Landgang extra
Früher, so wurde uns zugeraunt, früher hatte man die Qual der Wahl, heute nun habe man die Wahl der Qual. Bei den anstehenden Landtagswahlen, bei der Bundestagswahl sowieso.
Wahltag ist Zahltag – sagte der Volksmund früher, heute kaum noch, was irgendwie verständlich ist angesichts der finanziellen Lage in der Tiefebene (Ebbe in der Kasse) und im Hochgebirge (wir sagen nur Schuldenflutwelle).
Und auch das Gerede von der Politikverdrossenheit ist plötzlich verstummt. Ebenso presst die Politik die Lippen zusammen, damit ihr nicht das Wort vom "Nichtwähler" über selbige kommt. Es ist noch gar nicht lange her, da sorgte sich die Politik ganz doll über "Wahlmüdigkeit" und dergleichen. Vorbei die Sorge, denn das Statische Bundesamt teilte mit, dass 1,3 Millionen Mitbürger zu streichen sind. Zu viele Deutsche seien in der Vergangenheit gezählt worden. Waren wahrscheinlich alles Nichtwähler gewesen – diese 1,3 Millionen Landsleute. Nun ja ...
Wahl Köln
Von Volker Wagener
Wir haben die Qual der Wahl. Oder sagt man heutzutage: die Wahl der Qual? Egal, wir fangen klein an, also in Köln. Da greift der Kölner am Sonntag nicht zu Konfetti, sondern zum Wahlzettel. Er wird dies wohl sogar bei sonnigstem Wetter etwas griesgrämig tun, denn die Stimmung sei nicht sehr gut dadorten, teilt ein Stimmungsbeobachter mit. Also überschrieb er seinen Bericht mit "Dä kölsche Wisch. Kleine Polemik über den K(r)ampf um das Rathaus in Deutschlands skandalträchtigster Stadt."
"Nehmen sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht." Ein echter Adenauer! Generalabsolution für seine rheinischen Stammesangehörigen. Im Lokal-Idiom klingt das so: "Mer sinn wie mer sinn".
So, wie sie sind, wollen die Kölner ihre politischen Wortführer aber gar nicht haben. Der einstürzende Altbau hinein in die U-Bahngrube hat vieles verändert in der Stadt des chronischen Frohsinns. Die Stadt ist – gemessen an ihrer unterentwickelten öffentlichen Moral – eine Bananenrepublik, finden inzwischen sogar des Hochdeutschen Unfähige.
Bauskandal, Müllskandal, Parteispendenskandal und jetzt auch noch der U-Bahnskandal dem zwei Männer und ein ganzes Archiv zum Opfer fielen. Das Versenken der jahrhundertealten Schätze bringt nun auch die kölsche Lebensbalance ins Wanken: "Et hätt noch immer jot jejange" (Es ist noch immer gut gegangen).
Ganz ehrlich: die Kölner haben die Schnauze voll. "Das Verhältnis der Kölner zu ihren gewählten Vertretern", meint Jürgen Becker, "hat das Stadium der Tolerierung oder Ablehnung und selbst der Verachtung bereits verlassen." Er muss es wissen: Der Mann gilt als Erklärer des kölschen Wesens. Schlampigkeit gehört dazu. "Der "kölsche Wisch" ist die Metapher dafür. Streng genommen ist damit oberflächliches Saubermachen gemeint, ist aber auf alle Lebenslagen übertragbar. Martin Stankowski, ein anderer Kölsch-Exeget, will unter Seinesgleichen eine "Mentalität des fahrlässigen Optimismus" ausgemacht haben. Pfusch eben! Wie beim U-Bahnbau.
Die Stimmung in Italiens nördlichster Stadt ist derzeit ziemlich mies. Der etwas kokette Vergleich mit südländischem Flair, der angeblich zum Kerncharakter des Ur-Kölschen zählt, wird neuerdings sparsamer im Munde geführt seit eine Leserbriefschreiberin treffend bemerkte, es sei ja durchaus charmant als italienische Kommune zu gelten, aber ob es denn gleich Neapel sein müsse?
Die Gemütlichkeit am Rhein ist ziemlich dahin. "Pappnasen" schimpfen die Kölschen derzeit ihr Führungspersonal. Was im Karneval ganz nett klingt, ist derzeit die Höchststrafe. Fritz Schramma hat das zu spüren bekommen. Der wegen seiner Volkstümlichkeit beliebte Oberbürgermeister ist buchstäblich in die Einsturzgrube des Stadtarchivs gestolpert. Fehlendes Verantwortungsbewusstsein, Formfehler und unbedachte Spontanankündigungen wie die, den fortgeschrittenen U-Bahnbau komplett einzustellen, brachten den CDU-Mann um die sichere Wiederwahl. Seine Partei, wegen ihrer Intrigenfähigkeit auch als "Libanon des Westens" bekannt, nötigte ihn zum Kandidaturverzicht. Nun soll es ein "Immi", ein Nicht-Kölner also, für die Schwarzen richten. Peter Kurth wird bei den Ränkespielen schon mithalten - der Mann kommt schließlich aus der Berliner CDU.
