Recherche des ZDF Magazin Royale
In Bedrängnis: Fynn Kliemann. Nach ZDF-Recherchen hat er es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau genommen. © picture alliance / dpa / Hauke-Christian Dittrich
Die große Kliemann-Show: die Geschichte einer Generation?
35:40 Minuten
Anna Delvey, Fyre Festival und jetzt Fynn Kliemann. Geschichten über Betrügereien und "Scams" sind in Serien, Podcasts und der Influencerwelt weit verbreitet. Warum? Wir sprechen mit Kolumnistin Samira El Ouassil und Literaturwissenschaftler Johannes Franzen.
Größeren Teilen des Internets scheint es in den letzten Tagen ein nicht zu verhehlendes Vergnügen bereitet zu haben, den Fall des Influencers Fynn Kliemann zu verfolgen. Eine Recherche des ZDF Magazin Royale rund um Moderator Jan Böhmermann enttarnte unsaubere Maskendeals und griff dabei den so genannten "unique selling point" von Kliemann an: Einfach ein guter Typ zu sein.
Doch kein guter Typ mehr
Sollte sich der Betrugsvorwurf bewahrheiten, wäre Kliemann längst nicht der einzige aufgeflogene Hochstapler. Fast könnte man meinen, es hier mit einer Generation zu tun zu haben, die dank Social Media erst gelernt hat, sich selbst zu betrügen, und dann auch leicht andere betrügt.
Die Autorin und Journalistin Jia Tolentino hat in ihrem Essayband „Trick Mirror“ einen Text mit „The Story Of A Generation In Seven Scams“ überschrieben. Sie hangelt sich darin an den krassesten Hochstapeleien der letzten Zeit entlang, von der Girlboss-Welle bis zum berüchtigten Fyre Festival.
"Scams" als eigenes Genre
Warum haben die so genannten „Scams“ gerade Hochkonjunktur? Das Publikum liebt diese Stories: Serien wie „Inventing Anna“, in der es um die wahre Geschichte der Hochstaplerin Anna Sorokin geht, sind populär und erfolgreich. Und „The Dropout“ erzählt die Geschichte der Unternehmensgründerin Elizabeth Holmes, deren Unternehmen "Theranos" als großer Betrug entlarvt wurde.
Holmes wartet momentan auf ihr Urteil in einem großen Strafverfahren. Aktuell wird außerdem die „Krypto-Queen“ gesucht, und der „Tinder Swindler“ ist nicht nur der lustige Titel einer neuen Netflix-Serie, sondern vor allem die Story eines Mannes, der systematisch Frauen emotional und finanziell betrog.
Hochstapelei und kein Ende
Wir analysieren gemeinsam mit der Kulturjournalistin Samira El Ouassil und dem Literaturwissenschaftler Johannes Franzen, woher die aktuelle Lust am Betrug und der Hochstapelei eigentlich kommt, für Protagonistinnen und Publikum. Und wir fragen, ob der enttarnte Betrug überhaupt das Ende der Geschichten ist. Denn auch daraus könnte man wieder eine neue Story stricken. Nur – wo führt die dann hin?