Ministerin Christine Lambrecht

„Den Herausforderungen absolut nicht gewachsen“

06:33 Minuten
Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung, geht zum Airbus A321 der Luftwaffe auf dem militärischen Teil des BER-Flughafens für den Flug nach Bratislava. In Bratislava trifft die Ministerin ihren slowakischen Amtskollegen bevor sie in dem Nato-Land stationierte deutsche Bundeswehrsoldaten in Lest (Truppenübungszentrum) und Sliac (Militärflughafen) trifft. Die deutschen Soldaten in der direkt an die Ukraine grenzenden Slowakei gehören zur Air Missile Defence Task Force und der multinationalen Battlegroup der Nato.
Stand immer wieder in der Kritik: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
 Martina Weyrauch im Gespräch mit Julius Stucke |
Audio herunterladen
Nach anhaltender Kritik will Verteidigungsministerin Lambrecht offenbar zurücktreten. Martina Weyrauch von Brandenburgs Landeszentrale für politische Bildung meint, sie sei an den kommunikativen Anforderungen gescheitert. Doch es gibt weitere Gründe.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) plant offenbar ihren Rücktritt. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld des Ministeriums. Für Martina Weyrauch, Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, kommt der Schritt nicht überraschend.
„Lambrecht war den Herausforderungen absolut nicht gewachsen“, sagt Weyrauch. Die Kommunikation der Ministerin sei „komplett dysfunktional“ gewesen – nicht nur ins Ministerium hinein, sondern auch nach außen, zur Rüstungsindustrie und zu den Verbündeten.
Kanzler Scholz habe Christine Lambrecht unter anderem deshalb für den Posten ausgewählt, weil sie „durch und durch loyal“ sei, glaubt Weyrauch. Dabei habe er unterschätzt, welche kommunikative Kraftleistung es sei, das Ministerium auf Vordermann zu bringen. Lambrecht sei es nicht gelungen, der Bundeswehr deutlich zu machen, dass sie auf deren Seite stehe, sie ausstatten und „für sie kämpfen“ wolle.

Ministerium ist Kugelfang des Kanzleramts

Für die Verteidigungsminister sei die Zeit seit 1989 eine „Ära des Niedergangs“ gewesen, analysiert die Politik-Expertin. Man habe das Ministerium in Friedenszeiten nie so richtig ernst genommen. Die Folge: „Es konnten sich dort Hausmächte, Intrigen, eine Löwengrube entwickeln.“
Weyrauch glaubt überdies: „Das Bundesverteidigungsministerium ist ein Kugelfang des Bundeskanzleramts.“ Viele Entscheidungen, die im Kanzleramt fielen, würden auf das Bundesverteidigungsministerium abgewälzt. „Und die Bundesverteidigungsministerin muss ihren Kopf dafür hinhalten.“

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.

Keine Besetzung nach Proporz

Was folgt aus dem möglichen Abgang? Die Juristin bezweifelt, dass die Besetzungen von Ministerien nach Parteiproporz – wie Geschlecht oder Parteiflügel – der richtige Weg ist. Gerade in Zeiten des Krieges in Europa müsse man ganz andere Personalentscheidungen treffen.
(tmk)
Mehr zum Thema