So ganz nebenbei hat die Schramma-Demontage die gesamte OB-Wahl-Dramaturgie über den Haufen geworfen. Jürgen Roters, der SPD-Mann, war eigentlich nur als Zählkandidat für die seit zehn Jahren schon danieder liegenden Genossen angetreten. Jetzt gilt er als Favorit.
Beiden Spitzenkandidaten droht allerdings die Strafe an der Urne. Köln wird zunehmend als Stadt des Niedergangs wahrgenommen. Dazu passt der Befund des Kabarettisten Becker. "Wenn in der Kommunalpolitik die Persönlichkeiten fehlen, dann macht es keinen Spaß", findet der rheinische Heimatforscher. Und überhaupt: Der ganze Kölner Stadtrat, so Becker, sei "ein Sammelbecken für Leute, die einen an der Waffel haben." Na, dann lasst uns mal wählen.
Wahl Sachsen
Von Matthias Biskupek
Landtagswahl in Sachsen – also im Landstrich der Patrioten, die gerne ihrem Ministerpräsidenten huldigen. Jedenfalls so lange er Geenich ist, als an der Macht. Ist er weg, dann ist er nicht mehr Geenich. Obwohl, so die letzten Nachrichten aus dem Sachsenlande, obwohl dem amtierenden MP zwar "pflichtschuldigst" gehuldigt werde, aber Geenich ... so wie Biedenkopf ... sei er wohl nicht. Ist das Ende der sächsischen Monarchie-Variante im Land der Patrioten angesagt? Wir hören.
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere. Wenn ein König geht, hämen die Menschen. Zumindest deren wunderlichste Spezies, die Sachsen. Doch kein König kann so unfähig sein, dass ihn die Sachsen in der Blüte seiner Macht nicht anhimmeln.
Unser Geenich iss und bleibd der Greesste!
Und kein König kann so perfekt gewesen sein, dass ihn die Sachsen nach seinem erzwungenen oder freiwilligen Rücktritt nicht noch einen ganz persönlichen Tritt verpassen.
Isch wusste schon immer, dass der nischt taucht!
Als der letzte echte sächsische König ging, sagte der bekanntlich: Machd doch eiern Dregg alleene! Die dann folgenden sächsischen Könige von Gottes Ungnaden wie Gauleiter Mutschmann und Walter Ulbricht erhoben den sächsischen Dialekt zur Lachnummer. Was die sächsischen Volksmassen nicht davon abhielt, ihnen zu huldigen – so lange beide an der Macht waren. Als Honecker Ulbricht abserviert hatte, bemühten sich staatstreue Sachsen sogleich, wie Honecker zu nuscheln:
Ohnsre Dojtsche Kratsche Plieek!
Nach der friedlichen, also sächsischen Revolution wurde Biedenkopf vor allem deshalb gewählt, weil er zumindest im Nebenberuf hibbsch sächseln konnte. Nach dessen Rückzug sagte man wiederum: Eichendlich war der Biedenkopp ooch bloß ä West-Nischl. Hatte Biedenkopf aber noch den Kosenamen "Geenich Gurd" bekommen, mochte man Ähnliches an seinen Thronfolger Milbradt nicht vergeben. Man huldigte pflichtschuldigst – nach seinem Abgang zog man ihn umso heftiger durch den Sachsen-Sumpf.
Was also wird dem gebürtigen Sachsen Stanislaw Tillich nach seinem Rückzug geschehen? Ein patriotischer Sachse wird ausrufen: Stanislaw! – Nee! Mit so ennem Namen war man souwiesou falsch an der sächs'schen Täte!
Wahl Saarland
Von Hans-Peter Betz
Ist doch alles Käse! Sie kennen den Spruch und das dazu passende Gesicht ihres Gesprächspartners. Aus uns unerklärlichen Gründen macht nun die CDU im Saarland Werbung mit Käsehäppchen, bestückt mit der Deutschlandfahne. Das hat die Fahne nicht verdient, immerhin handelt es sich um ein nationales Symbol! Und dann ziert noch das Konterfei des amtierenden Ministerpräsidenten den Käsebissen! Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das im Fernsehen sahen. Es war im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, muss also stimmen. "Saarland ist fertig!" schrieb uns schon vorher ein Herr, der eine wirklich sehr eigene Meinung zu Wahlen im Saarland hat.
