Landgang

Sachsen-Anhalt also. Viel hat sich dort getan. Der Anhalter nennt sich jetzt Anhaltiner, weil er nicht mehr per Anhalter am Straßenrand steht, sondern nach der Wende den deutschen Anschluss schaffte – automäßig, sprachlich. Schließlich wollte er den Aufbau Ost nicht anhalten. So ließ er sich nach der Wende als Anhaltiner eindeutschen, machte einen feschen Schnitt, ließ die Geschichte hinter sich. Und guckt verwundert, fährt er in den "Anhalter Bahnhof" ein, steigt er in der "Anhalter Straße" aus, liegt am Kiosk der "Anhalter Anzeiger" aus. Ja, als Anhaltiner geht er nun mit der Geschichte, aber sein altes Anhalter Wappen findet er schön. Nun ja …
Es war so um 1990, da begann die Geschichte vom Irgendwo. Im Land Irgendwo konnte man sich plötzlich nicht mehr entscheiden, wer man eigentlich sei. War man Anhalter und ist nun Anhaltiner? Ist man anhaltisch oder anhaltinisch? Geht es nun sachsen-anhaltisch zu oder mehr sächsisch-anhaltisch? Die Verwirrung war groß wie die neue Zeit. Und so sagte man mehr als eigentlich notwendig: aus anhaltisch wurde anhaltinisch, obwohl –isch das gleiche besagt wie -inisch. Mochten die Bewohner von Irgendwo das noch verstehen, jenseits der Landesgrenze zog Sprachlosigkeit ein. Nicht nur im ostfälinischen Stammesgebiet. So kam es denn, dass im Jahre 2028 sich niemand mehr an Irgendwo erinnern konnte, geschweige denn darüber sprach.

Lange nichts gehört. Wie Sachsen-Anhalt verschwand
Von Claus Stephan Rehfeld

"Landesregierung beantragt Urheberrechte für den Namen "Sachsen-Anhalt". Die Medien werden zur Zahlung von 1 Cent je Nennung des Landesnamens verpflichtet."

2011, 15. Juni
Einnahmen im Landeshaushalt aus dem Urheberrecht für die Nennung des Landesnamens schnellen auf 32 anhaltische Cent hoch. 28 anhaltische Cent kamen auf das Konto, nachdem der Ministerpräsident erklärt hatte, sein Land sei doch eigentlich recht gemütlich. Der Ausspruch stürmte die Charts regionaler Medien.

07. Juli
Sonderkommission sieht die Schallmauer durchbrochen: 52 anhaltische Cent Einnahmen.

09. Juli, 13.07 Uhr
Landesregierung sichert sich auch die Rechte für die schriftliche und mündliche Verwendung folgender Wörter: Sachsen Anhalt ohne Bindestrich, Sachsen sowie Anhalt.

15.42 Uhr
Protestnote der Sächsischen Landesregierung in Magdeburg übergeben. Der Alleinvertretungsanspruch der Landesregierung von Sachsen-Anhalt mit oder ohne Bindestrich wird scharf zurückgewiesen. König Fritz V. erklärt: "Sachsen bleibt in Sachsen." Königstreue rufen zu Montagsdemonstrationen auf.

11. Juli
Karl I. zu Magdeburg ordnet die Wiedereinführung des Bindestrichs in Sachsen-Anhalt an. Er begründet dies mit der Schaffung von zusätzlich 100 Arbeitsplätzen in der landeseigenen Stempelmanufaktur.

2013, 11.11.
Einnahmen des Landes ST aus dem Copyright an "Sachsen Bindestrich Anhalt" belaufen sich nach 5 Jahren auf 78 anhaltische Cent.

Das Ministerium für Kreativwirtschaft ordnet an: Mit Wortcent sind auch Wortteile oder Wortkombinationen sowie sich daraus ergebende Ableitungen zu belegen, die sich aus "Sachsen-Anhalt" ergeben könnten. Darunter fallen der Gebrauch von "Sach", "an" sowie "halt" in allen Formen und Schreibungen.

16.07 Uhr
Bayern bricht Telefonverkehr mit Sachsen-Anhalt ab. Man lasse sich nicht "an Weihnachten" und "an Sylvester" verbieten. Dies gelte auch "unter der Woche".

