#90 "Partyszene" vs. Pandemie – Wie politisch ist das Feiern?
40:53 Minuten
Illegale Partys in Parks, eine randalierende „Partyszene“ oder zu viele Menschen an der Isar – spaltet die Sehnsucht nach dem Partymodus die Gesellschaft? Wir fragen Veranstalter Alexander Krüger, DJ Sarah Farina und den Philosophen Nils Markwardt.
Die Clubs sind geschlossen. Festivals finden diesen Sommer gar nicht oder nur in sehr kleinem Rahmen statt. Der Drang, ausgelassen dem Alltag zu entfliehen, ist aber allgegenwärtig. Egal ob in Stuttgart, München oder Berlin, es zieht die Menschen raus. Laute Musik, Freunde treffen, das schöne Wetter genießen - und tanzen.
Sehnsucht nach Exzess
Wie ähnlich ist das Motiv der verschiedenen Gruppen, die da - sicher nicht immer ganz nüchtern - unterwegs sind? Wo unterscheiden sie sich und wem schadet es gerade am meisten, keinen Raum zum Feiern mehr zu haben?
Welche Funktion übernimmt das Feiern und ist die Situation jetzt durch Corona so angespannt oder gab es nicht schon immer ein Ringen, wer sich wo und wie kontrolliert dem Exzess hingeben darf? Es ist ja oft auch mehr als ein plumpes "Raus-aus-dem-Alltag", was Menschen in Clubs, auf Festivals und Konzerten suchen.
Die Party als Utopie und Rückzugsort
Welchen gesellschaftlichen Impact hat das Aussetzen von Festivals, Konzerten und Clubabenden? Die Tanzfläche kann nicht nur Flucht aus dem Alltag sein. Sie ist auch Safe Space für marginalisierten Gruppen, Nährboden für gesellschaftliche Utopien und Ausdruck von Widerstand gegen das Herrschende, den durchgetakteten Arbeitsalltag.
Geschichtlich haben sich gerade Menschen am Rande der Gesellschaft ihren Platz durch das Zelebrieren von Musik erkämpft. Andere drücken hier ihre Identität aus, teilen ihre Werte mit Gleichgesinnten.