Landtagswahlen im Saarland? Ist es nicht etwas übertrieben, einem kleinen Flecken im äußersten Südwesten Deutschlands dieses Privileg einer föderalen Selbstverwaltung zuzugestehen? Ein Sektor mit gerade einmal einer Million Einwohnern, noch nicht einmal so groß wie manche Landkreise in anderen Bundesländern, leistet sich ein eigenes Parlament mit einem kompletten Kabinett? Was gibt es da für einen Ministerpräsidenten für staatstragende Aufgaben zu erledigen? Nun, er muss wahrscheinlich jedem Ehepaar, das seine Silberne Hochzeit feiert, persönlich gratulieren, und er wird auch mit großem Brimborium eine neu gestrichene Parkbank im Saarbrücker Zoo einweihen dürfen, aber damit hat es sich dann auch mit der Regierungsarbeit.
Außerdem muss man die Fähigkeit zur politischen Mündigkeit der Saarländer durchaus in Frage stellen. Immerhin fehlen den Einwohnern einige Jahre Grunderfahrungen mit der deutschen Demokratie. Schließlich wurde das Ländchen erst 1955 in den Schoß der westdeutschen Länderfamilie aufgenommen. Hat man da zum Urnengang überhaupt die politische Reife?
Zudem hat die Franzosenzeit ihre Spuren hinterlassen. Zwar läuft der gemeine Saarländer nicht mit dem Barrett auf dem Kopf, der Gauloise im Mundwinkel und dem Baguette unterm Arm umher, aber nirgendwo kriechen mehr Renaults, Peugeots oder Cirtoёns herum als in Saarbrücken und nirgendwo sonst nennt man eine Fleischwurst eine Lyoner?
Nicht zuletzt deswegen redet man im Südwesten immer noch vom Saargebiet. Und viele erinnern sich noch an die Bezeichnung MUF, die Militaire Union Francaise, weshalb man in der Pfalz den Saarländer auch heute noch als Muffländer betitelt.
Ein weiterer Grund, die politische Mündigkeit zu hinterfragen, ist ein äußerst zweifelhaften Charakterzug des saarländischen Menschenschlags. Er leidet an chronischer Selbstüberschätzung. Größenwahn wird ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Wahrscheinlich ein Minderwertigkeitskomplex, der seine Ursache in der provinziellen Enge und der Winzigkeit dieses Landstrichs hat. In der Zeit als "autonome Region", von 1945 bis 55, leistete sich das Saarland tatsächlich ein eigenes NOK und nahm 1952 als selbständiges Land an den Olympischen Spielen in Helsinki teil. Sogar eine saarländische Fußballnational-Mannschaft gab es in dieser Zeit.
Man findet aber auch aktuelle Beweise für diese Selbstüberschätzung. Ein prominenter Saarländer, ein gewisser Erich H., geboren in Neunkirchen, gelernter Kommunist und Dachdecker, also derjenige Erich, der in Ostberlin als Letzter das Licht ausmachen sollte, wollte tatsächlich den Arbeiter- und Bauernstaat DDR zu einer führenden Wirtschaftnation der Welt machen. Das Ergebnis ist bekannt.
Auch ein Oskar Lafontaine, gebürtig in Saarlouis, ist dieser Hybris verfallen. Der ehemalige SPD-Vorsitzende rief schon als kleiner Junge aus: Wenn ich groß werde, werde ich einmal Bundeskanzler. Gott sei Dank ist er beides nicht geworden.
Bedingt durch diese Angeberei, gepaart mit der Großmannssucht eines Gernegroß, kann dem Saarländer deshalb eine gewisse Ähnlichkeit mit dem französischen Staatspräsidenten Herrn Sarkozy attestiert werden. Die logische Schlussfolgerung wäre deshalb, statt der Landtagswahlen, das Ganze Saarland als Morgengabe an Frankreich zurückzugeben.
Im Interesse der in den letzten Jahrzehnten wunderbar funktionierenden deutsch-französischen Freundschaft, ist davon allerdings dringend abzuraten.
Wahl Thüringen
Von Matthias Biskupek
Ostdeutsche Hörer werden ohne Probleme mitsingen können: "Die Partei, die Partei, / die hat immer Recht!" Und in Thüringen, im Land der führenden Partei, sowieso. Verwundert rieben wir uns den Schlaf aus den Augen, als ein in Thüringen lebender Sachse sein Manuskript auf unseren schönen Tisch knallte. Da er Erfahrungen mit der Zensur hat, senden wir seinen Beitrag ungekürzt. Vortragen wird der Verfasser ihn allerdings nicht, er empfahl eine andere Stimme. Warum nur?
"Man hat uns alles gegeben,
Zinsen, grüß Gott und den großen Plan.
Der Freistaat meistert das Leben,
Vorwärts, den Löffel packt an.
Hetzen die Miesen und grinsen,
Nehmen Euch nicht ganz für voll?
Kocht eure Klöße und Linsen,
Thüringer ihr seid so toll."
Die führende Partei hat in Thüringen immer Recht. Das wird auch nach der Wahl so sein. Wir hatten seit '90 schon die führenden Farben schwarzgelb und schwarzrot, dann lange das Alleinschwarz – und nun wird es gewiss wieder schwarzrot. Rotschwarz gibt's wohl nicht, denn die SPD führt sich in Thüringen vor allem als flügelschlagende Partei auf. Drum Genossen, es bleibet dabei: Althaus alleine sieht alt aus, aber mit Matschie wird's ganz schie.
