Lärm - Die Schattenseite unserer modernen Welt?
Ob Auto-, oder Flugzeuglärm, die musikalische Dauerberieselung in Einkaufszentren oder der Klingelterror von Handys - die Lärmquellen in unserer Umgebung nehmen zu. Nach Angaben des Bundesumweltamtes stellt Lärm eine der am stärksten empfundenen Umweltbeeinträchtigungen dar.
Und Lärm macht krank - davor warnt auch die WHO. Gemessen daran sind die politischen Maßnahmen, den Lärm zu mindern, vergleichsweise gering. Der Grund: Die Lärmminderung kollidiert oft mit wirtschaftlichen Interessen.
"Bisher war die Lärmminderung das Stiefkind bei der Planung", sagt Michael Jäcker-Cüppers, Verkehrslärm-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik.
"Heute sind viele Menschen an Hauptverkehrsstraßen tagsüber Belastungen von 75 Dezibel und mehr ausgesetzt. Optimalerweise müssten es 25 Dezibel weniger sein, aber das ist illusorisch. Wir wären schon froh, wenn niemand tagsüber Pegeln von über 65 Dezibel ausgesetzt ist. Das ist die Schwelle, ab der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich steigt."
Der wachsende globale Güterverkehr verschärfe das Problem: Bis 2025 erwartet das Bundesverkehrsministerium einen Anstieg um 70 Prozent. Dies habe auch Auswirkungen auf den Fluglärm und die Diskussion um die Nachtruhe:
"Wir wissen, dass die wirtschaftlichen Anforderungen an einen Flughafen sehr hoch sind, und dies ist ein Grundkonflikt in einer Gesellschaft, die rund um die Uhr produziert."
Der Fluglärm wird daher auch Schwerpunkt des diesjährigen "Tags gegen den Lärm" am 25. April sein, ebenso wie die Lärmbelastung von Kindern. Sie wiesen immer häufiger Konzentrationsschwierigkeiten und Hörschäden auf. "Wir wissen, dass in Klassen, die die Akustik verbessern, dass dort auch die Schulerfolge verbessert werden."
"Lärm führt zu einer Gettoisierung", warnt Prof. Dr. Rainer Guski, Umwelt- und Wahrnehmungspsychologe an der Ruhr-Universität Bochum. Wer es sich leisten könne, ziehe aus den betroffenen Gegenden weg. Die Folge: Die Häuser verlören an Wert, Regionen verödeten.
"Die Gettoisierung ist offensichtlich eine soziale Frage, die man in Kauf nimmt. Und ich glaube, das ist nicht in Ordnung, dass man den ganzen Dreck, den Müll, den Lärm auf denen ablässt, die es sich nicht leisten können, wegzuziehen."
Der Psychologe gehört zu den bekanntesten Lärm-Gutachtern in Deutschland, aktuell betreut er eine umfangreiche Studie zur Lärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet.
Jenseits der großen Lärmquellen sei aber auch jeder einzelne zugleich Verursacher und Opfer von Lärm: Züge seien durch Mobiltelefone zu "öffentlichen Telefonzellen" geworden, Krach und Lärm seien der häufigste Grund für Nachbarschaftsstreit.
Rainer Guski: "Wir müssen - ähnlich wie bei der Müllvermeidung - auch ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Lärmvermeidung bekommen."
Lärm - Die Schattenseite unserer modernen Welt?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Frank Wehrheim. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Informationen im Internet:
Über Prof. Dr. Rainer Guski
Über den Arbeitsring Lärm bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik
"Bisher war die Lärmminderung das Stiefkind bei der Planung", sagt Michael Jäcker-Cüppers, Verkehrslärm-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik.
"Heute sind viele Menschen an Hauptverkehrsstraßen tagsüber Belastungen von 75 Dezibel und mehr ausgesetzt. Optimalerweise müssten es 25 Dezibel weniger sein, aber das ist illusorisch. Wir wären schon froh, wenn niemand tagsüber Pegeln von über 65 Dezibel ausgesetzt ist. Das ist die Schwelle, ab der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich steigt."
Der wachsende globale Güterverkehr verschärfe das Problem: Bis 2025 erwartet das Bundesverkehrsministerium einen Anstieg um 70 Prozent. Dies habe auch Auswirkungen auf den Fluglärm und die Diskussion um die Nachtruhe:
"Wir wissen, dass die wirtschaftlichen Anforderungen an einen Flughafen sehr hoch sind, und dies ist ein Grundkonflikt in einer Gesellschaft, die rund um die Uhr produziert."
Der Fluglärm wird daher auch Schwerpunkt des diesjährigen "Tags gegen den Lärm" am 25. April sein, ebenso wie die Lärmbelastung von Kindern. Sie wiesen immer häufiger Konzentrationsschwierigkeiten und Hörschäden auf. "Wir wissen, dass in Klassen, die die Akustik verbessern, dass dort auch die Schulerfolge verbessert werden."
"Lärm führt zu einer Gettoisierung", warnt Prof. Dr. Rainer Guski, Umwelt- und Wahrnehmungspsychologe an der Ruhr-Universität Bochum. Wer es sich leisten könne, ziehe aus den betroffenen Gegenden weg. Die Folge: Die Häuser verlören an Wert, Regionen verödeten.
"Die Gettoisierung ist offensichtlich eine soziale Frage, die man in Kauf nimmt. Und ich glaube, das ist nicht in Ordnung, dass man den ganzen Dreck, den Müll, den Lärm auf denen ablässt, die es sich nicht leisten können, wegzuziehen."
Der Psychologe gehört zu den bekanntesten Lärm-Gutachtern in Deutschland, aktuell betreut er eine umfangreiche Studie zur Lärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet.
Jenseits der großen Lärmquellen sei aber auch jeder einzelne zugleich Verursacher und Opfer von Lärm: Züge seien durch Mobiltelefone zu "öffentlichen Telefonzellen" geworden, Krach und Lärm seien der häufigste Grund für Nachbarschaftsstreit.
Rainer Guski: "Wir müssen - ähnlich wie bei der Müllvermeidung - auch ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Lärmvermeidung bekommen."
Lärm - Die Schattenseite unserer modernen Welt?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Frank Wehrheim. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Informationen im Internet:
Über Prof. Dr. Rainer Guski
Über den Arbeitsring Lärm bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik