Lakonisch Elegant trifft 54books
Die Zukunft von Twitter ist ungewiss. Was passiert im Falle des Falles mit all den Tweets und Chatverläufen? © Getty Images / Boris Zhitkov
Chats und Tweets, ab ins Literaturarchiv?
35:55 Minuten
Sind Tweets wichtig für den literarischen Nachlass? Immerhin tauchen sie vermehrt in Romanen auf oder werden zu Lyrik. Doch wie archiviert man sie? Das fragen wir Sandra Richter vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
Immer mal wieder ploppen Anleitungen auf Twitter auf, wie man seine Tweets archivieren kann für den Fall, dass das Netzwerk einfach zusammenbricht. Menschen, die dort Zehntausende Nachrichten in den vergangenen Jahren hinterlassen haben, mögen daran nicht nur aus Sentimentalität ein Interesse haben: Immerhin sind das Netzwerk und die möglichen Hinterlassenschaften darin mehr als ein persönliches Zeitdokument.
Ob, wie befürchtet, allein die personelle Situation rund um Twitter-Chef Elon Musk wirklich zu einem Verlust von riesigen Datenmengen führt oder halt nicht, das können wir in diesem Podcast nicht verraten – wir sind ja keine Glaskugel! Stattdessen wenden wir uns der Frage der Archivierung zu.
Wer archiviert Tweets?
Denn neben dem privaten Austauschen ist Twitter ebenso Grundlage für Literatur: Tweets tauchen inzwischen auch mal als Stilelement in Romanen auf oder werden zu Lyrik. Sind also die Threads von Schriftstellerinnen und Schriftstellern per se archivierungswürdig? Wie ist das überhaupt mit Archivierung und Digitalität? Immerhin werden beispielsweise aus Facebook-Posts auch mal Bücher, oder sie ziehen die Aufmerksamkeit von Literaturagenten auf sich.
Sandra Richter ist Leiterin des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Dort lagern die Nachlässe berühmter deutscher und deutschsprachiger Schriftsteller und Philosophen, zum Beispiel die Notizbücher von Peter Handke oder Martin Heidegger.
Wie beantwortet Sandra Richter Fragen nach der Archivierung von Posts und Chats aus sozialen Netzwerken? Und welche Rolle spielt Twitter gerade aktuell hinter den Kulissen des Literaturarchivs?
Literarische Liebesbriefe per Mail
Eine zweite Perspektive auf das Thema ist die Veröffentlichung der privaten Briefe von Max Frisch und Ingeborg Bachmann, denn das Interesse an der Beziehung der beiden Schriftsteller wirft ebenso mit Blick auf die digitale Kommunikation die Frage auf: Wie eigentlich käme man heute an einen solchen Austausch, der per Mail oder Chat (oder sogar Sprachnachricht) stattgefunden hätte?
Und wie überhaupt entscheidet ein Literaturarchiv, was und wie es aufgehoben werden sollte? All das in unserem Kulturpodcast, in Kooperation mit dem Internetfeuilleton 54books.