#17 Filter me, Baby! Instagram und das Geschlechterklischee
28:59 Minuten
Jahrelange Diskussionen um Gender und Diversity und nun zeigt eine Studie: Die Geschlechterdarstellungen in erfolgreichen Instagram- und Youtube-Kanälen sind von vorgestern. Damen kümmern sich ums Schönsein, Herren können fast alles. Was soll das denn?
Das Ergebnis einer Studie – im Auftrag der Stiftung von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth – scheint eindeutig: "Frauen kommen seltener vor und wenn sie vorkommen, dann inszenieren sie sich retro wie in den 50ern, sehr stereotyp, sehr traditionell mit Schönheit, Beauty, Kochen und im privaten Raum", so bringt es Elizabeth Prommer von der Uni Rostock in Lakonisch Elegant auf den frustrierenden Punkt. In dieser Untersuchung wurden die Top-Kanäle von Youtube unter die Lupe genommen und dazu außerdem Instagram-Nutzer*innen befragt. Auch in Sachen Vielfalt ist nicht alles in der gesellschaftlichen Abbildung im Netz ausgeglichen. Bei so vielen Mängeln macht Lakonisch Elegant den social-media-TÜV und versucht rauzufinden, woran das liegt.
Kritik nach ironisch gemeinten Statements
Wir wenden uns in dieser Episode von "Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast" zunächst vertrauensvoll an Laura Larsson, eine erfolgreiche Podcasterin und mit rund 40.000 Followern auf Instagram auch dort sowas wie ein Star. Laura sieht die Probleme und auch ihre eigene Verantwortung, wenn sie ihren Insta-Account bespielt. Sie erzählt, wie sie nach Kritik an ironisch gemeinten Statements über ihren eigenen Körper mehr darüber nachdenkt, auf welche Weise sie eigentlich in Zukunft Kommentare über vermeintliche Mängel an sich selbst formulieren kann – um niemanden zu verletzen.
Von Menschen gemachte Probleme
Laura hat für Themenausgeglichenheit in Social Media zwischen Männern und Frauen auch keine Lösung: Es gebe ja Leute wie Sophie Paßmann, die total politisch sei und die über Literatur und Politik spreche, auf eine ernsthafte Weise. Paßmann ist erfolgreich. Aber für viele andere gilt: "Was willst Du machen, wenn die Leute das nicht konsumieren wollen – das ist ja das Problem. Dass Leute sich nicht trauen, sich zu verändern, weil die Kommentare dann dementsprechend hasserfüllt werden, das ist ja wieder ein ganz anderes Problem. Dahinter stecken ja Menschen, die ein Problem damit haben, wie sich Frauen im 21. Jahrhundert entwickeln".
Eine traurige Podcasterin
Die Journalistin Vanessa Vu, podcastet selbst auch und hat nochmal einen ganz anderen Blick explizit auf das Medium Instagram. Sie war von den Ergebnissen der Studie ziemlich überrascht und auch getroffen. Dabei geht es ihr nicht nur um Frauen und Männer, sondern auch um die Präsenz von Menschen, die nicht weiß sind, oder die keiner binären Geschlechtslogik folgen. Auch hier zeigt die Studie, dass nicht alles ausgeglichen ist. "Mich macht es wirklich traurig zu hören, dass Instagram in Wirklichkeit doch ganz anders ist, als ich es eigentlich denke – denn ich glaube, dass Instagram ein sehr gute Medium ist, um auch andere Realitäten niedrigschwellig abzubilden", sagt Vanesse Vu in Lakonisch Elegant.
Sie mag das Netzwerk, auch, weil Menschen so Einblicke in Lebenswelten bekommen, die sie sonst nicht haben. "Und da deren Gesichter zu sehen und zu sehen, dass sie ein interessantes Leben führen, oder einfach nur glücklich sind, ist eine unglaublich ermächtigende und coole Sache."
In der Kunst ist auch nicht alles besser
Anika Meier, Kuratorin und Journalistin, dazu auch noch Inhaberin eines mit fast 30.000 Followern sehr gut laufenden Instagram-Accounts, schaut sich schon eine Weile an, wie Künstlerinnen mit Social Media umgehen – und umgekehrt, welchen Blick der Kunstbetrieb darauf hat. Junge Frauen aus der Kunstwelt, die dachten, sie könnten sich auf Instagram mal ganz anders, auch unperfekt zeigen in den sozialen Medien, mussten schnell feststellen, dass das zum Thema gemacht und kritisiert wird. Und zwar auch von anderen Frauen, erzählt Anika Meier im Podcast. Selbst dort, wo das Spiel mit den Identitäten vielleicht erwünschter sein müsste, gab es kein positives Feedback für Leute abseits der so genannten Norm. Die Ergebnisse der Studie sind also nicht so überraschend. "Sobald Frauen in den sozialen Medien unbequem sind, verdienen sie kein Geld mehr. Frauen bedienen natürlich einen Markt, sie bedienen das, was Unternehmen sehen wollen. Soll man das jetzt den Frauen oder Künstlerinnen vorwerfen?"