Lakonisch Elegant

#86 Black Lives Matter - Wie sprechen wir über Menschen?

43:40 Minuten
Aktivisten vor dem Brandenburger Tor halten ein Schild mit der Aufschrift "Say Their Names" in die Höhe.
In Deutschland scheitert die Auseinandersetzung mit Rassismus häufig schon an sprachlichen Problemen. © Imago / ZUMA Wire / Omer Messinger
Von Christine Watty und Johannes Nichelmann |
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PoC, BPoC oder "Migrationshintergund" forever – welche Rolle spielt die Weiterentwicklung unserer Sprache, wenn es um den Kampf gegen Rassismus geht? Darüber diskutieren Alice Hasters, Malcolm Ohanwe und Anatol Stefanowitsch.
Am 25. Mai 2020 kam der Afroamerikaner George Floyd durch Polizeigewalt ums Leben. Seitdem bestimmen Proteste gegen Rassismus die Straßen vieler Städte in den USA, friedlich, wütend und hier und dort auch eskalierend.
Die Themen Rassismus und strukturelle Diskriminierung werden weltweit wieder deutlich sichtbar, weil sich Menschen überall mit dem Schicksal Floyds identifizieren können.
Auch in Deutschland. Aber – welche Menschen eigentlich? BPoC? PoC? Menschen mit Migrationshintergrund? Sind es Schwarze Menschen oder schwarze Menschen?

Ratlosigkeit auf deutsch

Der Journalist und Linguist Malcolm Ohanwe weist in einem seiner vielen Gespräche, die er derzeit über die aktuelle Situation führt, auf ein sprachliches Problem hin, das in Deutschland in sämtlichen Berichten und Artikeln eine Rolle spielt:
Wir wurschteln zumeist mit dem behördlich anmutenden Terminus "Migrationshintergrund" herum; werden die Begriffe PoC oder BPoC verwendet, ärgert sich mancher über vermeintlich unelegante, englischsprachige Abkürzungen.
Mal ganz abgesehen von der Ratlosigkeit bei der Übersetzung des Wortes "race" oder der Beschreibung von Hautfarbe: auf Deutsch scheint alles nur zwischen den Zeilen oder komplett unbeschreibbar zu sein.

Wir brauchen aber eine Sprache, sagt Ohanwe - und wir sprechen mit ihm und der Journalistin Alice Hasters über diese Sprache, die derzeit noch fehlt. Hasters hat das Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen – aber wissen sollten" geschrieben.

Wer wie protestiert

Mit in der Runde dabei ist auch der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch. Er erklärt im Kulturpodcast, wie es zu unserer Sprachlosigkeit gekommen ist. Und wir schauen auf die vergangenen Tage und den möglichen Clash zwischen Schwarzen und weißen Ausdrucks- und Verständnisformen von Protest.

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