Kämpfer für die Demokratie

Was schulden wir Whistleblowern?

31:48 Minuten
Ein Aktivist hält ein Plakat von WikiLeaks Gründer Julian Assange, der den Mund mit einer amerikanischen Flagge zugeklebt hat. Der Text darauf lautet: "Hands off Assange. Don't shoot the Messenger", London, April 2022.
Julian Assange drohen die Auslieferung an die USA und dort bis zu 175 Jahre Haft. © AFP / Justin Tallis
Von Elena Gorgis und Julius Stucke · 01.12.2022
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Julian Assange, Edward Snowden, Chelsea Manning, Reality Winner – sie alle haben brisante Geheimdokumente an die Öffentlichkeit gebracht. Welch hohen Preis Whistleblower dafür zahlen, erzählt uns die Investigativ-Journalistin Sonia Kennebeck.
„Journalismus ist kein Verbrechen“ – unter dieser Überschrift haben Zeitungen wie der Spiegel, die New York Times, der Guardian oder Le Monde in einem offenen Brief ein Ende der Strafverfolgung des Wikileaks-Gründers Julian Assange gefordert. Seit rund dreieinhalb Jahren sitzt er in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis, das eigentlich für Terroristen oder Mitglieder des organisierten Verbrechens vorgesehen ist. Ihm drohen die Auslieferung an die USA und dort bis zu 175 Jahre Haft.
Leaks im Sinne der Allgemeinheit
Ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man dafür sorgt, dass Geheimdokumente des US-Militärs oder der US-Geheimdienste ihren Weg an die Öffentlichkeit finden? Auch die Geschichten von Chelsea Manning, Edward Snowden, Reality Winner oder Daniel Hale legen nahe, dass Whistleblower der Strafverfolgung nicht entkommen – selbst wenn ihre Veröffentlichungen im Sinne der Allgemeinheit sind.
Aber wie dankt es die Allgemeinheit diesen Whistleblowern? Bemühen wir uns genug, die Missstände zu beseitigen, die sie aufgedeckt haben? Oder sind wir allein an den vermeintlichen Heldengeschichten interessiert, die sich erzählen lassen, wenn sich ein Mensch allein – gegen alle Widerstände – von seinen moralischen Grundsätzen leiten lässt? 
Investigativjournalismus: langwierig, komplex, teuer
Die preisgekrönte Investigativ-Journalistin Sonia Kennebeck hat mehrere Dokumentarfilme über Whistleblower gedreht. Sie erzählt uns, wie langwierig, komplex und teuer die journalistische Arbeit ist, die Enthüllungen an die Öffentlichkeit bringen will. Möglichst, ohne dafür im Gefängnis zu landen. Trotzdem fühlt sie sich zu dem Thema Leaks hingezogen. „Ich glaub, ich mag einfach Geheimnisse“, sagt sie. „Das war von Anfang an schon so als ich anfing mit dem Journalismus, dass ich wahnsinnig gerne recherchiere und Dinge herausfinde und Themen nachverfolge, die nicht schon in den Schlagzeilen sind.“ Den Geheimnissen hinterherzuspüren sei fast wie Detektivarbeit. „Und da liegt es natürlich nahe, dass man dann zu Whistleblowern Kontakt aufnimmt.“
Sonia Kennebeck glaubt fest daran, dass Journalismus eine wichtige Funktion in einer Demokratie hat, damit Missstände aufgedeckt werden können. Wenn Informationen unterdrückt werden, wenn die Geheimhaltung so stark ist, wenn Leute eingeschüchtert werden, sei das enorm schädigend für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie, erzählt sie in dieser Folge von Lakonisch Elegant.
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