Natürlich könnten in Thüringen auch gelbgrüne Farbenlehrer mitspielen, oder gar der Größte Anzunehmende Polit-Unfall eintreten: Der Ministerpräsidentenkandidat Bodo Ramelow wird vom Kandidaten zum Mitglied der Ministerpräsidentenriege befördert. Die LINKE als führende Partei, was sie ja irgendwie schon mal war. Insofern wird sich auch künftig in Thüringen nie etwas ändern: Die führende Partei hat immer Recht!
Wahl Bundestag
Von Peter Zudeick
Nach vielen und langen Jahren seines direkten Kontaktes zur großen Bundespolitik hatte er plötzlich einen Traum. Politik aus der Nahdistanz, Politiker zum Anfassen, die große Politik in Berlin – eine große Sehnsucht machte sich in seinem Schlafhirn breit. Sogar nach dem Aufwachen konnte er sich noch an seinen Traum erinnern. Es muss also ein ganz besonderer Traum gewesen sein. Also setzte er sich an den Schreibtisch und vertraute seinen Traum einem Blatt Papier an. Zwei schlichte Worte setzte er als Titel: "Mein Traumwahlkampf".
Mein schönster Traum seit Jahren: Drei Monate vor jeder Bundestagswahl darf kein Politiker mehr im Fernsehen auftreten. Sie sollen getrost ihre traditionellen Wahlkampfveranstaltungen in großen Hallen oder in Kneipen-Sälen oder auf Festplätzen machen. Sie sollen wie eh und je die Fußgängerzonen mit Ständen vollstellen, Fähnchen und Mützen und Kugelschreiber unters Volk bringen und plakatieren, was das Zeug hält. Aber zwölf Wochen strenges Auftrittsverbot im Radio und im Fernsehen. Keine Interviews, keine Talkshows, keine sogenannten Duelle.
Außerdem: Keine Umfragen mehr drei Monate vor der Bundestagswahl. Nicht jeden Tag, jede Woche dieses unerträgliche Geschwätz von sogenannten Demoskopen, die schon wieder aufs fabelhafteste erklären können, warum die Menschen genauso votieren wie Demoskopen und Medien es ihnen einflüstern. Ob Sonntagsfrage oder Politbarometer, ob Forsa, infratest, Allensbach oder Forschungsgruppe Wahlen – die Demoskopie, zu deutsch Volksausspähung, erfüllt unser Leben mit Sinn. Und wenn's Unsinn ist. Schluss damit.
Und man wird sehen: Ohne Fernsehwahlkampf und ohne Umfrage-Gebläse wird irgendwie die ganze Wählerei sinnlos. In Kaub am Rhein hat man Ende Juni daraus schon mal vorsorgliche Konsequenzen gezogen: Der neue Bürgermeister ist per Los bestimmt worden. Weil beide Kandidaten gleichviel Stimmen hatten. Das hat den Bürgern von Kaub so gefallen, dass sie nie mehr wählen wollen. Künftig soll von vornherein das Los entscheiden. Am Wahl-Sonntag, der künftig Los-Sonntag heißt, gibt's ein Volksfest und Freibier. Na, geht doch.
Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen. Wir erklären Wahlen zu großen Lotterie-Veranstaltungen. Überall im Land werden auf riesigen Jahrmärkten große Glücksräder aufgestellt, da sind die Köpfe der Kandidaten aufgemalt, die Räder werden allüberall zur gleichen Zeit gedreht, und der Kandidat ist gewählt, auf dem's stehenbleibt. Das gilt für die Kommunal- und Landtagswahlen.
Die Bundestagswahl wird als großes Happening inszeniert, als Happy-Election-Show auf allen öffentlich-rechtlichen und privaten Kanälen, Radio und Fernsehen, versteht sich, moderiert von Thomas Gottschalk, Günter Jauch und Verona Feldbusch. Das Bundes-Glücksrad steht selbstredend vor dem Brandenburger Tor, der komplette Tiergarten drumrum wird zur großen Wahl-Festspiel-Wiese. Und wenn dann Ende August drei Landtagswahlen auf einen Tag fallen und die Bundestagswahl und noch eine Landtagswahl im September noch anstehen, dann hebt die ganze Wahlblase allmählich ab.
Man muss sich das vorstellen als großen Kirmesplatz, als leicht gewölbtes Stück Globus unter einer Gasglocke, das langsam um sich selbst drehend in die Höhe steigt, immer höher, immer höher – nein, und dann nicht platzt, sondern immer weiter steigt, in immer dünnere Luftschichten, wie ein Ballon, den man irgendwann nicht mehr sieht. Und dann, liebe Freunde, dann haben wir's hinter uns. Und auf der Erde ist endlich Ruhe. Und an der Stelle, wo die Wahlkirmesblase war, errichten wir ein Mahnmal für den unbekannten Politiker. Und da feiern wir jedes Jahr ein schönes Fest.
