Lamb
Horrorfilm; Island, Schweden, Polen 2021
Regie: Valdimar Johannsson
mit Noomi Rapace, Hilmir Gudnason, Ingvar Sigursson u.a.
106 Minuten, ab 16 Jahren
Neu im Kino: "Lamb"
Mystischer Nebel: Mutter Natur hält für Maria (Noomi Rapace) so manche Überraschung parat. © Koch Films
Trügerisches Horrormärchen
06:40 Minuten
Zwei Schafbauern nehmen ein Lamm bei sich zu Hause auf. Aus der harmlos anmutenden Idee entwickelt sich ein Horrorfilm. In "Lamb" geht es jedoch weniger um Schockmomente als um Traumaverarbeitung und subtile psychologische Charakterzeichnungen.
Worum geht es?
Die isländischen Schafbauern Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Gudnason) leben ein stilles, arbeitsames und vor allem einsames Leben auf ihrer idyllisch abgelegenen Farm. Ihr Alltag wird bestimmt durch ihre Schafherde. Insbesondere das Pflegen der neugeborenen Schafe macht den beiden Freude.
Während einer Geburt entscheidet das Paar, eines der Schafe zu sich nach Hause zu nehmen. Sie wickeln es in Decken ein, füttern es mit einem Fläschchen, baden es, bauen eine Krippe und lassen das Tier bei sich leben. Aber haben sie damit gegen ein ewiges Naturgesetz verstoßen? Langsam werden Maria und Ingvar von ihrer Tat heimgesucht.
Was ist das Besondere?
Basierend auf einer Idee des isländischen Schriftstellers Sjon (der als Librettist zu Lars von Tirers „Dancer in the Dark“ bekannt wurde) inszeniert der Regiedebütant Johannsson ein trügerisches und fieses Horrormärchen, das nahezu ohne Dialoge auskommt.
Während das kinderlose Ehepaar langsam mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, umkreist der Film atmosphärisch dicht ewige Themen wie Trauer, Schuld und Erlösungssehnsüchte. Besonders beeindruckend sind die sehr eingängigen Betrachtungen des Alltags der beiden Bauern. Und die Landschaft erhält durch den Kameramann Eli Arenson eine eigenständige Bedeutung, die die Handlung in all ihrer Düsternis und Heftigkeit kommentiert und begleitet.
Bewertung
„Lamb“ entpuppt sich als Horrorfilm, der stärker durch Traumaverarbeitung und subtile psychologische Charakterzeichnungen besticht und weniger durch den deutlichen Schreck- und Schockmoment. Vielleicht ist am Ende die ganze Metaphorik etwas allzu deutlich inszeniert, aber nichtsdestotrotz besticht der Film durch sein sanftes, unheimliches Pendeln zwischen magischem Realismus und dem Horror des Realen.