Laia Abril: "On Abortion"

Alleine mit dem Kleiderbügel

Kleiderbügel.
In ihrem Bildband zeigt Laia Abril auch Werkzeuge, die für illegale Abtreibungen genutzt werden. © Laia Abril from ‘On Abortion’, www.dewilewis.com
Von Lotta Wieden |
In ihrem Bildband "On Abortion" zeigt die Fotografin Laia Abril die Folgen illegaler Schwangerschaftsabbrüche. Dem Leser zeigt sie schmuddelige Hinterhofklitschen oder sterile Privatkliniken und jene Frauen, die den Eingriff, überlebt oder nicht.
47.000. Die wichtigste Zahl ließ Laia Abril auf den Deckel ihres Bildbandes "On Abortion" drucken. Denn Jahr für Jahr sterben 47.000 Frauen an den Folgen eines verpfuschten Schwangerschaftsabbruchs. Abril dokumentiert einige dieser Geschichten in ihrem Buch. Etwa die von Geraldine Santoro. Die 28-jährige Amerikanerin war 1964 auf dem Boden eines Hotelzimmers verblutet aufgefunden worden.
Handschellen an einer Badewanne
Szene einer illegalen Abtreibung© Laia Abril from ‘On Abortion’, www.dewilewis.com
Doch Abril zeigt nicht nur die Toten. Sie zeigt Überlebende, Akteure, Werkzeuge und Orte. Sie nimmt den Leser mit in kleine Hinterhofklitschen, in schmuddelige Hotelzimmer, in sterile Warteräume, in schicke Privatkliniken oder in die Einsamkeit einer Dusche, in der eine junge Polin versucht, ihre stärker werdenden Blutungen unter Kontrolle zu bringen.
Das Buch "On Abortion" entwickelt eine Wucht, auch weil es Abril gelingt, unterschiedliche Materialien zusammenzubringen. Sie nutzt Polizeiakten, Zeitungsanzeigen oder Familienarchive. Dazu kommen Abrils eigene Fotografien. Kühl und nüchtern zeigt sie die Werkzeuge, die Frauen nutzen, um eine Schwangerschaft abzubrechen. Etwa Haken, Stricknageln, Ziegenhörner oder Kleiderbügel aus gebogenem Draht. Einfühlsam sind hingegen ihre Portraits von Frauen, die heimlich abtreiben mussten.
Bedeutend ist Abrils Buch auch, weil Schwangerschaftsabbrüche auch in westlichen Ländern mitunter kriminalisiert werden. So hatte die spanische Regierung vor wenigen Jahren versucht, Gesetze enger zu fassen, und in Polen dürfen Frauen nur abtreiben, wenn sie eine Gefahr für ihr eigenens Leben nachweisen können. Selbst in Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche immer wieder Thema. Zuletzt in der Diskussion um das sogenannte Werbeverbot. In diesen Fragen zeigt Abril mit ihrem Fotoband eindrucksvoll Haltung.

Laia Abril: "On Abortion"
Dewi Lewis, Großbritannien 2018
196 Seiten, 35 Pfund

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