Und auch das Gerede von der Politikverdrossenheit ist plötzlich verstummt. Ebenso presst die Politik die Lippen zusammen, damit ihr nicht das Wort vom "Nichtwähler" über selbige kommt. Es ist noch gar nicht lange her, da sorgte sich die Politik ganz doll über "Wahlmüdigkeit" und dergleichen. Vorbei die Sorge, denn das Statische Bundesamt teilte mit, dass 1,3 Millionen Mitbürger zu streichen sind. Zu viele Deutsche seien in der Vergangenheit gezählt worden. Waren wahrscheinlich alles Nichtwähler gewesen – diese 1,3 Millionen Landsleute. Nun ja ...
Wahl Köln
Von Volker Wagener
Wir haben die Qual der Wahl. Oder sagt man heutzutage: die Wahl der Qual? Egal, wir fangen klein an, also in Köln. Da greift der Kölner am Sonntag nicht zu Konfetti, sondern zum Wahlzettel. Er wird dies wohl sogar bei sonnigstem Wetter etwas griesgrämig tun, denn die Stimmung sei nicht sehr gut dadorten, teilt ein Stimmungsbeobachter mit. Also überschrieb er seinen Bericht mit "Dä kölsche Wisch. Kleine Polemik über den K(r)ampf um das Rathaus in Deutschlands skandalträchtigster Stadt."
"Nehmen sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht." Ein echter Adenauer! Generalabsolution für seine rheinischen Stammesangehörigen. Im Lokal-Idiom klingt das so: "Mer sinn wie mer sinn".
So, wie sie sind, wollen die Kölner ihre politischen Wortführer aber gar nicht haben. Der einstürzende Altbau hinein in die U-Bahngrube hat vieles verändert in der Stadt des chronischen Frohsinns. Die Stadt ist – gemessen an ihrer unterentwickelten öffentlichen Moral – eine Bananenrepublik, finden inzwischen sogar des Hochdeutschen Unfähige.
Bauskandal, Müllskandal, Parteispendenskandal und jetzt auch noch der U-Bahnskandal dem zwei Männer und ein ganzes Archiv zum Opfer fielen. Das Versenken der jahrhundertealten Schätze bringt nun auch die kölsche Lebensbalance ins Wanken: "Et hätt noch immer jot jejange" (Es ist noch immer gut gegangen).
Ganz ehrlich: die Kölner haben die Schnauze voll. "Das Verhältnis der Kölner zu ihren gewählten Vertretern", meint Jürgen Becker, "hat das Stadium der Tolerierung oder Ablehnung und selbst der Verachtung bereits verlassen." Er muss es wissen: Der Mann gilt als Erklärer des kölschen Wesens. Schlampigkeit gehört dazu. "Der "kölsche Wisch" ist die Metapher dafür. Streng genommen ist damit oberflächliches Saubermachen gemeint, ist aber auf alle Lebenslagen übertragbar. Martin Stankowski, ein anderer Kölsch-Exeget, will unter Seinesgleichen eine "Mentalität des fahrlässigen Optimismus" ausgemacht haben. Pfusch eben! Wie beim U-Bahnbau.
Die Stimmung in Italiens nördlichster Stadt ist derzeit ziemlich mies. Der etwas kokette Vergleich mit südländischem Flair, der angeblich zum Kerncharakter des Ur-Kölschen zählt, wird neuerdings sparsamer im Munde geführt seit eine Leserbriefschreiberin treffend bemerkte, es sei ja durchaus charmant als italienische Kommune zu gelten, aber ob es denn gleich Neapel sein müsse?
Die Gemütlichkeit am Rhein ist ziemlich dahin. "Pappnasen" schimpfen die Kölschen derzeit ihr Führungspersonal. Was im Karneval ganz nett klingt, ist derzeit die Höchststrafe. Fritz Schramma hat das zu spüren bekommen. Der wegen seiner Volkstümlichkeit beliebte Oberbürgermeister ist buchstäblich in die Einsturzgrube des Stadtarchivs gestolpert. Fehlendes Verantwortungsbewusstsein, Formfehler und unbedachte Spontanankündigungen wie die, den fortgeschrittenen U-Bahnbau komplett einzustellen, brachten den CDU-Mann um die sichere Wiederwahl. Seine Partei, wegen ihrer Intrigenfähigkeit auch als "Libanon des Westens" bekannt, nötigte ihn zum Kandidaturverzicht. Nun soll es ein "Immi", ein Nicht-Kölner also, für die Schwarzen richten. Peter Kurth wird bei den Ränkespielen schon mithalten - der Mann kommt schließlich aus der Berliner CDU.
