Annette Jensen & Ute Scheub: Glücksökonomie. Wer teilt, hat mehr vom Leben.
Oekom Verlag, München
320 Seiten, 19,95 Euro
Umdenken, teilen und gewinnen
Ökologischer Kollaps, Massenarmut, Verteilungskämpfe: Annette Jensen und Ute Scheub beschreiben in "Glücksökonomie", wie wir aktuelle Krisen überwinden können. Entscheidend dafür sei, die Vorzüge des Teilens und der Gemeinschaft zu erkennen.
Überzeugungen lassen sich nicht durch Angst verändern – schon gar nicht, wenn die Ursachen der Angst in Wahrheit Produkte der fraglichen Überzeugungen sind. Klingt kompliziert? Keine Sorge: Die Autorinnen Annette Jensen und Ute Scheub machen es ihren Lesern ganz einfach. In ihrem Buch "Glücksökonomie" trennen sie, was nur scheinbar logisch miteinander zusammenhängt: die Idee eines guten Lebens nämlich von der Annahme, dass allein materieller Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum ein solches Leben ermöglichten. Ganz im Gegenteil, sagen die Journalistinnen: Der Sinn des Daseins liege nicht in einem Bankkonto. Und verlässlicher als die Freude am Besitz sei das Glück des Teilens und der Gemeinschaft.
Was auf der Ebene des Einzelnen klingt wie ein Spruch, den schon die Großmutter ins Sofakissen gestickt haben mag, gewinnt in größerem Zusammenhang dann doch eine Besorgnis erregende Brisanz. Das Modell einer Ökonomie, die auf dem Gedanken des Immer-mehr-und-nie-genug beruhe, auf Ausbeutung von Menschen und Ressourcen, auf Wettbewerb und Anhäufung gigantischer Berge von Müll – eine solche Ökonomie könne kurzfristig nichts anderes bewirken als Ungleichheit und Konflikt. Und bedrohe auf nur wenig längere Sicht die Existenz des Planeten. Die Szenarien sind bekannt: Klimawandel, ökologischer Kollaps, Massenarmut und fundamentale Verteilungskämpfe.
Erfolg durch Umdenken
Doch wie gesagt: Überzeugungen lassen sich nicht durch Angst verändern. Also erzählen die versierten Erzählerinnen Geschichten vom Erfolg durch Umdenken. Von Rob Hopkins etwa, der ganzen Gemeinden Mut macht, es einfach mal ohne fossile Energieträger zu versuchen, also ohne Kohle, Erdgas oder Öl – und der damit Tausende von Initiativen auf den Weg gebracht hat: Geht doch! Oder vom kalabrischen Dorf Riace, dessen Bürgermeister sich eines Tages entschloss, die Flüchtlinge mit offenen Armen aufzunehmen, die sich in Booten an den Strand gerettet hatten – und dem es mit ihrer Hilfe gelang, das von so vielen, insbesondere jungen Leuten schon verlassene Dorf im strukturschwachen Süden Italiens zu neuem Leben zu erwecken.
Ist das nur ein Weg zum persönlichen Glück? Nein: Es zeigt im Kleinen, was im Größen eine Überlebensstrategie sein könnte – für Europa, womöglich für den ganzen Planeten.