37. Kurzfilm Festival Hamburg
1.-7. Juni
Online: festival.shortfilm.com
Queere Utopien
07:50 Minuten
Was heißt es heute, queer zu sein? Beim Kurzfilm Festival Hamburg widmen sich mehrere Beiträge dieser Frage: Queere Teenager aus New York träumen von einer perfekten Welt, und ein tunesischer Regisseur erzählt vom queeren Leben im Verborgenen.
Vom 1. bis 7. Juni findet in diesem Jahr das 37. Kurzfilm Festival Hamburg als Online-Filmfest statt: Im Internationalen Wettbewerb laufen gleich mehrere Filme, die sich queerem Leben und queeren Utopien widmen.
Wenn Teenager sich die perfekte Welt ausmalen
Einer von ihnen ist der portugiesische Kurzfilm "Tracing Utopia" von Catarina de Sousa und Nick Tyson. Darin stellen sich queere Teenager aus dem New Yorker Stadtteil Queens gemeinsam via Zoom, Smartphone und Minecraft-Oberfläche eine perfekte Welt vor. Es sei sehr spannend, Teenagern einfach mal zuzuhören, statt immer zu sagen, dass sie noch keine Lebenserfahrung hätten, findet Maike Mia Höhne, die Leiterin des Festivals. Denn sie hätten sehr wohl klare Vorstellungen:
"Die wissen genau, dass es zum Beispiel wichtig ist, in den Schulen, in den Vermittlungsangeboten, die für viele zur Verfügung stehen, zu sagen: Es gibt eine queere Wirklichkeit. Und die gibt es auch nicht erst seit heute, sondern schon viel länger. Und die muss man erzählen, damit andere Wirklichkeiten in dieser ganz großen Erzählung Platz finden."
Der US-Kurzfilm "Marriage Story" von Jessica Dunn Rovinelli wiederum fällt mit seiner Ernsthaftigkeit und Kunstsinnigkeit auf – und bricht mit den Erwartungen, die man an eine Hochzeitsgeschichte haben könnte. Der Film führe zurück auf die simplen Gesten des Alltags, sagt Maike Mia Höhne: Kaffee trinken, sich treffen, sich berühren. "Und dann stellt man auf einmal fest: Ach, ist gar nicht so, wie man gedacht hat. Wer trifft sich da eigentlich?"
Queersein im Verborgenen
Ein dritter Film mit einer queeren Thematik kommt aus Tunesien, wo Homosexualität strafbar ist: In "This Day Won't Last" erzählt Mouaad el Salem über das queere Leben im Verborgenen. Muss sich ein Festival fragen, ob es einen solchen Film in die Öffentlichkeit bringt, wenn dem Regisseur möglicherweise mit Repressalien rechnen muss? Mouaad el Salem wolle, dass seine Lebenswirklichkeit sichtbar sei, und er wisse sich zu schützen, sagt Maike Mia Höhne. "Und wir schützen ihn auch."
(jfr)