So ganz nebenbei hat die Schramma-Demontage die gesamte OB-Wahl-Dramaturgie über den Haufen geworfen. Jürgen Roters, der SPD-Mann, war eigentlich nur als Zählkandidat für die seit zehn Jahren schon danieder liegenden Genossen angetreten. Jetzt gilt er als Favorit.
Beiden Spitzenkandidaten droht allerdings die Strafe an der Urne. Köln wird zunehmend als Stadt des Niedergangs wahrgenommen. Dazu passt der Befund des Kabarettisten Becker. "Wenn in der Kommunalpolitik die Persönlichkeiten fehlen, dann macht es keinen Spaß", findet der rheinische Heimatforscher. Und überhaupt: Der ganze Kölner Stadtrat, so Becker, sei "ein Sammelbecken für Leute, die einen an der Waffel haben." Na, dann lasst uns mal wählen.
Wahl Sachsen
Von Matthias Biskupek
Landtagswahl in Sachsen – also im Landstrich der Patrioten, die gerne ihrem Ministerpräsidenten huldigen. Jedenfalls so lange er Geenich ist, als an der Macht. Ist er weg, dann ist er nicht mehr Geenich. Obwohl, so die letzten Nachrichten aus dem Sachsenlande, obwohl dem amtierenden MP zwar "pflichtschuldigst" gehuldigt werde, aber Geenich ... so wie Biedenkopf ... sei er wohl nicht. Ist das Ende der sächsischen Monarchie-Variante im Land der Patrioten angesagt? Wir hören.
Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere. Wenn ein König geht, hämen die Menschen. Zumindest deren wunderlichste Spezies, die Sachsen. Doch kein König kann so unfähig sein, dass ihn die Sachsen in der Blüte seiner Macht nicht anhimmeln.
Unser Geenich iss und bleibd der Greesste!
Und kein König kann so perfekt gewesen sein, dass ihn die Sachsen nach seinem erzwungenen oder freiwilligen Rücktritt nicht noch einen ganz persönlichen Tritt verpassen.
Isch wusste schon immer, dass der nischt taucht!
Als der letzte echte sächsische König ging, sagte der bekanntlich: Machd doch eiern Dregg alleene! Die dann folgenden sächsischen Könige von Gottes Ungnaden wie Gauleiter Mutschmann und Walter Ulbricht erhoben den sächsischen Dialekt zur Lachnummer. Was die sächsischen Volksmassen nicht davon abhielt, ihnen zu huldigen – so lange beide an der Macht waren. Als Honecker Ulbricht abserviert hatte, bemühten sich staatstreue Sachsen sogleich, wie Honecker zu nuscheln:
Ohnsre Dojtsche Kratsche Plieek!
Nach der friedlichen, also sächsischen Revolution wurde Biedenkopf vor allem deshalb gewählt, weil er zumindest im Nebenberuf hibbsch sächseln konnte. Nach dessen Rückzug sagte man wiederum: Eichendlich war der Biedenkopp ooch bloß ä West-Nischl. Hatte Biedenkopf aber noch den Kosenamen "Geenich Gurd" bekommen, mochte man Ähnliches an seinen Thronfolger Milbradt nicht vergeben. Man huldigte pflichtschuldigst – nach seinem Abgang zog man ihn umso heftiger durch den Sachsen-Sumpf.
Was also wird dem gebürtigen Sachsen Stanislaw Tillich nach seinem Rückzug geschehen? Ein patriotischer Sachse wird ausrufen: Stanislaw! – Nee! Mit so ennem Namen war man souwiesou falsch an der sächs'schen Täte!
Wahl Saarland
Von Hans-Peter Betz
Ist doch alles Käse! Sie kennen den Spruch und das dazu passende Gesicht ihres Gesprächspartners. Aus uns unerklärlichen Gründen macht nun die CDU im Saarland Werbung mit Käsehäppchen, bestückt mit der Deutschlandfahne. Das hat die Fahne nicht verdient, immerhin handelt es sich um ein nationales Symbol! Und dann ziert noch das Konterfei des amtierenden Ministerpräsidenten den Käsebissen! Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das im Fernsehen sahen. Es war im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, muss also stimmen. "Saarland ist fertig!" schrieb uns schon vorher ein Herr, der eine wirklich sehr eigene Meinung zu Wahlen im Saarland hat.
Landtagswahlen im Saarland? Ist es nicht etwas übertrieben, einem kleinen Flecken im äußersten Südwesten Deutschlands dieses Privileg einer föderalen Selbstverwaltung zuzugestehen? Ein Sektor mit gerade einmal einer Million Einwohnern, noch nicht einmal so groß wie manche Landkreise in anderen Bundesländern, leistet sich ein eigenes Parlament mit einem kompletten Kabinett? Was gibt es da für einen Ministerpräsidenten für staatstragende Aufgaben zu erledigen? Nun, er muss wahrscheinlich jedem Ehepaar, das seine Silberne Hochzeit feiert, persönlich gratulieren, und er wird auch mit großem Brimborium eine neu gestrichene Parkbank im Saarbrücker Zoo einweihen dürfen, aber damit hat es sich dann auch mit der Regierungsarbeit.
