#39 Romantische Komödien: Kinokitsch oder Kinokunst?
39:10 Minuten
Der Kinoerfolg „Harry und Sally“ wird 30 Jahre alt. Im Kulturpodcast fragen wir Filmkritiker Patrick Wellinski und Schauspieler Max Hegewald nach der Geschichte und Bedeutung von romantischen Komödien für die Filmwelt.
Wahrscheinlich gibt es Menschen, die den Film "Harry und Sally" nie gesehen haben – und dennoch schon von der Orgasmus-Szene im Restaurant gehört haben. Oder davon, dass das spätere Film-Liebespaar Harry und Sally um die These "Männer und Frauen können keine Freunde sein" stritt.
Im Juli 1989 wurde der Film in den USA veröffentlicht und dann zu einem großen internationalen Erfolg. Es regnete "Golden Globes", die Drehbuchautorin Nora Ephron wurde für den Oscar nominiert.
Romcoms im Wandel der Zeit
Was ist eigentlich das Geheimnis hinter dem Genre "Romantic comedy", auch einfach Romcom genannt, das weit mehr erzählt als Geschichten von Liebe und Leidenschaft? Wie haben sich die Erzählungen im Lauf der Zeit verändert; wer verliebt sich heute eigentlich in wen, und wovon handeln Queere Romcoms? Darum geht es in dieser Ausgabe von Lakonisch Elegant – der Kulturpodcast.
Betonung von Romantik – oder Komödie
Filmkritiker Patrick Wellinski analysiert die Bezeichnung des Genres: "Eine Romcom besteht ja aus zwei Teilen, dem Romantischen und der Komödie: und das Interessante ist, je nachdem was für Zeiten in Amerika herrschen, wurde entweder das eine oder das andere betont."
Auch die Rolle der Frauen änderte sich: In den Screwball-Komödien der 30er und 40er-Jahre waren sie beispielsweise auf der Leinwand in einer stärkeren Position als in den Jahren danach – dank eines konservativen Backlashs in Politik und Gesellschaft.
Herzkino für gesellschaftliche Themen
Mit dem Schauspieler Max Hegewald geht es hinter die Kulissen einer deutschen Romcom-Produktion: Wir schauen uns die deutschen TV-Produktionen unter der Überschrift "Herzkino" an.
Hegewald spielt Theater, hat an Kinoproduktionen mitgewirkt und macht selbst Filme. Die Mitarbeit an Herzkino-Formaten habe, so Hegewald, unter Schauspieler*innen schon so was wie "Tradition". Er findet gut, dass dort derzeit thematisch einiges ausprobiert wird, "da werden Alltagsthemen ganz beiläufig angesprochen, die sonst in Dramen ausführlich seziert werden."
Beruhigende Spießigkeit
Catherine Newmark und Simone Miller, beide Philosophinnen und Journalistinnen, schauen im Podcast auf die Geschlechterrollen-Verteilungen und versuchen die Antwort auf die Frage, warum man sich beim Romcom-Schauen so gerne auf eine heile Welt einlässt, die man im wirklichen Leben vielleicht verachten würde.
"Es geht darum, dass man für einen Moment, die Möglichkeit des Unglücks ausschaltet", sagt Simone Miller. Auch in den queeren Romcoms übrigens würden ähnliche Ideale – Haus, Garten, Kind – angestrebt.