Kurze Beats und ein paar Irre
Ein Architekt baut nur Keller. Seine Tochter will ihr Bein loswerden, denn sie findet, dass es nicht zu ihr gehört. Das sind nur zwei der Geschöpfe von Paulus Hochgatterer, die auf der nackten Bühne - inszeniert von Barbara-David Brüesch - ein wenig verloren wirken.
Was macht man beim Renovieren, wenn eine Wand uneben ist und alles Verputzen, Spachteln und Abschleifen nichts hilft? Man klebt eine so genannte Makulaturtapete über die entsprechende Stelle, die den Makel verdeckt.
Schon der Titel seines Theaterstücks weist den Dramatiker Paulus Hochgatterer also als den Psychiater aus, der er im Erstberuf ist. Um die makellose Oberfläche geht es, und um das, was verborgen dahinter liegt. Um den äußeren Anschein und die Abgründe, die sich auftun, wenn man die Oberfläche durchsticht.
Vordergründig sind die Figuren, die bei ihm auftreten, Allerweltsmenschen mit Allerweltsberufen: eine Lehrerein, eine Tabaktrafikantin, Polizisten oder ein Architekt zum Beispiel. Doch pflegen sie alle höchst individuelle Spleens und Obsessionen.
Der Architekt etwa baut nur Keller. Denn "je tiefer du in die Erde dringst", sagt er, "desto klarer wird alles". Die Geschichten dieser Menschen breitet Paulus Hochgatterer in einer Art Short-Cuts-Dramaturgie aus: Ausschnitte aus verschiedenen Leben, angeschnitten, mitten hineingeschnitten in die Szene, und am Ende ebenso abrupt wieder abgeschnitten. Lauter lose Handlungsstränge, locker miteinander verknüpft. Man erfährt von Hochgatterers Figuren nur das, was er aus ihren Biografien herausgeschnitten hat. So wie die Menschen nur das von ihrem Leben preisgeben, was sie sich zurechtgeschnitzt haben. Das ist übertragen zu verstehen und auch ganz wörtlich: Zentrale Figur des Stücks ist ein Chirurg, der entfernt, was den Menschen als Makel an sich erscheint. Muttermale, Knochenwucherungen, oder - wenn es sein muss - auch ganze Gliedmaßen.
Die Tochter des Architekten zum Beispiel möchte ihr Bein loswerden, weil sie es nicht als zu sich gehörig empfindet. Das ist der unbegreiflichste obsessive Wunsch, den eine Figur in diesem Stück hegt, wie man überhaupt die Personen in "Makulatur" immer weniger begreift, je weiter die Handlung fortschreitet. Das liegt in der Natur der Sache. Mag schon sein, dass alles klarer wird, je tiefer man vordringt, wie der Architekt sagt; am Anfang aber ist jeder Blick in den Abgrund ein Blick ins Bodenlose, Unergründliche.
Uraufführungsregisseurin Barbara-David Brüesch versucht denn auch gar nicht erst, die Figuren küchenpsychologisch zu knacken. Sie stellt sie auf weitgehend nackter Bühne einfach aus. Kurze Beats sorgen für harte Schnitte zwischen den einzelnen Szenen, das ist schnörkellos, um nicht zu sagen spröde.
Die Schauspieler stehen oft ein wenig verloren im Raum, ihre Figuren, die viel reden wie beim Psychiater auf der Couch oder theoretisieren, aber wenig handeln, die nur aus Oberfläche und punktuellen Bohrungen in die Tiefe bestehen, aus ausschnittsweisen Einblicken in ihr Innerstes, ohne sich dabei zu vollen Charakteren zu runden, diese Figuren bieten ihnen zwar immer wieder geistreichen Witz in den von Hochgatterer pointiert formulierten Lebensbetrachtungen, aber nur wenig Rollenfutter und daher auch kaum Halt. Ebenso wenig den Zuschauern. Was nicht weiter verwunderlich ist. Wie sollten Hochgatterers Figuren, die um ihre Identität ringen, zur Identifikation einladen?