Außerdem muss man die Fähigkeit zur politischen Mündigkeit der Saarländer durchaus in Frage stellen. Immerhin fehlen den Einwohnern einige Jahre Grunderfahrungen mit der deutschen Demokratie. Schließlich wurde das Ländchen erst 1955 in den Schoß der westdeutschen Länderfamilie aufgenommen. Hat man da zum Urnengang überhaupt die politische Reife?
Zudem hat die Franzosenzeit ihre Spuren hinterlassen. Zwar läuft der gemeine Saarländer nicht mit dem Barrett auf dem Kopf, der Gauloise im Mundwinkel und dem Baguette unterm Arm umher, aber nirgendwo kriechen mehr Renaults, Peugeots oder Cirtoёns herum als in Saarbrücken und nirgendwo sonst nennt man eine Fleischwurst eine Lyoner?
Nicht zuletzt deswegen redet man im Südwesten immer noch vom Saargebiet. Und viele erinnern sich noch an die Bezeichnung MUF, die Militaire Union Francaise, weshalb man in der Pfalz den Saarländer auch heute noch als Muffländer betitelt.
Ein weiterer Grund, die politische Mündigkeit zu hinterfragen, ist ein äußerst zweifelhaften Charakterzug des saarländischen Menschenschlags. Er leidet an chronischer Selbstüberschätzung. Größenwahn wird ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Wahrscheinlich ein Minderwertigkeitskomplex, der seine Ursache in der provinziellen Enge und der Winzigkeit dieses Landstrichs hat. In der Zeit als "autonome Region", von 1945 bis 55, leistete sich das Saarland tatsächlich ein eigenes NOK und nahm 1952 als selbständiges Land an den Olympischen Spielen in Helsinki teil. Sogar eine saarländische Fußballnational-Mannschaft gab es in dieser Zeit.
Man findet aber auch aktuelle Beweise für diese Selbstüberschätzung. Ein prominenter Saarländer, ein gewisser Erich H., geboren in Neunkirchen, gelernter Kommunist und Dachdecker, also derjenige Erich, der in Ostberlin als Letzter das Licht ausmachen sollte, wollte tatsächlich den Arbeiter- und Bauernstaat DDR zu einer führenden Wirtschaftnation der Welt machen. Das Ergebnis ist bekannt.
Auch ein Oskar Lafontaine, gebürtig in Saarlouis, ist dieser Hybris verfallen. Der ehemalige SPD-Vorsitzende rief schon als kleiner Junge aus: Wenn ich groß werde, werde ich einmal Bundeskanzler. Gott sei Dank ist er beides nicht geworden.
Bedingt durch diese Angeberei, gepaart mit der Großmannssucht eines Gernegroß, kann dem Saarländer deshalb eine gewisse Ähnlichkeit mit dem französischen Staatspräsidenten Herrn Sarkozy attestiert werden. Die logische Schlussfolgerung wäre deshalb, statt der Landtagswahlen, das Ganze Saarland als Morgengabe an Frankreich zurückzugeben.
Im Interesse der in den letzten Jahrzehnten wunderbar funktionierenden deutsch-französischen Freundschaft, ist davon allerdings dringend abzuraten.
Wahl Thüringen
Von Matthias Biskupek
Ostdeutsche Hörer werden ohne Probleme mitsingen können: "Die Partei, die Partei, / die hat immer Recht!" Und in Thüringen, im Land der führenden Partei, sowieso. Verwundert rieben wir uns den Schlaf aus den Augen, als ein in Thüringen lebender Sachse sein Manuskript auf unseren schönen Tisch knallte. Da er Erfahrungen mit der Zensur hat, senden wir seinen Beitrag ungekürzt. Vortragen wird der Verfasser ihn allerdings nicht, er empfahl eine andere Stimme. Warum nur?
"Man hat uns alles gegeben,
Zinsen, grüß Gott und den großen Plan.
Der Freistaat meistert das Leben,
Vorwärts, den Löffel packt an.
Hetzen die Miesen und grinsen,
Nehmen Euch nicht ganz für voll?
Kocht eure Klöße und Linsen,
Thüringer ihr seid so toll."
Die führende Partei hat in Thüringen immer Recht. Das wird auch nach der Wahl so sein. Wir hatten seit '90 schon die führenden Farben schwarzgelb und schwarzrot, dann lange das Alleinschwarz – und nun wird es gewiss wieder schwarzrot. Rotschwarz gibt's wohl nicht, denn die SPD führt sich in Thüringen vor allem als flügelschlagende Partei auf. Drum Genossen, es bleibet dabei: Althaus alleine sieht alt aus, aber mit Matschie wird's ganz schie.