16.08 Uhr
Landesregierung von Baden-Württemberg beendet den Warenverkehr mit Sachsen-Anhalt. "Die Sach" sei eindeutig schwäbischen Ursprungs und daher eine innere Angelegenheit derer in BW.

20.17 Uhr
Sachsen-Anhalt reagiert mit Einführung neuer Landeshymne, dem von Joseph Haydn vertonten Vers "Die Sach’ ist dein, Herr Jesu Christ".

2017, 01. Januar
Die Landesregierung meldet ihr Copyright für das gedachte Wort an.

2022
Die Einnahmen verharren seit Jahren bei 1 sachsen Euro und 12 anhaltischen Cent. Karl I. zu Magdeburg belegt die Vokale a und e mit dem Wortcent, da sie im Landesnamen vorkommen. Er bedauert, dass es nicht mehr Vokale sind.

2028
20 Jahre nach Erhebung des Wortcents auf die Verwendung "Sachsen-Anhalt" sowie seiner Wortbestandteile, aller möglichen Ableitungen sowie der Vokale a und e in mündlicher, schriftlicher und gedachter Form verharren die Einnahmen bei 1 sachsen Euro 14 anhaltischen Cent.
Seit 5 Jahren hat niemand mehr etwas von hmhmhm gehört. Gesprochen wird über hmhmhm schon sehr vieler länger nicht. Wo es liegt, weiß keiner mehr.


Ganz früh raus. Jedenfalls im 6.39-Uhr-Land
Von Susanne Mack

In Sachsen-Anhalt klingeln die Wecker bekanntlich zeitiger als andernorts im Restgebiet von Deutschland. Behaupten die Sachsen-Anhalter, jedenfalls das mit dem Frühaufstehen.
Vor knapp zweieinhalb Jahren, es war am 24. Mai 2005, teilte der Ministerpräsident dies der überregionalen Öffentlichkeit mit. Und zwar in Berlin, wo man erst um 6.53 aufzustehen geruht. Dies sprach sich schnell herum, also das mit der Kampagne. Verwundert rieb sich so mancher die Augen. Weil er später als die da in Sachsen-Anhalt aufsteht, weil er dennoch immer noch schläfrig war, weil er bis dahin geglaubt hatte, er würde ausgeruht von seinem Chef gebraucht werden. Egal, die Frühaufsteher verdrängten ihre Heimatschachtel-Kampagne (mit Burger Knäckebrot und anderen Leckereien) aus den Schlagzeilen. Das war ja auch das Ziel. Und heute so? Und überhaupt so? So um 6.39 Uhr?


Haseloff: "Statistisch wurde ermittelt, dass die Sachsen-Anhalter am frühesten in Deutschland aufstehen."

Schlaflosigkeit ob der Lage im Lande? Oder was?!

Haseloff: "Hier sind Mittelwerte festgestellt worden, die uns noch vor den Sachsen haben liegen lassen."

"Liegen lassen"? Aber Herr Minister Haseloff? Wir dachten, es ginge ums Aufstehen …
Nun, aus der "Zwickmühle" hilft uns nur der Herr Pölitz. Ein Magdeburger.

Pölitz: "Weil Sachsen-Anhalter dadurch auch eher müde werden. Wahrscheinlich schläft der Minister schon. Und ich muss ja auch gleich ins Bett, weil wir ja schon 6.39 Uhr wieder aufstehen müssen! Wie das ganz findige Wissenschaftler herausgefunden haben. Ja, also, der größte Bummelant ist ja der Hamburger. Laut Statistik steht der erst 7.13 Uhr auf."

Und wo kommen die Schlaf …, pardon, die Mützen, also die Parole-Erfinder her? "Wir stehen früher auf!" Das war eine "profiling GmbH" aus Berlin im Auftrag von einer "Creating-und-Campaigning"-Firma aus Hamburg.

