#54 Literaturkritik für alle! – Feuilleton vs. Publikum?
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Die Literaturkritik des Feuilletons bekommt Konkurrenz: Literatur-Interessierte und Journalisten sprechen auch in Insta-Storys und auf Blogs über neue Bücher oder diskutieren auf Twitter. Was verändert sich damit fürs Publikum und den Markt?
Während auf der Frankfurter Buchmesse das Reden über Bücher beim Sektempfang oder zwischen den vollen Ständen stattfindet, geht es im Kulturpodcast in dieser Woche um den zweiten Schritt nach der Buchveröffentlichung: die Literaturkritik. Traditionell im Feuilleton verortet, gibt es längst viele andere Kanäle, um Bücher zu besprechen oder zu bewerben – und dort auch neue Zielgruppen.
Leute, die nur ein Buch im Leben gelesen haben
Die Journalistin Mona Ameziane will keine Konkurrenz zum altgedienten Feuilleton sein, sondern eine Alternative anbieten. Die 25-Jährige ist das Gesicht des Instagram-Accounts @stories.offiziell. Betrieben wird der Kanal vom ARD-ZDF-Netzwerk "Funk". Knapp 20.000 Menschen folgen zurzeit den Buchkritiken der Redaktion. Fast 80 Prozent von ihnen seien zwischen 18 und 34 Jahre alt. "Ich glaube, das bekommt so kein Feuilleton in einer deutschen überregionalen Tageszeitung hin." Ihr Ziel ist es vor allem, auch die Leute zu erreichen, die "vielleicht nur einmal in ihrem Leben ein Buch gelesen haben und das im Deutsch Grundkurs".
Direktes Feedback für Kritiker und Kritikerinnen
Im Gespräch mit René Aguigah, Leiter des Ressorts Literatur, Philosophie und Religion im Deutschlandfunk Kultur und der freien Journalistin Miriam Zeh geht es vor allem um die Frage, ob das Feuilleton etwas von den neuen Kanälen lernen könnte. Miriam, die auch in Insta-Storys über Bücher spricht, bemerkt als einen der wichtigsten Unterschiede den direkten Rückkanal ihrer Zuschauer*innen: "Natürlich kriegt man auch manchmal auf Rezensionen, die man fürs Radio schreibt, Hörer- oder Hörerinnen -Emails, aber sehr viel seltener, als man Kommentare oder Direktnachrichten bekommt für Sachen, die man auf Instagram postet." Leute trauten sich dort öfter, sie mal anzusprechen.
Ergänzung statt Konkurrenz
René Aguigah sieht in den neuen Kanälen keine Konkurrenz oder die direkte Notwendigkeit für das Feuilleton, sich Ansprache oder Haltung der digitalen Kanäle zu eigen zu machen. "Das Feuilleton muss sich keine Scheibe abschneiden", sagt er, die unterschiedlichen Kanäle für Buchkritik- oder Empfehlung adressierten schlicht unterschiedliche Publika.
Ein Plädoyer für das klassische Feuilleton
Mit Christoph Schröder, Autor und Literaturkritiker, schauen wir auf die Veränderungen, die die Literaturkritik derzeit durchläuft. Die Betrachtung von Literatur habe sich geändert, sagt er, so "dass nämlich viel mehr identitätspolitische Aspekte in den Vordergrund getreten sind und nicht mehr ästhetische". Für Schröder ist außerdem nach wie vor die Haltung des Literaturkritikers aus dem klassischen Feuilleton von Bedeutung: "Ich schreibe einen Verriss deswegen, weil ich möchte, dass die Menschen das Buch nicht lesen" – ebenso, wie es umgekehrt darum gehe, dass bestimmte Bücher gelesen werden.
Wir feiern: Ein Jahr Lakonisch Elegant!
"Lakonisch Elegant" wird ein Jahr alt und wir laden euch am 1. November nach Berlin, ins REH in der Kopenhagener Straße ein!
Gemeinsam mit Lakonisch Eleganten Special Guests wird es einen Live-Podcast mit anschließender Party geben. Wenn ihr dabei sein wollt, dann schreibt uns eine Mail an lakonischelegant@deutschlandfunkkultur.de. Wir freuen uns auf Euch!