Kurz und kritisch
Seit Jahren jagt eine Krise die nächste, und immer wieder weisen Experten daraufhin, dass die deregulierten Finanzmärkte einen Großteil der Schuld daran tragen. Leonie Swann, Dirk Müller sowie Heiner Flassbeck zusammen mit weiteren Autoren debattieren Alternativen zum Finanzkapitalismus.
Wege zu Vollbeschäftigung und Umverteilung
Fünf Theoretiker der Ökonomie analysieren und kommen gemeinsam zum Ergebnis: Das Konzept eines weltweiten Finanzmarktes ohne Regeln sei gescheitert. Milton Friedmans Traum von der absoluten Weisheit des Marktes habe sich nicht erfüllt. Denn seit Jahrzehnten jage eine Krise die andere.
Und am Ende ruiniere ein deregulierter Finanzsektor sogar die Realwirtschaft. Die Politiker aber schauten zu. Ihnen geben die Fünf neben klaren Analysen auch Handlungsanweisungen mit auf den Weg zu nachhaltigem Wohlstand, der für Laien allerdings sehr beschwerlich angelegt wird.
So erklärt Paul Davidson das ergodische Axiom der neoklassisch neoliberalen Schule, das davon ausgeht, die Zukunft sei berechenbar: die Ergebnisse sind bekannt. Heiner Flassbeck verwirft - wie in jedem seiner Bücher - die flexibilisierten Arbeitsmärkte und plädiert für steigende Reallöhne und Mindestlöhne, um den Binnenmarkt zu beleben. Und Richard Koo erklärt den Unterschied zwischen einer Finanzkrise der Kreditgeber und einer Bilanzrezession der Kreditnehmer, in der wir uns jetzt befinden.
Fazit: Wenn der private Sektor trotz niedrigster Zinsen weitere Schulden scheut, helfen nur stimulierende Maßnahmen des Staates, um die Wirtschaft anzutreiben. Alle Fünf streben Vollbeschäftigung und staatliche Umverteilungspolitik an.
Und am Ende ruiniere ein deregulierter Finanzsektor sogar die Realwirtschaft. Die Politiker aber schauten zu. Ihnen geben die Fünf neben klaren Analysen auch Handlungsanweisungen mit auf den Weg zu nachhaltigem Wohlstand, der für Laien allerdings sehr beschwerlich angelegt wird.
So erklärt Paul Davidson das ergodische Axiom der neoklassisch neoliberalen Schule, das davon ausgeht, die Zukunft sei berechenbar: die Ergebnisse sind bekannt. Heiner Flassbeck verwirft - wie in jedem seiner Bücher - die flexibilisierten Arbeitsmärkte und plädiert für steigende Reallöhne und Mindestlöhne, um den Binnenmarkt zu beleben. Und Richard Koo erklärt den Unterschied zwischen einer Finanzkrise der Kreditgeber und einer Bilanzrezession der Kreditnehmer, in der wir uns jetzt befinden.
Fazit: Wenn der private Sektor trotz niedrigster Zinsen weitere Schulden scheut, helfen nur stimulierende Maßnahmen des Staates, um die Wirtschaft anzutreiben. Alle Fünf streben Vollbeschäftigung und staatliche Umverteilungspolitik an.
Heiner Flassbeck, Paul Davidson, James K. Galbraith, Richard Koo, Joseph E. Stiglitz: Handelt jetzt! Das globale Manifest zur Rettung der Wirtschaft, Westend-Verlag, Frankfurt. 160 Seiten, 16,99 Euro
Rezepte vom Makler
Ein populärer Börsenhändler mit einem praktischen Rezept: Dirk Müller würde gerne die Anlagegelder der europäischen Versicherungswirtschaft umleiten, sie nicht in marode Staatsanleihen investieren, sondern mit ihnen den Rohstoffsektor entwickeln.
Er sieht es als Skandal an, dass es in Griechenland und Zypern riesige Rohstoffvorkommen gebe, all der Reichtum an Öl, Gas und Mineralien aber nicht eingesetzt werde, um beiden Ländern und ganz Europa aus der Krise heraus zu helfen.