Pölitz: "Aus Hamburg! Die de Spätesten sin’, die aus der Knete kommen, das is’ prima. Aber andere aus’n Federn schmeißen! - Aber es is’ klar, wir Sachsen-Anhalter müssen früher aufstehen als andere, weil der Weg zur Arbeit is’ ja länger geworden, die is’ ja sonst irgendwo. Bei uns zu Hause gibt’s ja fast nix mehr …"

"Fast nix mehr" – in Sachsen-Anhalt kann das arg viel sein.

Pölitz: "Und nach der Wende sind dann ooch viele Gesichter einfach länger geworden von Jahr zu Jahr. So braucht man beim Rasieren früh ooch länger."

Ja, ja, und weil wir in Sachsen-Anhalt schon unseren Mona-Kaffee schlürfen und ins Burger Knäckebrot beißen, während der Rest der Republik noch am Kopfkissen horcht, deshalb kriegen wir in Sachsen-Anhalt eben auch was hin! Was, wissen wir ooch nicht genau, aber es soll was mit Investoren sein.

Haseloff: "Wir sind helle, wir sind früh am Ball, wir sind leistungsbereit und innovativ. Und das versuchen wir jetzt auch in den Folgekampagnen auch umzusetzen."

Wo gibt’s die Investoren mit den dicksten Brieftaschen? In Schwaben, wie jeder weiß. Anfang Juni sind ein paar Sachsen-Anhalter nach Stuttgart gedüst, der Minister voran.

Haseloff: "Wir kennen ja zum Beispiel den Ansatz der Baden-Württemberger mit dem Hochdeutsch und so weiter …"

Pölitz: "De Schwaben sagen das ja, nich’ wahr, >Wir können alles. Außer Hochdeutsch."

Drum sind die Sachsen-Anhalter ganz früh aufgestanden, 6.39 Uhr, haben an den Bundesstraßen rund um Stuttgart (6.51 Uhr) ein paar Schilder aufgestellt. Drauf steht in mannshohen Lettern: "Wir können alles." – Punkt.

Haseloff: "Ja, erstmal muss man sowieso provozieren, wenn man auf sich aufmerksam machen möchte."

Pölitz: "Ne, wir können alles. Jo … aber auch kein Hochdeutsch!"


Das anhalter Wappen. Eine sachliche Erläuterung
Von Claus Stephan Rehfeld

Wir halten inne, die Wappen-Frage steht. Das Wappen hängt hoch und manchem ist es auch heilig. Wir wiederum sind flexibel zu nennen und passen uns vorsichtig dem neuzeitlichen, also dem nachwendlichen Sprachgebrauch im Landstrich mit dem Bindestrich an. Zwar heißt es historisch und richtig anhalter Wappen, aber wenn die Zunge dadort auf sachsen-anhaltinisch besteht, bitteschön. Wir wollen dem anhaltischen Bären schließlich keinen peußeninischen Vogel aufbinden. Bitte, die Kleine Wappenkunde.

Nach der Wende 1990 stimmt auch die alte Farbenlehre nicht mehr. Die Sachsen-Anhaltiner verabschieden sich von der alten schwarz-gelben Landesflagge. Die Baden-Württemberger hatten die Farben in dieser Reihenfolge auf ihre Fahne gesetzt. Und beim Wappen kann Sachsen-Anhalt wieder an alte Traditionen anknüpfen: an Preußens Adler und Anhalts Bär.

Es war am 29. Januar 1991, da führte das neue Landeswappen von Sachsen-Anhalt die Geschichte auf dem Wappenschild zusammen. Es ist die Wappen-Geschichte der preußischen Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Der preußischen Adler wird im heraldisch linken oberen Feld platziert. Im unteren Schildteil steht der anhaltinische schwarze Bär auf einer roten Zinnenmauer für den früheren Freistaat Anhalt. Zwischen Preußens Adler und Anhalts Bär verläuft diagonal der sächsische Rautenkranz.

Der sächsische grüne Rautenkranz prangt 1817 auf dem Wappen der neu gebildeten preußischen Provinz Sachsen. Er liegt diagonal auf dem neunmal von Schwarz und Gold geteilten Wappenschild.
Fast 100 Jahre später geht aus dem Herzogtum Anhalt der Freistaat Anhalt hervor. Sein Wappen zeigt einen schreitenden schwarzen Bären auf roter Zinnenmauer mit offenem Tor.

