Ex-Microsoft-Chef Ballmer gönnt sich ein Milliarden-Spielzeug
Mit einem Rassismus-Skandal geriet das Basketball-Team der L.A. Clippers kürzlich in den Schlagzeilen. Nun hat der frühere Microsoft-Chef Steve Ballmer den Verein für eine Rekordsumme gekauft - und will ihn auch sportlich wieder auf Kurs bringen.
Der erste öffentliche Auftritt von Steve Ballmer vor Clippers Fans, Spielern und Trainern wird in die Geschichte des Sports von Los Angeles eingehen. In Riesenschritten, Fäuste in die Luft streckend, raste der ehemalige Microsoftchef durch das Staples Center und kochte über vor Enthusiasmus. Als wäre es die beste Idee, zwei Milliarden Dollar für ein Basketballteam auszugeben, das laut Forbes-Wirtschaftsanalysen nur etwa ein Viertel davon wert ist.
In einer ruhigeren Minute erklärt Ballmer einem Fernsehsender seine Pläne für die Mannschaft um Starspieler Blake Griffin und Chris Paul:
"Ich möchte, dass die Clippers in allem ihr höchstes Potenzial erreichen: Dass sie das beste Team sind, die besten Spieler, den besten Trainer haben, das beste Unternehmen sind und so weiter. Dafür müssen wir knallhart sein, zäh und gute Leistung bringen."
Ehemalige Mitarbeiter und Konkurrenten aus seiner Microsoft-Zeit warnen: Ballmers Energie und Enthusiasmus können umschlagen in Unberechenbarkeit und unbedachte Entscheidungen. Ballmer war nur begrenzt beliebt unter Mitarbeitern der Tech-Firma. Unter seiner Führung hat Microsoft Trends wie Smartphones und Social Media verschlafen. Seit seinem Rückzug aus dem Vorstand im August steigen die Aktien des Unternehmens wieder.
Doch Clippers-Fans und das Team begrüßen den Mann aus Seattle mit offenen Armen. Trainer Doc Rivers:
"Hätten wir vor drei Monaten gedacht, dass wir so eine Situation erleben würden? Es ist fantastisch. Seine Leidenschaft ist großartig. Sie steckt uns an, die Begeisterung der Fans für ihn war fantastisch."
Ist Steve Ballmers Investition sinnvoll?
Ballmer rettete die Clippers aus einer tiefen Krise um rassistische Äußerungen des Ex-Eigentümers. Donald Sterling hatte die Mannschaft vor 30 Jahren für zwölf Millionen Dollar gekauft und kaum in sie investiert. Leidenschaft scheint ihm so fremd wie Großzügigkeit zu sein. Mit dem Skandal um abfällige Bemerkungen über afroamerikanische Spieler geriet das gerade aufsteigende Team wieder in einen Abwärtsstrudel. Bis ein Gericht den Zwei-Milliarden-Deal mit Ballmer durchsetzte.
Ist die Investition des Tech-Fachmanns sinnvoll? Denkt man nur ans Geld, sicher nicht. Andrew Zimbalist, Sport-Wirtschaftswissenschaftler:
"Man kann das nicht mit finanziellen Argumenten rechtfertigen. Er kauft sich ein Spielzeug. Nach einem langen erfolgreichen Leben als Unternehmer, will er Spaß haben, unter andere Leute kommen. Und das holt er sich jetzt."
Bei der ersten Begegnung der Saison treffen die Clippers auf die ehemaligen Seattle Supersonics. Ballmer wollte auch dieses Team schon mal kaufen. Dann zog es um nach Oklahoma. Der neue Clippers-Besitzer kann kaum erwarten, es zu schlagen.
Dann wird es ernst. Denn am Ende der Saison sind Milliardeninvestitionen und Enthusiasmus nebensächlich. Das einzige was dann für die Clippers zählt, ist, endlich aus dem Schatten der Lakers zu treten und die erste NBA-Meisterschaft der Vereinsgeschichte nach Los Angeles zu holen.