem aus autoritärem Denken hervorgegangen sieht.
Echte liberale Freigeister dagegen seien stets ein kleiner Haufen geblieben, die hier und da auftauchten - mal bei den Grünen, mal unter Freien Demokraten. Sie fänden sich abseits des biederen Bürgertums und zeigten eine gewisse Nähe zu den Anfängen der außerparlamentarischen Opposition.
Rainer Hank: Links, wo das Herz schlägt - Inventur einer politischen Idee von Rainer Hank
Knaus Verlag München, 256 Seiten, 19,99 Euro
auch als ebook erhältlich.