Dazu kämen noch die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds, den sich die Europäer gleichsam als trojanisches Pferd auf den Kontinent geholt hätten. Die alte Rosskur, rigoros staatliche Ausgaben zu kürzen, würge die Konjunktur ab und fahre ein Land der EU nach dem anderen an die Wand.
Die Konkurrenten aus Asien und Lateinamerika würden sich zwar bedanken, aber diese Politik nicht verstehen, angesichts der eigenen schlechten Erfahrungen mit den Ratschlägen des IWF.
Für Europa hat Dirk Müller also einen Masterplan, nämlich mit Hilfe von griechischem Öl und Gas die Rezession zu überwinden und zugleich in eine resolute Energiewende einzusteigen. Die Logik dabei: Von Investitionen in die Energieinfrastruktur erwartet er Wohlstand für alle Europäer.
Er sieht es als Skandal an, dass es in Griechenland und Zypern riesige Rohstoffvorkommen gebe, all der Reichtum an Öl, Gas und Mineralien aber nicht eingesetzt werde, um beiden Ländern und ganz Europa aus der Krise heraus zu helfen.
Dazu kämen noch die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds, den sich die Europäer gleichsam als trojanisches Pferd auf den Kontinent geholt hätten. Die alte Rosskur, rigoros staatliche Ausgaben zu kürzen, würge die Konjunktur ab und fahre ein Land der EU nach dem anderen an die Wand.
Die Konkurrenten aus Asien und Lateinamerika würden sich zwar bedanken, aber diese Politik nicht verstehen, angesichts der eigenen schlechten Erfahrungen mit den Ratschlägen des IWF.
Für Europa hat Dirk Müller also einen Masterplan, nämlich mit Hilfe von griechischem Öl und Gas die Rezession zu überwinden und zugleich in eine resolute Energiewende einzusteigen. Die Logik dabei: Von Investitionen in die Energieinfrastruktur erwartet er Wohlstand für alle Europäer.
Dirk Müller: Showdown. Der Kampf um Europa und unser Geld Droemer Knaur Verlag, München. 272 Seiten, 19,99 Euro - als ebook 17,99 Euro
Weg vom neoliberalen Denken
"Wieviel Bank braucht der Mensch?", fragt Thomas Fricke und antwortet: "Per Saldo Null". Nach der jüngsten Finanzsause hätten nämlich 50 Prozent der Deutschen an jedem Monatsende unter dem Strich nichts mehr übrig, konstatiert der Wirtschaftsjournalist. Für die zehn Prozent der Reichen sieht dies schon anders aus, weil sie auf fast zwei Drittel des Barvermögens von fünf Billionen Euro sitzen.
Ausführlich und nachvollziehbar erläutert er, wie sehr es geschadet habe, dass sich die Vermögen in den letzten drei Jahrzehnten weltweit verschoben hätten. Getrieben durch Boni, Hochfrequenzhandel, Geschäfte unter Banken jenseits amtlicher Börsen sei Kapital weltweit fehlgeleitet worden.
Frickes Rat: Steuern auf Finanztransaktionen, Kontrolle der Rohstoff- und Anleihemärkte, neues Weltwährungssystem und effektiver Antikrisenmechanismus. Auch er plädiert für eine Abkehr vom neoliberalen Denken.
Ausführlich und nachvollziehbar erläutert er, wie sehr es geschadet habe, dass sich die Vermögen in den letzten drei Jahrzehnten weltweit verschoben hätten. Getrieben durch Boni, Hochfrequenzhandel, Geschäfte unter Banken jenseits amtlicher Börsen sei Kapital weltweit fehlgeleitet worden.
Frickes Rat: Steuern auf Finanztransaktionen, Kontrolle der Rohstoff- und Anleihemärkte, neues Weltwährungssystem und effektiver Antikrisenmechanismus. Auch er plädiert für eine Abkehr vom neoliberalen Denken.
Thomas Fricke: Raus aus der fatalen Finanzwelt. Wie viel Bank braucht der Mensch?, Westend-Verlag, Frankfurt. 256 Seiten 19,99, auch als ebook erhältlich
Alle drei Bücher sehen in der Energiewende die Chance, dem Finanzkapitalismus den Rücken zu kehren und mit nachhaltigen Konzepten das Konjunkturtal zu verlassen.