Einfühlsames Porträt dreier Arbeiter
07:41 Minuten
Der Kurzfilm "Proll!" ist bei den Kurzfilmtagen Oberhausen ausgezeichnet worden. Der Film erzählt von Menschen, die unter prekären Bedingungen schuften: Eine Auseinandersetzung mit dem Begriff des Proletariers, sagt der Regisseur Adrian Figueroa.
Der 30-minütige Kurzfilm "Proll!" des Theaterregisseurs Adrian Figueroa hat den deutschen Wettbewerb der diesjährigen Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gewonnen. Der Film handelt von Menschen, die viel arbeiten und trotzdem davon kaum leben können.
Keine Möglichkeit, sich untereinander zu solidarisieren
Lakonisch und mit feinen Beobachtungen wird die Geschichte von Cornelia, Juri und Murat erzählt: Jeweils ein Tag im Leben einer Clickworkerin, eines Paketlieferanten und eines Fabrikarbeiters.
Auf die Weise könnte der Film auch die Lieferkette eines Produktes nachvollziehen, doch die Protagonisten selbst verpassen sich immer wieder, sagt Regisseur Figueroa: Sie hätten keine Möglichkeit, sich untereinander zu solidarisieren, "und bleiben dann letztendlich in ihrem Einzelkampf zurück".
Der Film sei eine Auseinandersetzung mit dem Wort "Proll" beziehungsweise "Proletarier" gewesen, sagt Regisseur Figueroa. "Uns hat interessiert, warum der Proletarier Marxscher Prägung eigentlich aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist – und: Wer ist der Proletarier von heute? Wer ist der Arbeiter von heute?"
Gleichzeitig sei es eine Auseinandersetzung mit dem verzerrten Bild des Arbeiters gewesen, "das oft gezeichnet wird als weiß, hetero, naiv, rassistisch, queerfeindlich, ängstlich, wütend, männlich, also eben Proll. Und dieses Bild wollten wir hinterfragen."
Corona als Glücksfall
Ursprünglich sei der Film als dokumentarisches Theaterprojekt geplant gewesen, erzählt der Regisseur, der sonst hauptsächlich für die Bühne inszeniert. "Wir mussten dann pandemiebedingt das Projekt umwandeln in einen Film, was im Nachhinein ein Glücksfall war."
Auch habe Corona wie unter einem Brennglas nochmals gezeigt, wer in unserer Gesellschaft weniger privilegiert sei und jetzt unter schlechtesten Bedingungen arbeiten müsse, sagt Adrian Figueroa.
(lkn)