Ärger um Neubesetzung einer Führungsposition
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An der KZ-Gedenkstätte Dachau ist ein Machtkampf um die neu zu besetzende Leitung der pädagogischen Abteilung entbrannt. Das schade dem Ruf der Einrichtung, meint unser Landeskorrespondent in Bayern, Michael Watzke.
Zwischen der Leiterin der Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, und dem Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, ist ein Machtkampf im Gange. Grund ist die Neubesetzung der Leitung der pädagogischen Abteilung in Dachau.
Nach einhelliger Meinung hätten sich bei der Ausschreibung keine geeigneten Bewerber oder Bewerberinnen gefunden, sagt unser Landeskorrespondent Michael Watzke. Freller habe dann im Alleingang und gegen den Willen von Hammermann die Büroleiterin der Stiftung, Erika Tesar, ernannt. Das habe nun zu einem großen Konflikt in der Gedenkstätte geführt. Mittlerweile sei auch das bayerische Kultusministerium, das den Vorsitz im Stiftungsrat hat, eingeschaltet und soll nun vermitteln.
Freller habe seine Entscheidung mit der Qualifikation von Tesar begründet, so Watzke weiter. Sie sei eine promovierte Politikwissenschaftlerin, die sehr gut vernetzt und sehr erfahren sei und durch ihre Herkunft aus einer jüdischen Familie, die drei Mitglieder im Holocaust verloren habe, als authentische Vermittlerin der Geschichte sehr geeignet.
Die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, betone dagegen die fehlende pädagogische Erfahrung Tesars. "Das ist tatsächlich etwas, das sich im Lebenslauf von Dr. Erika Tesar nicht findet. Und natürlich ist dieser Bereich Bildung für eine KZ-Gedenkstätte wie Dachau wichtig. Da ändert sich gerade vieles, durch die Digitalisierung, da ändert sich auch viel durch das Wegfallen der Zeitzeugen, von denen immer mehr sterben", sagt Watzke.
Streit wirft schlechtes Licht auf die Gedenkstätte
Deswegen hätten Gabriele Hammermann, der Personalrat und viele Mitarbeiter gesagt, dass man dort eine ausgewiesene Expertin oder einen ausgewiesenen Experten brauche. Die Situation sei sehr verfahren. "Und ein solcher Personalstreit schadet der KZ-Gedenkstätte und ihrem Ruf", betont Watzke.
Die Positionierung des Stiftungsrats werde nun eine große Rolle bei der Klärung der Angelegenheit spielen. In diesem säßen Zeitzeugen, Hinterbliebene und viele Experten.
"Wenn der Stiftungsrat sich für Erika Tesar einsetzen sollte, dann wäre das ein wichtiges Argument für sie. Und Karl Freller sagt, er wird die Entscheidung des Stiftungsrates akzeptieren. Die Entscheidung des Personalrates, also die Ablehnung, die werde er nicht akzeptieren."
(rja)