Nach der Gründung des Landes Sachsen-Anhalt in der Sowjetischen Besatzungszone erhält das Land wieder ein Wappen. Zwar verschwinden Anhalts Bär und Preußens Adler, aber die Tradition bleibt … preußisch und sächsisch. Ein neunmal geteilter Halbrund mit der geänderten Farbreihenfolge schwarz-gold, belegt mit dem grünen Rautenkranz. Drei goldene Ähren krönen nun den Schild, zwischen ihnen links ein Schlegel und rechts ein Hammer. Bis 1952.

Anhaltinischer Bär, preußischer Adler und sächsischer Rautenkranz finden mit der Gründung des Freistaates Sachsen-Anhalts erstmals auf einem Wappenschild zusammen. Der Bär steht für das anhaltinische Fürstenhaus derer zu Bernburg, "Bärenburg". Und der Adler? Mal war er brandenburgisch rot, mal preußisch schwarz.


Er singt und sangt. Aber regional sehr unterschiedlich
Von Claus Fischer

Halle ist eine Stadt, die dort liegt, wo sie der Sänger auch vermutet, nämlich "An der Saale hellem Strande". Da Halle an der Saale aber nicht ganz so groß ist wie das Bindestrich-Land, wird noch manch anderes Lied in Sachsen-Anhalt angestimmt. Da wir diese nicht kennen, baten wir eine fachkundige Hand um Aufklärung. Die gab uns den Wink, dass jeder das Lied von der Saale und dem hellen Strande kennen würde, so titelmäßig, aber das mit dem ganzen Liedtext sei schon etwas problematischer. Wegen der vielen Stämme, die am Bindestrich siedelten, wegen der neuen Zeit … aber sangesfreudig seien sie schon.
Der Sachsen-Anhalter und sein Verhältnis zum Heimatsingsang. Eine subjektive Kurzdarstellung.


Heino: "An der Saale hellem Strande"

Äh, Moment mal, da hat der Techniker wohl das Tonband verwechselt. Dieses Gesangsgenie singt das bewusste Lied zwar auch, aber es beziehungsweise er kommt gar nicht aus Halle. Und nicht mal aus Sachsen-Anhalt, sondern aus Zülpich. Ortsteil Ülpenich. Und das liegt - im Rheinland!

Ja, so ists richtig! Genau! Das ist das Glockenspiel im Roten Turm in Halle "An der Saale hellem Strande", aber singen dieses Lied wirklich alle im Land? Von Arendsee im Norden bis Zeitz im Süden?

Rummel: "Ja, das ist, denke ich, regional sehr unterschiedlich."

So hat der Altmärker als solcher eher eine brandenburgische Mentalität. Der Anhalter dagegen, dessen Region Jahrhunderte lang ein souveränes Fürstentum war, ist fast so regionalbewusst wie der Sachse oder der Bayer. Daher ist es ganz schwer, auch nur halbwegs objektiv zu sagen, was er nun eigentlich singt, der Sachsen-Anhalter als solcher. Landeschorleiter Rummel ist davon überzeugt, dass er sich von der klassischen Musik inspirieren lässt, also davon ...

"... welche Komponisten haben in der jeweiligen Gegend gelebt und gewohnt. Das betrifft vor allem die Region Halle."

Moment! Ist der hebräische Lobpreis Gottes also eigentlich eine Hommage an Händels Geburtstadt? Eine schwere Frage, die auch die junge Hallenserin nicht beantworten kann.

"Ansonsten singen wir Volkslieder."

Ah ja! Da sind die Sachsen-Anhalter so drauf wie alle anderen Deutschen.

"... kennen natürlich aber immer nur die erste Strophe, das ist klar, wie >Am Brunnen vor dem Tore < zum Beispiel."

Ist kein sachsen-anhaltisches Liedgut! Aber es gibt, so Landeschorleiter Rummel, Gegenden, in denen beinahe ausschließlich die guten alten Volkslieder gesungen werden.

"Das betrifft vorrangig den Harz, aber auch die Altmark."

Wo die dunklen Wälder beziehungsweise die Berge besungen werden.

"Oder was ganz typisch ist: Saale-Unstrut-Gebiet und der Wein."

