Lage der Rohingya in Bangladesch

"Das Leid in den Camps ist immens"

Geflüchtete Rohingya tragen in einem Camp in Cox's Bazaar im Südosten von Bangladesch verteilte Hilfsgüter.
Geflüchtete Rohingya tragen in einem Camp in Cox's Bazaar im Südosten von Bangladesch verteilte Hilfsgüter. © picture alliance / dpa / MAXPPP
Jennifer Bose im Gespräch mit Gabi Wuttke |
Essen, sauberes Trinkwasser und Unterkünfte: Den Menschen fehle es am Nötigsten, sagt Jennifer Bose. Die Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Care berichtet von der katastrophalen Situation der Rohingya-Flüchtlinge in den Camps in Bangladesch.
Die Vereinten Nationen wollen Bangladesch unterstützen: Bei der Hilfe für die für mehr als eine halbe Million Rohingya, die vor der Gewalt in Myanmar geflohen sind. Weil das arme Land den verfolgten Muslimen selbst nur wenig bieten kann, hoffen die UN auf knapp 400 Millionen Euro internationale Hilfe.

Katastrophale Situation vor Ort

Zurzeit könnten die Geflohenen nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt werden, berichtete im Deutschlandfunk Kultur Jennifer Bose von Care, die gerade aus Bangladesch zurückgekehrt ist. Die Hilfsorganisation arbeite momentan hauptsächlich daran, die Menschen mit Nahrung zu versorgen: "Ich war erst vor einigen Tagen bei einer Essensverteilung, bei der viele Flüchtlinge noch weiter in der Schlange standen, obwohl es kein Essen mehr gab."
Die Situation vor Ort in Flüchtlingscamps wie "Cox's Bazaar" sei katastrophal: "So etwas habe ich tatsächlich noch nie in meinem Leben gesehen. Jeden Tag kommen Familien in die Camps, die all ihr Hab und Gut hinter sich gelassen haben." Zurzeit sei die Zahl der Ankommenden wieder überdurchschnittlich hoch, sagte Bose.
Die Rohingyas flüchten weiterhin aus Myanmar (29.9.2017).
Angehörige der muslimischen Minderheit flüchten weiterhin aus Myanmar. © AFP / Fred Dufour

Hunger, Durst und Traumatisierung

Sie habe dort Frauen getroffen, die erzählten, dass sie vergewaltigt wurden, Kinder mit Schusswunden und Männer, die gefoltert wurden: "Immer noch ist das Leid in den Camps immens." Die Menschen bräuchten tatsächlich alles, was man sich vorstellen kann, um zu überleben: "Essen, sauberes Trinkwasser, bessere Unterkünfte und Zelte aber auch Unterstützung, um mit ihrem Trauma umzugehen."
Ein Großteil der Geflüchteten sind Kinder, die zum Teil alleine oder mit Verwandten über die Grenze aus Myanmar nach Bangladesch gekommen seien, erläuterte Bose: "Ich habe erst vor Kurzem drei Kinder getroffen, deren Eltern vor ihren Augen gestorben sind. Ihre Mutter wurde vor ihren Augen vergewaltigt, bevor sie erschossen wurde."

Aus Myanmar nach Bangladesch geflohen

Die Rohingya, die im überwiegend buddhistischen Myanmar nicht als Minderheit anerkannt werden und keine Bürgerrechte haben, werden seit Jahren verfolgt. Die neueste Militärkampagne gegen die Muslime begann, nachdem eine Rohingya-Miliz Ende August Armee- und Polizeiposten attackiert hatte. Nach UN-Angaben sind seitdem etwa 600.000 Angehörige der muslimischen Minderheit vor Verfolgung nach Bangladesch geflohen, mehr als die Hälfte von ihnen Kinder. (hum)
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