#31 Auf der Suche nach dem Guten (TM) im Netz
33:36 Minuten
Trolle, Hass und Hetze sind seit Jahren Themen der Netzkonferenz re:publica. Bundespräsident Steinmeier forderte die Netzgemeinde auf, "Vernunft und Zivilität" dagegen zu setzen. Wir haben Menschen wie Sigi Maurer getroffen, die das machen.
Die Netzkonferenz re:publica hat vom 6. bis 8. Mai in Berlin stattgefunden – und wie schon seit vielen Jahren spielten auch in diesem Jahr wieder die Themen Rechte, Trolle, Hass, Hetze und Fake News eine große Rolle. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fragte in seiner Rede:
"Warum lassen wir zu, dass die Hater so laut und die Vernünftigen so leise sind? Dass die wenigen so stark und die vielen so schwach erscheinen?"
Er forderte, dass man sich im Netz mehr wehren müsse, lauter sein solle und nicht wegschaue. Ein wohlfeiler Appell, findet Christina Dinar. Aber wie macht man das, so ganz konkret im digitalen Alltag? Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast geht auf die Suche nach der vielbeschworenen Zivilcourage im Netz.
Mit Kriegskasse und Digital Street Work
Eine, die ganz fassbar etwas tut, ist Sigi Maurer. In ihrem Vortrag erzählte sie, wie sie sich gegen Belästigung gewehrt hat und wie sie für ihre Gegenwehr (zunächst) von einem Gericht dafür verurteilt wurde. Zusammen mit dem österreichischen Verein "Zivilcourage & Antirassismus-Arbeit" hat sie eine Art "Kriegskasse" für Menschen eingerichtet, die sich auch wehren wollen.
Christina Dinars Mittel der Wahl heißt: "Counterspeech" – also Gegenrede. Sie hat Soziale Arbeit in Berlin studiert und wendet die Methoden des Opferschutzes und der Zivilcourage aus dem realen Leben auf das Netz an: "Digital Streetwork" nennt sie das – und sie würde sich wünschen, dass diese Arbeit von der Politik gefördert und gestützt würde, um so die Zivilität im Netz zu fördern.
Finanzieller Druck oder Bewusstseinswandel?
Michal Hvorecky ist Autor und Aktivist. Sein Buch "Troll" zeichnet eine düstere Zukunft, in der das Internet von Trollen kontrolliert wird. Er lebt in Bratislava in der Slowakei und er beobachtet, wie in vielen osteuropäischen Ländern die Macht der Trolle immer größer wird. Zusammen mit einem bunten Expert*innen-Team versucht er, Firmen davon zu überzeugen, rechte Seiten durch Werbung nicht weiter finanziell zu unterstützen. Mit Erfolg.
re:publica-Ikone Gunter Dueck schwebt manchmal über den Dingen: Für ihn sind Vorurteile, hitzige Debatten und Donald Trump allesamt Phänomene, denen man nicht durch einen einfachen Bewusstseinswandel begegnen kann.
"Das ist schwierig, weil ich, um die Leute zu verändern, an das Instinktsystem ran muss. Das ist eine tiefere Schicht, man kann das nicht oben so im Kopf regeln."
Eine Lösung hat er – das gibt er ganz offen zu - dafür nicht.