Lady Blackbird "Black Acid Soul"

Musik, wie hingetupft

07:44 Minuten
Die Sängerin Lady Blackbird am Mikrofon in rotem Spotlight.
Nach Einschätzung unseres Kritikers auf dem Weg zum Weltruhm: die Sängerin Lady Blackbird. © BMG / Christine Solomon
Matthias Wegner im Gespräch mit Mascha Drost |
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Musikjournalismus lebt auch von der Behauptung, sagt unser Kritiker Matthias Wegner. Und er behauptet nun: Lady Blackbirds Album "Black Acid Soul" ist das Debüt-Album des Jahres. Ihre warme, volle Stimme leuchtet - unschlagbar!
Als der Musikjournalist Matthias Wegner die Debüt-Single von Lady Blackbird erstmals im britischen Radio hörte, habe ihn das "absolut umgehauen", berichtet er. Nun ist die Sängerin mit ihrem Album "Black Acid Soul" auf dem Markt - und Wegner findet auch die anderen Songs herausragend.

Erster Plattenvertrag mit 16 Jahren

Geboren wurde Lady Blackbird als Marley Munroe im Südwesten der USA, sie wuchs mit Kirchenmusik auf. Bereits als 16-jährige bekam sie ihren ersten Plattenvertrag, um christliche Musik aufzunehmen. Damit habe sie aber gebrochen, so Wegner. Als 18-jährige ging sie nach New York, probierte sich dort aus und experimentierte mit verschiedenen Musikrichtungen.
"Was aber da schon auffiel, war diese volle, warme, zauberhafte Stimme, die nur noch an den richtigen Produzenten geraten musste", sagt Wegner. Dieser Produzent war Chris Seefried. Er hat unter anderem die Sängerin Andra Day produziert, die mit ihrer Musik einen Grammy gewann.

Skizzenhaft und nicht durchproduziert

"Lady Blackbird und Seefried haben sich offenbar verständigt, auf der Produktionsseite möglichst viel zu reduzieren, um diese einzigartige, markante Stimme zum Strahlen zu bringen", mutmaßt Wegner.
Blackbird kommt mit einer kleinen Kernband aus - nur Klavier und Bass. Hin und wieder tauchen mal ein paar Streicher auf oder etwas Schlagzeug. "Aber viele Stücke wirken fast wie hingetupft", sagt Wegner, "manchmal fast skizzenhaft oder nicht bis zum Ende durchproduziert. Aber genau das ist großartig. Da atmet diese Musik und da strahlt diese Stimme."
Am Klavier sitzt Deron Johnson. Miles Davis hatte Johnson noch in den späten 80er-Jahren entdeckt und ihn zwei Jahre lang – bis zu seinem Tod 1991 – mit auf Tour genommen. Johnson sei ein Pianist, der alles kann, sagt Wegner - und der auch wisse, wie wertvoll es sei, nicht immer alles zu spielen, was einem gerade durch den Kopf gehe.
Auf dem Album sind nun Jazz-Interpretationen von zumeist recht unbekannten Soul- und Folk-Stücken zu finden. Musikjournalismus lebe ja immer auch ein bisschen von der Behauptung, sagt Wegner. Für ihn sei das Werk das "Debüt-Album des Jahres".
Eine Sängerin steht vor einem Mikrofon.
Erster Plattenvertrag mit 16 Jahren: Lady Blackbird.© BMG / Christine Solomon
"Ich bin von Lady Blackbird absolut überzeugt. Zumindest von ihrer musikalischen Qualität", so Wegner. Ansonsten scheine sie eine recht unangepasste Person zu sein. Aber solange man sich dabei nicht selbst im Weg stehe, mache das ja nichts.
Mit einem Interview habe es leider bislang nicht geklappt, verrät Wegner. "Ich bleibe aber auf jeden Fall dran und möchte sie unbedingt noch treffen, bevor sie ein Weltstar ist."
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