Und so bleibt diese Uraufführung ein zwiespältiges Vergnügen. Erfreulich einerseits, dass Hochgatterer keine glatte Oberfläche bietet; dass er also kein Wellmade Play mit psychologisch ausgeformten Charakteren geschrieben hat, zumal ja gerade das Unerforschliche des menschlichen Charakters sein Thema ist. Andererseits wirken Stück und Figuren dadurch seltsam unfertig. Short Cuts mit zu vielen gekappten Enden.
Schon der Titel seines Theaterstücks weist den Dramatiker Paulus Hochgatterer also als den Psychiater aus, der er im Erstberuf ist. Um die makellose Oberfläche geht es, und um das, was verborgen dahinter liegt. Um den äußeren Anschein und die Abgründe, die sich auftun, wenn man die Oberfläche durchsticht.
Vordergründig sind die Figuren, die bei ihm auftreten, Allerweltsmenschen mit Allerweltsberufen: eine Lehrerein, eine Tabaktrafikantin, Polizisten oder ein Architekt zum Beispiel. Doch pflegen sie alle höchst individuelle Spleens und Obsessionen.
Der Architekt etwa baut nur Keller. Denn "je tiefer du in die Erde dringst", sagt er, "desto klarer wird alles". Die Geschichten dieser Menschen breitet Paulus Hochgatterer in einer Art Short-Cuts-Dramaturgie aus: Ausschnitte aus verschiedenen Leben, angeschnitten, mitten hineingeschnitten in die Szene, und am Ende ebenso abrupt wieder abgeschnitten. Lauter lose Handlungsstränge, locker miteinander verknüpft. Man erfährt von Hochgatterers Figuren nur das, was er aus ihren Biografien herausgeschnitten hat. So wie die Menschen nur das von ihrem Leben preisgeben, was sie sich zurechtgeschnitzt haben. Das ist übertragen zu verstehen und auch ganz wörtlich: Zentrale Figur des Stücks ist ein Chirurg, der entfernt, was den Menschen als Makel an sich erscheint. Muttermale, Knochenwucherungen, oder - wenn es sein muss - auch ganze Gliedmaßen.
Die Tochter des Architekten zum Beispiel möchte ihr Bein loswerden, weil sie es nicht als zu sich gehörig empfindet. Das ist der unbegreiflichste obsessive Wunsch, den eine Figur in diesem Stück hegt, wie man überhaupt die Personen in "Makulatur" immer weniger begreift, je weiter die Handlung fortschreitet. Das liegt in der Natur der Sache. Mag schon sein, dass alles klarer wird, je tiefer man vordringt, wie der Architekt sagt; am Anfang aber ist jeder Blick in den Abgrund ein Blick ins Bodenlose, Unergründliche.
Uraufführungsregisseurin Barbara-David Brüesch versucht denn auch gar nicht erst, die Figuren küchenpsychologisch zu knacken. Sie stellt sie auf weitgehend nackter Bühne einfach aus. Kurze Beats sorgen für harte Schnitte zwischen den einzelnen Szenen, das ist schnörkellos, um nicht zu sagen spröde.
Die Schauspieler stehen oft ein wenig verloren im Raum, ihre Figuren, die viel reden wie beim Psychiater auf der Couch oder theoretisieren, aber wenig handeln, die nur aus Oberfläche und punktuellen Bohrungen in die Tiefe bestehen, aus ausschnittsweisen Einblicken in ihr Innerstes, ohne sich dabei zu vollen Charakteren zu runden, diese Figuren bieten ihnen zwar immer wieder geistreichen Witz in den von Hochgatterer pointiert formulierten Lebensbetrachtungen, aber nur wenig Rollenfutter und daher auch kaum Halt. Ebenso wenig den Zuschauern. Was nicht weiter verwunderlich ist. Wie sollten Hochgatterers Figuren, die um ihre Identität ringen, zur Identifikation einladen?
Und so bleibt diese Uraufführung ein zwiespältiges Vergnügen. Erfreulich einerseits, dass Hochgatterer keine glatte Oberfläche bietet; dass er also kein Wellmade Play mit psychologisch ausgeformten Charakteren geschrieben hat, zumal ja gerade das Unerforschliche des menschlichen Charakters sein Thema ist. Andererseits wirken Stück und Figuren dadurch seltsam unfertig. Short Cuts mit zu vielen gekappten Enden.