Natürlich könnten in Thüringen auch gelbgrüne Farbenlehrer mitspielen, oder gar der Größte Anzunehmende Polit-Unfall eintreten: Der Ministerpräsidentenkandidat Bodo Ramelow wird vom Kandidaten zum Mitglied der Ministerpräsidentenriege befördert. Die LINKE als führende Partei, was sie ja irgendwie schon mal war. Insofern wird sich auch künftig in Thüringen nie etwas ändern: Die führende Partei hat immer Recht!
Wahl Bundestag
Von Peter Zudeick
Nach vielen und langen Jahren seines direkten Kontaktes zur großen Bundespolitik hatte er plötzlich einen Traum. Politik aus der Nahdistanz, Politiker zum Anfassen, die große Politik in Berlin – eine große Sehnsucht machte sich in seinem Schlafhirn breit. Sogar nach dem Aufwachen konnte er sich noch an seinen Traum erinnern. Es muss also ein ganz besonderer Traum gewesen sein. Also setzte er sich an den Schreibtisch und vertraute seinen Traum einem Blatt Papier an. Zwei schlichte Worte setzte er als Titel: "Mein Traumwahlkampf".
Mein schönster Traum seit Jahren: Drei Monate vor jeder Bundestagswahl darf kein Politiker mehr im Fernsehen auftreten. Sie sollen getrost ihre traditionellen Wahlkampfveranstaltungen in großen Hallen oder in Kneipen-Sälen oder auf Festplätzen machen. Sie sollen wie eh und je die Fußgängerzonen mit Ständen vollstellen, Fähnchen und Mützen und Kugelschreiber unters Volk bringen und plakatieren, was das Zeug hält. Aber zwölf Wochen strenges Auftrittsverbot im Radio und im Fernsehen. Keine Interviews, keine Talkshows, keine sogenannten Duelle.
Außerdem: Keine Umfragen mehr drei Monate vor der Bundestagswahl. Nicht jeden Tag, jede Woche dieses unerträgliche Geschwätz von sogenannten Demoskopen, die schon wieder aufs fabelhafteste erklären können, warum die Menschen genauso votieren wie Demoskopen und Medien es ihnen einflüstern. Ob Sonntagsfrage oder Politbarometer, ob Forsa, infratest, Allensbach oder Forschungsgruppe Wahlen – die Demoskopie, zu deutsch Volksausspähung, erfüllt unser Leben mit Sinn. Und wenn's Unsinn ist. Schluss damit.
Und man wird sehen: Ohne Fernsehwahlkampf und ohne Umfrage-Gebläse wird irgendwie die ganze Wählerei sinnlos. In Kaub am Rhein hat man Ende Juni daraus schon mal vorsorgliche Konsequenzen gezogen: Der neue Bürgermeister ist per Los bestimmt worden. Weil beide Kandidaten gleichviel Stimmen hatten. Das hat den Bürgern von Kaub so gefallen, dass sie nie mehr wählen wollen. Künftig soll von vornherein das Los entscheiden. Am Wahl-Sonntag, der künftig Los-Sonntag heißt, gibt's ein Volksfest und Freibier. Na, geht doch.
Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen. Wir erklären Wahlen zu großen Lotterie-Veranstaltungen. Überall im Land werden auf riesigen Jahrmärkten große Glücksräder aufgestellt, da sind die Köpfe der Kandidaten aufgemalt, die Räder werden allüberall zur gleichen Zeit gedreht, und der Kandidat ist gewählt, auf dem's stehenbleibt. Das gilt für die Kommunal- und Landtagswahlen.
Die Bundestagswahl wird als großes Happening inszeniert, als Happy-Election-Show auf allen öffentlich-rechtlichen und privaten Kanälen, Radio und Fernsehen, versteht sich, moderiert von Thomas Gottschalk, Günter Jauch und Verona Feldbusch. Das Bundes-Glücksrad steht selbstredend vor dem Brandenburger Tor, der komplette Tiergarten drumrum wird zur großen Wahl-Festspiel-Wiese. Und wenn dann Ende August drei Landtagswahlen auf einen Tag fallen und die Bundestagswahl und noch eine Landtagswahl im September noch anstehen, dann hebt die ganze Wahlblase allmählich ab.
Man muss sich das vorstellen als großen Kirmesplatz, als leicht gewölbtes Stück Globus unter einer Gasglocke, das langsam um sich selbst drehend in die Höhe steigt, immer höher, immer höher – nein, und dann nicht platzt, sondern immer weiter steigt, in immer dünnere Luftschichten, wie ein Ballon, den man irgendwann nicht mehr sieht. Und dann, liebe Freunde, dann haben wir's hinter uns. Und auf der Erde ist endlich Ruhe. Und an der Stelle, wo die Wahlkirmesblase war, errichten wir ein Mahnmal für den unbekannten Politiker. Und da feiern wir jedes Jahr ein schönes Fest.