Aha! Ohne den geht’s also auch beim Sachsen-Anhalter nicht. Und wo singt er am liebsten?

"Unter der Dusche früh oder abends in der Badewanne, also das ist uns eigentlich ganz egal. Wir singen gerne und wir singen viel!"

Bleibt noch die Frage, wann der Sachsen-Anhalter, pardon, die Sachsen-Anhalterin singt?

"Wir singen früh am Morgen, weil wir sind das Land der Frühaufsteher!"

" … obwohl ich sagen muss, dass man früh um 5 nicht so gut singen kann, das wird sich dann erst so um 10, halb ölf (!) dann einpendeln ..."

Rummel: "Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Sachsen-Anhalter ein absolut sangesfreudiges Volk ist."

Das war auch nicht anders zu erwarten.


Das Lachen vergangen?
Von Susanne Arlt

/Ach, wie war das damals lustig. Damals, in der DDR. Da jagte ein Witz den anderen. Dann wurde die DDR zum Auslaufmodell, kurz darauf auch der Witz. Erst der DDR-Witz, dann der Wendewitz. Letzterer hielt sich nur kurz, Sprachlosigkeit machte sich bald in Sachsen-Anhalt breit - witzmäßig gesehen. Erstaunlich, denn allerorten blüht die Landschaft, unabhängig von der Jahreszeit. Nur der Humor fristet sein Dasein als Mauerblümchen. Wieso, weshalb, warum?

Sexy Anhalt! Schauspielerin und Oscargewinnerin Helen Mirren fand kürzlich diese Worte für ein Bundesland, das sonst eher mit Attributen wie grau und griesgrämig versehen wird. Aber sexy? Viele freuten sich über das Kompliment, selbst Landespolitiker waren angetan. Doch wenige Tage später dann kam die Ernüchterung. Die britische Schauspielerin erklärte, sie habe sich verhört. Saxony-Anhalt klinge auf Englisch irgendwie wie sexy, aber vielleicht sei ja Sachsen-Anhalt auch sexy? Zum Lachen fand das in Sachsen-Anhalt dann keiner mehr.

Politikerin: "Manchmal hat man das Gefühl, dass den Leuten das Lachen im Hals stecken bleibt, aber ich glaube, ein gesunder Witz ist immer noch da."

Ein Überlebenswitz sozusagen, nur eben kein Witz über sich selbst. Hans-Günther Pölitz wundert das nicht. Der Menschenschlag zwischen Arendsee und Zeitz habe eben wenig zu lachen. Die Arbeitslosenquote ist noch immer eine der höchsten in Deutschland, viele ziehen weg, vor allem Frauen. Selbst dem Kabarettisten aus der Magdeburger Zwickmühle fällt kein Witz über die Sachsen-Anhalter ein.

Pölitz: "Äh, eigentlich nein, fällt mir kein direkter Witz zu Sachsen-Anhalt ein, bloß die Leute, die in Sachsen-Anhalt leben, haben sehr viel Humor, sonst würden sie ja nicht hier leben."

Ganz ähnliche Antworten bekommt man von Landespolitikern zu hören.

Politiker: "Also im Moment über Sachsen-Anhalt fallen mir keine Witze ein …"
Politikerin: "Nee, so spontan nicht."

Der Sachsen-Anhalter aber scheint das mit Fassung zu tragen. Er erträgt sowieso viel. Das Land, in dem er lebt, zum Beispiel. Wo heute Sachsen-Anhalt drauf steht, ist in Wirklichkeit ein Harzer, ein Altmärker, ein Sachse, ein Niedersachse oder ein Brandenburger drin.

Pölitz: "Vielleicht liegt der Witz im Pluralistischen. Jeder betrachtet den anderen als Witz und bezieht so seine Schadenfreude oder seinen Humor daraus."

Ach, so ist das. Mit ein Grund für die Witzarmut aber mag auch der sachsen-anhaltische Dialekt sein. Der zerfasere die homogene Witzlandschaft, meint die Hallenser Parlamentarierin Birke Bull.

Bull: "Wir sind deshalb nicht Gegenstand von Witzen, weil wir einen vernünftigen Dialekt haben."