KZ-Gedenkstätten lehnen Pflichtbesuche für Schüler ab
Knappe achtzig Jahre nach dem Kriegsende sind die Unsensibilität und der emotionale Abstand zum Holocaust riesig. Besuche der KZ-Gedenkstätten sind überwiegend nicht in Lehrplänen verankert. Nun lehnen die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland den Vorschlag der Unionsfraktion im Bundestag, Schüler zu Besuchen der Einrichtungen zu verpflichten deutlich ab. Hinter dem Ruf nach Pflichtbesuchen stecke manchmal die naive Vorstellung, dass KZ-Gedenkstätten "demokratische Läuterungsanstalten" seien, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der "Welt". Die Forderung nach Pflichtbesuchen werde häufig "reflexhaft nach antisemitischen Vorfällen für Gruppen erhoben, von denen man fälschlicherweise annimmt, sie heilen oder immunisieren zu können". Ein ehemaliges Konzentrationslager könne für junge Menschen eine "emotionale Überforderung" darstellen, die niemandem aufgezwungen werden sollte, sagte zudem der für Sachsenhausen und Ravensbrück zuständige Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Lediglich Jörg Skriebeleit, Leiter der kleineren KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern begrüßte den Vorschlag. Im Freistaat gebe es bereits die Besuchspflicht für Gymnasiasten und Realschüler und man mache dort "sehr gute Erfahrungen mit einem in den Lehrplänen integrierten obligatorischen Besuch von Schülerinnen und Schülern", sagte er.