Lässiger Berlin-Film in Schwarz-Weiß
Niko ist ein Studienabbrecher und ein Tagedieb, der mit staunenden Augen durch die Stadt zieht. Ob Biertrinken, Idiotentest oder Dreharbeiten für eine Nazikomödie – sein Berlin findet jenseits des aktuellen Hypes statt. Überraschende Perspektiven auf die Stadt und ihre Bewohner sind hier garantiert.
Dieser Film scheint aus der Hüfte geschossen, so lässig und leicht kommt er daher. Für einen Tag und eine Nacht hängt sich eine unaufdringliche Kamera an die Fersen des Berliners Niko Fischer. Wie er blickt sie eher staunend auf das Leben und die Welt. Vor zwei Jahren hat er das Jurastudium abgebrochen, nun fragt er sich selbst, was er mit seiner Zeit seitdem eigentlich gemacht habe. Ja! Niko ist ein Tagedieb, ein so genannter Slacker, unentschlossen, entscheidungsschwach, aber eben nicht teilnahmslos.
Ein wenig erinnert er an Voltaires berühmte Figur Candide, wenn er bei seiner Tour durch Berlin ganz unbedarft in seltsame und manchmal auch extreme Situationen gerät. Doch stets hat Niko ein offenes Ohr, etwa für den alten, einsamen Mann in der Kneipe. Für seinen Nachbarn mit der krebskranken Frau. Für jede seiner Begegnungen findet Jan Ole Gerster einen anderen Tonfall. Melancholisch, traurig, aber auch heiter.
Absurd wird es, wenn Niko zum "Idiotentest" ins Amt geladen wird. Komisch wird es hingegen, wenn er auf einem Filmset landet, wo eine Nazikomödie gedreht wird. Augenzwinkernd wird hier der Hang des deutschen Films zum Nazidrama aufs Korn genommen. Auch weiß sich Jan Ole Gerster gekonnt bei der Kinogeschichte zu bedienen. Nikos Freundin mit den kurzen Haaren erinnert an Jean Seberg aus Godards Klassiker "Außer Atem". Das grobkörnige Schwarz-Weiß wiederum an die frühen Filme von Jim Jarmusch.
Ja! Wir erleben hier ein Berlin, das "Stranger than paradise" erscheint. Ein Berlin jenseits der Hippness! "Oh Boy" ist ein Regiedebüt, das seine ganz eigenen Wege geht. Ein Berlinfilm, der überraschende Perspektiven auf die Stadt und ihre Bewohner wirft.
Deutschland 2012. Regie: Jan Ole Gerster. Darsteller: Tom Schilling, Marc Hosemann, Katharina Schüttler,Michael Gwisdek. FSK: ab 12. Länge: 88 Minuten
Filmhomepage Oh Boy
Mehr bei dradio.de:
Von einem, der abhängt und das Leben sucht "Oh Boy" - Berlin-Film mit Staraufgebot in Schwarz-Weiß
Ein wenig erinnert er an Voltaires berühmte Figur Candide, wenn er bei seiner Tour durch Berlin ganz unbedarft in seltsame und manchmal auch extreme Situationen gerät. Doch stets hat Niko ein offenes Ohr, etwa für den alten, einsamen Mann in der Kneipe. Für seinen Nachbarn mit der krebskranken Frau. Für jede seiner Begegnungen findet Jan Ole Gerster einen anderen Tonfall. Melancholisch, traurig, aber auch heiter.
Absurd wird es, wenn Niko zum "Idiotentest" ins Amt geladen wird. Komisch wird es hingegen, wenn er auf einem Filmset landet, wo eine Nazikomödie gedreht wird. Augenzwinkernd wird hier der Hang des deutschen Films zum Nazidrama aufs Korn genommen. Auch weiß sich Jan Ole Gerster gekonnt bei der Kinogeschichte zu bedienen. Nikos Freundin mit den kurzen Haaren erinnert an Jean Seberg aus Godards Klassiker "Außer Atem". Das grobkörnige Schwarz-Weiß wiederum an die frühen Filme von Jim Jarmusch.
Ja! Wir erleben hier ein Berlin, das "Stranger than paradise" erscheint. Ein Berlin jenseits der Hippness! "Oh Boy" ist ein Regiedebüt, das seine ganz eigenen Wege geht. Ein Berlinfilm, der überraschende Perspektiven auf die Stadt und ihre Bewohner wirft.
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